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Halva, meine Sueße

Halva, meine Sueße

Titel: Halva, meine Sueße
Autoren: Ellen Alpsten
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starken Rücken.
    Sie beide waren eins und nur eines, nämlich Liebe.
    Die Kerzen waren heruntergebrannt und Kai hatte seine
Bettdecke zu ihnen auf den Boden gezogen. Sie hielten einander
eng umschlungen und flüsterten miteinander, obwohl
sie in dem leeren Haus niemand hören konnte. Jeder unnötige
Laut hätte ein Loch in das zart gesponnene Netz ihres
Beisammenseins gerissen.
    »Hast du keinen Hunger?«, wisperte er in ihr Ohr.
    Sie schüttelte den Kopf. »Nein. Ich brauche nur dich.«
    Kai sah, wie Halvas Lider sich schlossen. Auch er war mit
einem Mal unendlich müde. Alle Anspannung der vergangenen
Stunden wich von ihm. Er merkte, dass er seit der
No-Rooz
-Feier kaum geschlafen hatte. Seine Glieder waren
schwer und seine Seele satt, getränkt mit ihrer Liebe. Er
kuschelte seinen Kopf in ihre Halsbeuge und schnupperte
an ihrem Nacken. Hm. Sie duftete nach Jasmin und Honig,
einfach so, ganz ohne Parfum.
    »Je mehr ich gebe, je mehr hab ich. Das ist auch Romeo
und Julia.« Er hob den Kopf und seine Augen liefen über vor
Liebe.
    Halvas Pupillen waren groß und schwarz und im letzten
Schein der Kerzen schimmerte ihre Iris beinahe olivfarben.
Kai zog sich das Herz zusammen, als er ihren Blick auffing.
Etwas war darin zu lesen, das er nicht verstand.
    »Das ist wunderschön«, sagte sie ernst.
    »Heirate mich, Halva«, brach es plötzlich aus ihm heraus.
    »Was?« Sie lag jetzt reglos neben ihm. Das Kerzenlicht
warf Schatten auf ihre zarte Haut. Kai schlang seine Finger
in ihre, küsste erst ihre Hände und dann ihr Gesicht
und ihre Nasenspitze. Hatte sie nicht mal gesagt, das bringe
Glück?
    »Heirate mich«, wiederholte er heiser. »So sind wir immer
zusammen. Dann kann mich niemand mehr von dir trennen,
und niemand kann dich mehr zwingen, jemand anderen
zu heiraten. Du hast doch jetzt deinen Pass dabei, oder?
Dann machen wir es – gleich morgen früh!«
    Er sah sie gespannt an. Ihre Lippen lösten sich in ein Lächeln,
das jedoch ihre Augen nicht erreichte, und er glaubte,
sogar einen Anflug von Traurigkeit in ihrem Gesicht zu erkennen. Natürlich, es gab so vieles zu bedenken. Und da fiel
er mit der Tür ins Haus!
    »Kai. Was für eine wunderbare Idee …« Ihre Stimme verlor
sich.
    »Du musst mir nicht gleich antworten, Halva. Ich warte.«
    Kai zog sie an sich, als ihre tiefen, regelmäßigen Atemzüge
ihm verrieten, dass sie eingeschlafen war. Er küsste zärtlich
ihre Lider. Nun gut, dann wollte er sie eben morgen früh
noch einmal fragen. Und einfach immer wieder, bis sie Ja
sagte. Wie schön, sie so neben sich schlafen zu spüren. Nun
waren sie für immer zusammen. Niemand konnte sie mehr
trennen.
    Er sah Halvas kleine Tasche in der Zimmerecke stehen
und ein warmes Gefühl breitete sich in ihm aus. Er hatte das
Richtige getan. Sie hatte ihr Leben in einen Koffer gepackt
und war zu ihm gekommen. In dieser Nacht begann ihr gemeinsames
Leben und Glück. Mit diesem Gedanken wurden
auch ihm die Lider schwer. Er kuschelte sich an Halva,
schlang die Arme um sie und presste seine Nase wieder in
ihren Nacken, um beim Einschlafen Honig und Jasmin zu
riechen.

Als Kai erwachte, war Halva fort.
    Er setzte sich auf, rieb sich die Augen und streckte den
Rücken durch. Seine Glieder waren schwer von Liebe und
sein Herz weit und voll von der Erinnerung an die vergangene
Nacht. Er sah sich um und legte dann instinktiv die
Hand auf die Tagesdecke. Der Platz, auf dem Halva gelegen
hatte, war kühl.
    War sie im Badezimmer? Duschte sie schon? Mist, er hatte
sie mit einem Frühstück überraschen wollen. Kai lauschte in
das leere Haus, aber alles blieb still. Er stand auf und sah sich
verwirrt um. Ihre Kleider, die gestern Nacht achtlos neben
dem Bett gelegen hatten, waren fort. Kai stand reglos in der
Zimmermitte. Dann griff er nach seinem Telefon, das aus der
Tasche seiner Jeans gefallen war. Jemand hatte eine Nachricht
hinterlassen. War das Halva? Er rief seine Mailbox an.
    »Hallo Kai, hier ist dein Vater. Ich bin gerade aufgewacht. Die
Wunde ist gut genäht, aber mein Kopf dröhnt noch immer. Ich habe wohl eine ziemlich heftige Gehirnerschütterung davongetragen. Aber
bald bin ich wieder auf dem Damm. Kommst du mich nachher
besuchen?«
    Kai legte auf und zwang sich, in die Ecke zu sehen, wo
Halva gestern ihre kleine Tasche abgestellt hatte. Ihr Gepäck
war fort. Sein Herz stockte kurz, ehe es hart zu schlagen
begann. Wo war sie? Automatisch griff er wieder zu seinem
iPhone, wählte Halvas Nummer und warf es dann zornig
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