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Hamam - Kolats Zaubertrank

Hamam - Kolats Zaubertrank

Titel: Hamam - Kolats Zaubertrank
Autoren: Karola Cantor
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Norden her kommend, das Stadttor von Bamberg passierte. Nachdem sie ihn aufgefordert hatten, wegen des großen Andrangs auf dem Marktplatz von seinem Pferd abzusitzen, hatten die Wachen ihn ungehindert passieren lassen. Und so quälte er sich missmutig und stumpfsinnig durch die engen, von gut gelaunten und beschwingten Menschen überfüllten Gassen, seinen Apfelschimmel am Zügel neben sich her führend. Seine Laute, an einem bunten Band befestigt, hatte er sich über den Rücken gebunden. Es war der Tag vor dem Marienfest und die Bauern und Handwerker, die Händler, Gaukler und Spielleute waren aus der ganzen Gegend zusammen gekommen, um ihre Waren feilzubieten und ihre Späßchen zu treiben.
    Tannhäuser nahm kaum Notiz von dem Geschehen um ihn herum. Er brachte sein Pferd in einem Stall unter und quartierte sich in einer heruntergekommenen Spelunke ein, wo er eine kleine Mahlzeit zu sich nahm. Während er seinen Durst mit einem Krug Bier löschte und lustlos seine Schweinshaxe herunter würgte, beobachtete er, wie einige ungehobelte Handwerks- und Bauernburschen im Nebenraum mit zwei drallen, ordinären Dirnen ihren Schabernack trieben. Als die bierseligen Burschen bemerkten, dass Tannhäuser sie beobachtete, luden sie ihn ein, sich zu ihnen zu gesellen und sich mit ihnen und den lüsternen Weibsbildern zu amüsieren. Tannhäuser lehnte dankend ab und begab sich angewidert zurück in seine Kammer. Er ergriff seine Laute und machte sich auf den Weg zum Marktplatz.
    Schon von weitem hörte er das Gejohle der Betrunkenen und das Gezeter der Marktweiber, die ihre Waren zum Kaufe feilboten. In der Gasse, die zum Marktplatz führte, hing ein frisch geschlachtetes Schwein wie ein Gekreuzigter zum Ausbluten an einer Leiter. Ein Geflügelhändler hatte ein aufgeregt gackerndes Huhn gepackt, hielt es mit dem Kopf über einen Hauklotz und hackte ihm mit einem Beilchen wie nebenbei den Kopf ab, während er lachend mit einer Marktfrau anbändelte. Das Huhn flatterte noch einige Male mit den Flügeln, dann kam es endlich zur Ruhe. Die Gerüche von Blut und halb verwestem Fleisch, die Ausdünstungen der Abwässer in der Gosse und der in die Nase stechende Schweiß des vorübereilenden Mobs vermischten sich mit den verlockenden Düften der feilgebotenen Früchte, der Backwaren und des Naschwerks. Tannhäuser passierte die Wanderbühne eines Puppenspielers, vor der sich einige Frauen mit ihren Kindern versammelt hatten, um andächtig der Liebesgeschichte zwischen der Prinzessin und dem verzauberten Prinzen zu lauschen.
    Er suchte sich einen ruhigeren Platz in der Nähe des Marktbrunnens, nahm seine Laute von der Schulter, stimmte die Saiten nach und begann, seine schwermütigen Minnelieder zum Besten zu geben:

    Aber die düsteren Verse, die er, seiner Stimmung entsprechend, zum Vortrage brachte, waren nicht dazu angetan, viele Zuhörer in seinen Bann zu schlagen. Die Leute waren in aufgekratzter, festlicher Stimmung und wollten sich ihre gute Laune nicht durch die von Liebesleid und Verzweiflung durchtränkten Lieder Tannhäusers vergällen lassen.
    Er hatte ungefähr eine halbe Stunde lang gesungen und nur ein paar armselige Kupfermünzen in seinem Hut gesammelt, als sich ihm eine junge Maid in der Tracht einer Kammerzofe näherte. Sie horchte ihm eine Weile zu und wartete, bis er sein Lied zu Ende gebracht hatte. Dann trat sie auf ihn zu, knickste höfisch und sprach ihn an:
    „Ritter Tannhäuser? Meine Herrin, die Gräfin von Hohnhorst, bittet Euch, ihr auf ihrer Burg Eure Aufwartung zu machen“.
    „Gräfin von Hohnhorst?“, fragte Tannhäuser verwundert. „Was hat sie für ein Anliegen, dass sie mich auf ihrer Burg empfangen will?“
    „Ich kann Euch hierüber leider keine Auskunft geben, mein Herr. Vielleicht möchte sie sich von Eurer berühmten Sangeskunst unterhalten lassen. Ich weiß es aber nicht. Sie hat Ihren Zweispänner geschickt, der Euch vor dem Stadttor erwartet, so Ihr mir folgen möchtet.“
    „Was ist mit ihrem Gemahl, dem Grafen von Hohnhorst?“
    „Der Herr Graf weilt außer Landes, wo genau vermag ich nicht zu sagen.“
    „Wohlan, dann geleite mich zur Kutsche“, entgegnete Tannhäuser, warf sich die Laute über die Schulter und begab sich in Begleitung der Kammerzofe in Richtung des Stadttores, wo der Zweispänner der Gräfin ihn erwartete.

    * * *

    Von zwei arabischen Vollblütern im munteren Trab gezogen, erreichte die Kutsche in kurzer Zeit die Altenburg. Das Gespann überquerte die
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