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Handyman Jack 02 - Der Spezialist

Titel: Handyman Jack 02 - Der Spezialist
Autoren: F. Paul Wilson
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Büro.«
    »Wann?«
    »Heute nachmittag um vier.«
    »Woher weißt du, daß sie dann dort sein wird?«
    Sie zeigte ihr typisches verhaltenes Lächeln. »Weil du um diese Uhrzeit eine Verabredung mit ihr hast.«
    Jack lachte laut auf. »Warst du dir so sicher?«
    »Natürlich. Und ich werde mit Vicky ebenfalls dort sein, um euch miteinander bekannt zu machen.«
    Er runzelte die Stirn. »Hältst du das für klug?«
    »Dich ihr vorzustellen?«
    »Nein. Vicky dorthin mitzunehmen.«
    »Machst du Witze? Sie liebt es, diesen Kindern zu helfen.«
    »Ja, aber sie haben … Aids.«
    »Nein, sie sind HIV-positiv. Das ist ein großer Unterschied. Und man kann sich nicht mit HIV anstecken, indem man ein Baby auf den Arm nimmt. Wie oft habe ich dir das schon erklärt?«
    »Oft. Aber trotzdem …«
    »Wenn du es siehst, wirst du es verstehen. Und das wird um vier Uhr sein, okay?«
    »Okay«
    Sie küßten sich, aber Jack hatte ein ungutes Gefühl, das ihn frösteln ließ. Seine Liste der Dinge, die ihm Angst einjagten, war sehr kurz, aber der HIV-Virus stand darauf an erster Stelle.

4

    Jack machte einen kurzen Spaziergang hinüber zur Amsterdam Avenue.
    Nachdem sie Ende der achtziger und Anfang der neunziger Jahre vorübergehend zum Stillstand gekommen war, hatte die Neubesiedlung der Upper Westside mit zahlungskräftigen Mietern und Immobilienkäufern in rasantem Tempo angezogen. Alte Backsteinbauten wurden aufwendig renoviert, neue Apartments wurden gebaut, neue Restaurants öffneten ihre Tore. In ein paar Stunden würden die Straßen und die zahlreichen neuen Freßtempel, Trattorias und Bistros mit Yuppies und Smarties überfüllt sein, die hier traditionell den Freitag ausklingen ließen, um sich anschließend in das Wochenende zu stürzen und sich von ihrer stressigen Kauf- und Verkaufstätigkeit zu erholen.
    Als Individuen hatte Jack nichts gegen sie. Sicher, sie konnten ziemlich hohlköpfig sein, wenn es darum ging, in der Konsumarena und auf der Jagd nach neuen Trends die Nase vorne zu behalten, und als Gruppe neigten sie dazu, Ausstrahlung und Atmosphäre der Viertel zu zerstören, in die sie einfielen. Aber sie waren nicht von Grund auf schlecht oder böse. Zumindest die meisten von ihnen waren es nicht.
    Jack schaute auf die Uhr. Kurz vor drei. Abe wäre in diesem Moment sicherlich bereit für einen kleinen Nachmittagsimbiß. Er schaute bei Nick’s Nook vorbei, einem typischen Tante-Emma-Laden – in dieser Gegend eine allmählich aussterbende Gattung – und nahm eine kleine Leckerei mit.
    Seine nächste Station war der Isher Sports Shop. Das Eisengitter war hochgezogen und gab den Blick auf die halbblinden Fenster frei, hinter denen sich eine Ansammlung von verblichenen Plakattafeln, staubigen Fußbällen, Tennisbällen, Tennisschlägern, Basketballringen, Torwänden, Inline-Skates und anderen Schön-Wetter-Geräten auf den sonnenbeschienenen Ausstellungsflächen präsentierte.
    Im Inneren des Ladens herrschte eine ähnliche Unordnung. Fahrräder hingen von der Decke herab, hier standen Drückbänke für Bodybuilder, dort lagen Taucherausrüstungen herum, und schmale Gänge wanden sich zwischen völlig überladenen Regalen hindurch.
    Als Jack eintrat, bediente Abe Grossman soeben einen Kunden – oder genauer gesagt, er fertigte den Kunden ab.
    Abe ging auf die Sechzig zu, und sein Gewicht näherte sich bedenklich einer Achteltonne, was gar nicht so schlimm gewesen wäre, hätte seine Körpergröße mehr als eins siebzig betragen. Bekleidet war er mit seiner üblichen Uniform – schwarze Hose und ein weißes, kurzärmeliges Hemd. Ein Stirnrunzeln furchte sein gewöhnlich freundlich dreinblickendes rundes Gesicht, ein Gesicht, das dank des unbarmherzigen Zurückweichens des Haupthaares, um so runder wirkte.
    »Haken?« fragte Abe gerade. »Warum wollen Sie Haken? Können Sie sich vorstellen, welche Schmerzen es einem Fisch bereitet, wenn er auf einen solchen Haken beißt? Und diese Widerhaken. Oih! Man muß sie herausreißen! Was das für Wunden im weichen Fischmaul hinterläßt. Bohren Sie sich doch selbst mal einen Angelhaken in die Zunge, und dann entscheiden Sie, ob es Ihnen gefällt.«
    Der Kunde, ein hellblonder Mitdreißiger in einer verwaschenen Jeans, starrte Abe entgeistert an. Er versuchte vergeblich, darauf etwas zu erwidern, dann machte er einen zweiten Anlauf.
    »Sie belieben zu scherzen, nicht wahr?«
    Abe lehnte sich über die Theke – jedenfalls soweit es ihm sein beträchtlicher Bauch gestattete
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