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Hamam - Kolats Zaubertrank

Hamam - Kolats Zaubertrank

Titel: Hamam - Kolats Zaubertrank
Autoren: Karola Cantor
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Gefallen, ein Gläschen Wein mit mir zu trinken!“

    Ohne eine Antwort abzuwarten, griff die Gräfin nach einem Glöckchen und läutete nach ihrer Kammerzofe, die sogleich erschien.
    „Bring uns von dem süßen Wein, Ännlin. Du weißt schon. Und das Schatzkästchen!“
    „Sehr wohl, Frau Gräfin“, knickste Ännlin und verschwand lächelnd Richtung Küche. Bald darauf kehrte sie mit einem silbernen Tablett zurück, auf dem ein irdener Krug mit Wein und zwei Trinkgefässe angerichtet waren. Ein filigran gearbeitetes Holzkästchen in Form einer Schatzkiste stand in der Mitte des Tabletts.
    „Vielen Dank Ännlin. Und nun sorge dafür, dass wir ungestört bleiben!“
    „Sehr wohl, Frau Gräfin!“ Ännlin füllte die beiden Pokale mit Wein und überreichte sie der Gräfin und ihrem Gast. Dann zog sie sich mit einem Knicks zurück.
    „Was ist eigentlich mit Eurem Herrn Gemahl? Ännlin erwähnte, er sei verreist. Aber mehr wollte sie mir nicht verraten.“
    „Mein Herr Gemahl geruhen mal wieder, außer Landes zu weilen“, entgegnete die Gräfin spitz. „Er hält sich im Languedoc auf, ich glaube in Perpignan.“
    „Darf man erfahren, in welcher Mission er dort unterwegs ist?“
    „Graf von Hohnhorst ist Deutschherrnritter, wie Ihr wisst. Ein Orden, der in enger Beziehung zu den Tempelrittern steht. Weshalb der Graf sich ins Languedoc begeben hat, kann ich Euch allerdings nicht sagen. Es ranken sich viele Geheimnisse und Gerüchte um diesen Orden.“
    „Die Tempelritter? Sagt man ihnen nicht nach, sie seien die Hüter des Heiligen Grals?“
    „Sehr richtig, das sagt man ihnen nach. Es ranken sich aber auch noch allerhand andere Gerüchte um diese geheimnisvolle Bruderschaft. So bezichtigt man sie der Magie und der Hexerei, unterstellt ihnen Unzucht und homosexuelle Umtriebe und viele andere Dinge, die nachgerade lächerlich sind. Die ungeheuerlichste Unterstellung allerdings ist die, dass sie Christus als falschen Propheten bezeichnet und das Kreuz bespuckt und mit Füssen getreten haben sollen.“
    „Das sind in der Tat unglaubliche Unterstellungen, die vermutlich jeder Grundlage entbehren.“
    „Quod erat demonstrandum“, murmelte die Gräfin in sich hinein.
    „Was sagtet Ihr?“
    „Ach nichts, nichts von Belang.“
    „Verzeiht mir, aber ich habe immer noch nicht verstanden, was dies alles mit Graf Hohnhorst zu tun haben soll.“
    „Das weiß ich doch selber nicht so genau, Ritter Tannhäuser. Ich kann nur vermuten, dass er auf der Suche nach irgendetwas ist. Möglicherweise jagt er dem verloren gegangenen Schatz der Tempelritter hinterher. Er ist nun mal ein unruhiger Geist. Aber jetzt lasst uns von anderen Dingen reden. Auf Euer Wohlsein, Heinrich! Möge es Euch bald besser gehen!“ Mit kokettem Blick schaute sie ihm in die Augen und führte den Becher an ihre Lippen.
    „Auf Eure Gesundheit, Gräfin von Hohnhorst!“, entgegnete Tannhäuser und nahm einen kräftigen Schluck aus dem Pokale.
    Der Wein war von fruchtig aromatischer Süße mit einem sonderbar erdigen Geschmack, den Tannhäuser an Wein bisher noch nicht gekannt hatte. Schon nach den ersten Zügen hatte er das Gefühl, innerlich aufzutauen. Seine Erstarrung schien von ihm abzufallen, wie das Laub im Herbstwald und seine niedergeschlagene Stimmung wurde von einer befreienden Heiterkeit abgelöst. Die Gräfin erschien ihm um Jahre verjüngt und endlich war er imstande, die Rundungen ihrer Brüste und ihre verführerischen weiblichen Reize wahrzunehmen.
    „Wie fühlt Ihr Euch, Tannhäuser?“, fragte die Gräfin erwartungsvoll, als sie erkannte, dass sein Gesicht wieder eine gesunde Röte angenommen und ein strahlendes Leuchten in seine Augen zurückgekehrt war.
    „Wie neu geboren, Frau Gräfin. Was ist das, was Ihr mir da verabreicht habt?“ Tannhäuser war sich sehr wohl bewusst, dass sein plötzlicher Stimmungsumschwung nur mit dem Getränk zusammen hängen konnte, das ihm die Gräfin soeben kredenzt hatte.
    „Nur ein kleines Tonikum, das Eure Lebensgeister und Eure Manneskraft wieder in Schwung bringen soll. Seid unbesorgt, es ist völlig ungefährlich!“
    „Nun, es scheint ja seinen Zweck zu erfüllen. Und was hat es mit dem Kästchen auf sich?“
    „Ein kleines Geheimnis. Möchtet Ihr es lüften?“
    „Wenn Ihr Euer Geheimnis mit mir teilen wolltet, so wäre es mir eine große Ehre.“

    Tannhäuser war mittlerweile jenseits von Gut und Böse. Seine holde Elisabeth hatte er längst vergessen.
    Die Gräfin überreichte ihm
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