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Hamburg - Dänemark

Hamburg - Dänemark

Titel: Hamburg - Dänemark
Autoren: Sissi Kaipurgay
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Befürchtungen bewahrheiteten sich. Norman wirkte genauso entsetzt wie ich, als Randi mich freudestrahlend in sein Büro führte.
    „Was machst du denn hier?“ Norman hatte tiefe Ringe unter den Augen und wirkte müde, seine Augen funkelten mich böse an.
    „Ich arbeite hier, was dagegen?“, ranzte ich zurück.
    „Ah, ihr kennt euch.“ Ein feines Lächeln spielte um Randis Mund.
    „Ja“, antworteten wir gleichzeitig.
    „Wie schön, dann lass ich euch mal allein.“
    Randi rauschte aus dem Zimmer. Schweigend starrten Norman und ich uns eine Weile an. Schließlich erhob er sich und schloss die Tür, verschränkte die Arme vor der Brust und baute sich vor mir auf.
    „Wir werden wohl oder übel miteinander auskommen müssen“, knurrte Norman, „Aber glaub nicht, dass ich mich noch mal von dir überrumpeln lasse.“
    „Ich hab dich nicht überrumpelt. Du wolltest es genauso wie ich“, fuhr ich ihn verhalten an.
    „Ich hab dich nicht gebeten in mein Bett zu kommen“, ätzte Norman zurück.
     
    Beim Verlassen des Büros knallte ich die Tür hinter mir zu. Der Schmerz setzte mit voller Wucht wieder ein, kaum war der Ärger verraucht. Ach Mist. Wie sollte ich es nur aushalten in Normans Nähe zu sein, ohne ihn erneut berühren zu wollen? Ich durfte es einfach nicht, wenn ich nicht Brians Schicksal teilen wollte.
     
    Die nächsten Tage wurden zu einem Drahtseilakt. Immer, wenn ich Norman auf dem Flur – oder noch schlimmer – auf der Toilette begegnete, ging mein Herz in Höchstleistungsmodus und der Magen ballte sich zusammen. Meine Gesundheit würde ernsthaften Schaden nehmen, wenn wir die Sache nicht aus der Welt schafften.
    Am Freitag - die meisten Kollegen hatten schon Feierabend gemacht - ging ich zu Normans Büro, trat ohne anzuklopfen ein und schloss die Tür hinter mir. Sein Kopf fuhr hoch und seine Augen verengten sich zu Schlitzen. Ich baute mich vor dem Schreibtisch auf.
    „Es geht so nicht weiter“, sagte ich mit fester Stimme, obwohl mir das Herz in der Hose hing. „Ich kann nicht mit dir arbeiten, wenn wir verfeindet sind.“
    Norman hob eine Augenbraue und sah mich erstaunt an. „Wieso verfeindet? Davon weiß ich nichts.“
    „Aber du behandelst mich so.“
    „Ach, tu ich das?“ Er sprang auf und umrundete den Schreibtisch, was mich automatisch zurückweichen ließ.
     
    Norman
     
    Verfeindet? Mein Gott, was hatte sich Gregory da zusammengereimt? Dicht vor ihm blieb ich stehen. Ich konnte seinen Duft wahrnehmen, was meinen Herzschlag noch einmal beschleunigte. Die ganzen Nächte seit unserem Abschied hatte ich diesen Duft gerochen, ihn wieder in meinem Arm gehalten und seine Lippen gespürt. Der akute Schlafmangel zerrte an meinen Nerven. Inzwischen ähnelte ich einem Zombie, wenn ich dem Spiegelbild Glauben schenken durfte.
    Gregory starrte mich an, als würde er mich hassen. Plötzlich wusste ich nicht mehr, wie unser Verhältnis so hatte eskalieren können. Er konnte nichts dafür, dass ich mich in ihn verliebt hatte. Dass er mal einen Mann im Bett hatte ausprobieren wollen konnte ich ihm auch nicht übel nehmen, immerhin hatte er wenigstens mich gewählt und mir damit einen unvergesslichen Moment geschenkt.
    „Greg, was ist nur mit uns los?“
    Seine Miene wandelte sich, traurig sah er mich an und schüttelte den Kopf. „Ich weiß es nicht.“
    Ich legte eine Hand an seine Wange und streichelte ihn sanft. Die Sehnsucht wurde übermächtig, ich beugte mich vor und – Gregory tauchte unter meinem Arm durch, war im nächsten Augenblick schon an der Tür. Ich hörte seine schnellen Schritte auf dem Flur, die Tür zum Treppenhaus fiel kurz darauf ins Schloss.
     
    Zuhause angekommen ging ich ins Schlafzimmer und warf mich aufs Bett. Der Zusammenstoss mit Gregory hatte mich aufgewühlt und ich brauchte ein wenig Ruhe, um wieder zu mir zu kommen. Darüber musste ich wohl eingeschlafen sein.
    Ein Läuten an der Tür weckte mich. Orientierungslos fuhr ich hoch, es war inzwischen dunkel. Blind suchte ich nach dem Schalter der Nachttischlampe und warf einen Blick auf das Ziffernblatt des Weckers. Schon neun Uhr.
    Es schellte erneut. Ich schob mich vom Bett und trottete durch den Flur. Sicher war es nur ein Nachbar, der sich Eier leihen wollte. Kaum hatte ich die Tür geöffnet, flog mir Gregory um den Hals. Er stank nach Schnaps und machte einen aufgelösten Eindruck.
    Seine Arme umklammerten meinen Nacken, die Augen glänzten betrunken und er sagte: „Bitte fick mich.“
    Es verschlug
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