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Handyman Jack 02 - Der Spezialist

Titel: Handyman Jack 02 - Der Spezialist
Autoren: F. Paul Wilson
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sagte sie und klopfte leicht auf den Rücken des Babys. »Sieh ihn dir doch an, wie er dort sitzt und Radio hört, das absolute Sinnbild für perfekte Weihnachtsstimmung.«
    Er hatte ein tragbares Radio mitgebracht und es auf die Fensterbank gestellt, wo es leise spielte.
    »Es ist immerhin Weihnachtsmusik«, meinte er.
    Der winzige Lautsprecher wurde Shawn Colvins sehr schöner Version von »Have Yourself a Merry Little Christmas« zwar in keiner Weise gerecht, aber sie klang trotzdem wunderbar.
    »Ja, aber es ist schon wieder mal diese seltsame Station, die du schon seit zwei Tagen hörst. Was ist denn so interessant in den Catskills?«
    »Ich verfolge da oben eine Story.«
    Gia starrte ihn an. »Meinst du die über …?«
    Sie beendete den Satz nicht, aber er wußte, welche Story sie meinte. Die sechs Leichen, die an einer Raststätte an der Schnellstraße gefunden worden waren – »Schrecklicher Massenmord!« –, waren in sämtlichen Medien erwähnt worden.
    Sie wollte die Einzelheiten offensichtlich nicht vor Vicky zur Sprache bringen.
    Er nickte. »Genau die meine ich.«
    Jack hatte den Truck am Rand des Parkplatzes der Raststätte geparkt und dann Julio angerufen. Er hatte zwei Cheeseburgers verzehrt und den Schneeflocken zugeschaut, bis Julio eintraf, und dann waren sie in die Stadt zurückgefahren. Unterwegs hatte Jack von einer Tankstelle aus bei der Polizei angerufen und auf den verlassenen Lastwagen hingewiesen.
    Gia preßte die Lippen aufeinander und wandte sich ab. Das Baby, ein kleines schwarzes Mädchen, schaute Jack über Gias Schulter hinweg an und rülpste.
    »Bist ein gutes Kind«, sagte Gia. Sie wandte sich um und kam zu Jack und blieb vor ihm stehen. »Streck die Arme aus«, befahl sie.
    »Nein, Gia, wirklich …«
    »Tu es, Jack. Vertrau mir, du brauchst das. Wirklich. Aber die Kleine braucht es noch mehr.«
    »Ich bitte dich, Gia …«
    »Nein, ich meine es ernst.«
    Sie drehte das Baby so, daß Jack der Kleinen ins Gesicht schauen konnte. Die dunklen Augen musterten ihn einige Sekunden lang, dann lächelte das Kind.
    Toll, dachte Jack.
    »Sie heißt Felicity. Eine der Schwestern nannte sie so, weil ihre Mutter verschwand, ohne sich die Mühe zu machen, ihr einen Namen zu geben. Felicity mußte in der ersten Woche ihres Lebens einen Crack-Entzug durchmachen. Sie ist HIV-positiv, und sie ist ausgesetzt worden. Sie hat niemanden, an den sie sich anlehnen kann, Jack. Babys müssen in den Arm genommen werden. Also tu’s. Mach ihr die Freude. Es wird dich schon nicht umbringen.«
    »Das ist es nicht …«
    »Jack.« Sie hielt ihm Felicity hin.
    »Ach, okay«
    Vorsichtig, unbeholfen ließ Jack sich das Baby von Gia in den Arm legen.
    »Vorsichtig«, sagte er. Warum zwang sie ihn dazu? »Ganz vorsichtig. Nicht daß ich die Kleine fallen lasse.«
    Gia lachte leise, und das beruhigte ihn. »Sie ist zart, klar, aber so zart nun auch wieder nicht.«
    Schließlich lag der Kopf des Kindes in seiner rechten Armbeuge. Sie schmatzte und bewegte sich, und Jack hielt sie ein wenig fester, legte einen Arm um sie, damit sie sich sicher und beschützt fühlte und damit sie nicht herunterrutschen konnte. Gia steckte ihr einen Schnuller in den Mund, und Felicity begann zu saugen. Das schien zu funktionieren. Sie schloß die Augen und blieb ruhig liegen.
    »Wie fühlt sich das an?« fragte Gia.
    Jack schaute sie an. »Nun ja, es fühlt sich … ganz okay an.«
    Gia lächelte. »Wenn du das sagst, dann heißt das soviel wie phantastisch, vermute ich mal.«
    Jack betrachtete Felicitys unschuldiges kleines Gesicht und dachte daran, was dieses Kind in seinem Leben schon alles durchgemacht hatte. Und das Schlimmste würde noch kommen. Er empfand plötzlich den unwiderstehlichen Drang, das Kind zu beschützen … vor allem.
    »Es ist wundervoll, Gia.«
    Und so meinte er es auch. Daß etwas so Simples, wie von einem anderen Menschen im Arm gehalten zu werden, für ein Kind so wichtig war, nun, das war beinahe … überwältigend.
    »Deine Eltern haben dir reizende kleine Geschenke hinterlassen, Felicity: eine Sucht und einen Killervirus. Wie wird es mit dir weitergehen?«
    »Wahrscheinlich kommt sie in ein Waisenhaus«, sagte Gia.
    Er schaute sie wieder an und entdeckte Tränen in ihren Augen. »Sie brauchen so viel, Jack. Ich wünschte, ich könnte jedes dieser Kinder mitnehmen.«
    »Ich weiß«, sagte er leise.
    Im Radio wurden mittlerweile Nachrichten gesendet, und die neueste Meldung aus den Catskills betraf ein
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