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Halva, meine Sueße

Halva, meine Sueße

Titel: Halva, meine Sueße
Autoren: Ellen Alpsten
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fort«, fauchte Miryam ihn wieder an. »Jetzt kannst du
deine Geschenke behalten, statt sie morgens für Halva auf
die Schwelle zu schmuggeln, sobald ich dir nur den Rücken
zudrehe. Verräter!«
    »Was?« Lukas schlug sich mit der Hand vor die Stirn.
»Deshalb
bist du so sauer auf mich? Sag das doch gleich! Das war doch gar nicht ich, sondern Michael.«
    »Wer ist Michael?«, fragte Miryam und Kai hörte Zweifel
in ihrer Stimme. Er zitterte vor Ungeduld. Es war ihm
scheißegal, wer Michael war. Er wollte zu Halva.
    »Vielleicht könnt ihr das später klären …«, sagte er mit nur
mühsam unterdrücktem Zorn, doch sowohl Lukas als auch
Miryam ignorierten ihn.
    »Na, mein Geselle«, antwortete der Bäcker nun. »
Er
ist
total in Halva verschossen, nicht ich! Lass es, Junge, habe
ich immer gesagt, aber er wollte nicht hören. Er hat immer
wieder Geschenke auf die Schwelle gelegt und gehofft, dass
Halva darauf mal reagiert. Mann, bin ich froh, dass sich das
so einfach geklärt hat!«
    Lukas lachte, doch aus Miryams Gesicht wich alles Blut.
Sie hielt sich an der Theke fest, ehe sie Kai ansah und flüsterte:
»Allah steh mir bei.«
    »Was? Miryam, sag mir, wo sie ist! Wo kann ich sie finden?
«, drängte Kai. Die Stimme versagte ihm.
    »Was ist denn los, Miryam?«, fragte Lukas völlig verdutzt,
doch die schüttelte fassungslos den Kopf. »Ich dachte, dass du … Ich meine, ich dachte wirklich, die Geschenke seien
von dir. Dass du dich heimlich in Halva verliebt hättest …«
    »So’n Unsinn. Ich habe doch dich, mein Schatz. Was will
ich mehr? Wir haben es doch gut zusammen, oder?«
    Miryam schluchzte auf und sah zu Kai: »Du musst sofort
zum Flughafen. Halvas Flugzeug geht in zwei Stunden.«
    »Ihr Flugzeug?« Kais Mund wurde trocken. »Wohin denn?«
    »Teheran«, flüsterte Miryam.
    »Was? Oh Gott! Ich versteh nicht … warum?«, stammelte
Kai und packte Miryam wieder am Handgelenk.
    »Bitte …«, sagte Lukas Niebusch und Kai ließ Miryam
los. Die schlug nun die Hände vors Gesicht und schüttelte
den Kopf, ehe sie flüsterte: »Es ist meine Schuld, es ist alles
meine Schuld.«
    »Sag mir, weshalb sie dorthin fliegt«, keuchte Kai. Ihm
wurden die Knie weich. Es fühlte sich an wie der Schlag in
den Solarplexus, den Cyrus ihm vor knapp vierundzwanzig
Stunden verpasst hatte.
    Miryam sagte tonlos: »Halva geht zu Sharim, um das, was
sie Mudi angetan hat, wiedergutzumachen.«
    »Bist du sicher?«, fragte Kai kraftlos.
    »Ja. Sie war hier im Café, als ich ankam.«
    »Weshalb?«
    »Sie hat Halva gemacht.«
    Sie hatte Halva zubereitet? Eine unsinnige Hoffnung breitete
sich in Kai aus. Vielleicht hatte sie so eine Botschaft für
ihn hinterlassen.
    »Ist die Halva hier?«
    Miryam schüttelte den Kopf. »Nein. Sie hat nur eine kleine
Portion gemacht. Als Proviant, sozusagen.«
    Kai ballte wieder die Fäuste. Trotz Miryams Reue hasste
er sie. Hasste sie aus ganzem Herzen. Er fühlte sich hilflos
in einem Netz gefangen, von dem er nicht einmal genau
wusste, wie er in es hineingeraten war.
    Miryam schüttelte den Kopf und sah ihn mitleidig an. »Verstehst
du nicht? Wegen der ganzen Geschichte und deiner
Anzeige wird Mudi nicht mehr Jura studieren können. Raya
wird Halva nie verzeihen … Ich denke, sie will die Schande,
die sie über die Familie gebracht hat, vergessen machen.«
    »Welche verfluchte Schande denn?«, schrie Kai. Das war
doch nicht zum Aushalten! All dies ging über seinen Verstand.
»Wenn ich noch einmal dieses Wort höre, werde ich
wahnsinnig!«
    »Aber, Kai! Durch deine Anzeige kann Mudi niemals Anwalt
oder Richter werden. Mudi und Cyrus haben beide gestanden
und sitzen in Untersuchungshaft. Es war alles umsonst.
Wie soll die Familie das verwinden?«
    Kai biss die Zähne zusammen. Er erwiderte kein einziges
Wort, sondern drehte sich einfach um und wollte aus dem
Café stürzen.
    Doch da nahm er aus den Augenwinkeln etwas wahr:
Ganz am Rand der Schaufensterauslage lag eine Schachtel,
die mit einem schlichten blauen Schleifenband umwickelt
war. Und auf dem Deckel standen zwei Worte, die sein Herz
höher schlagen ließen.
Für Kai.
    Hastig bückte er sich nach dem kleinen Paket und zog das
blaue Schleifenband ab. Sie hatte ihm doch eine Botschaft
hinterlassen!
    »Hey! Was machst du mit unseren Auslagen?«, ertönte
Miryams Stimme hinter ihm, aber er ignorierte sie komplett.
    Für einige Augenblicke starrte er fassungslos auf den Inhalt
der kleinen Pappschachtel. Dann rannte er ohne ein
weiteres Wort aus dem
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