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Halva, meine Sueße

Halva, meine Sueße

Titel: Halva, meine Sueße
Autoren: Ellen Alpsten
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Bei dem Anblick graute es Kai. Er holte
tief Luft.
    »HALVA!«, brüllte er, dass ihm die Lungen platzen wollten.
Er trat jetzt gegen das Glas und die eben noch so friedlich
winkende Familie zog ängstlich ihre kleinen Kinder an
sich.
    »Hey, spinnst du?!« Der Mann, der eben noch seine Bordkarte
hatte sehen wollen, lief nun hinter seinem Schalter
hervor und griff zu seinem Funkgerät.
    Da! Endlich blickte Halva auf! Kai rief noch einmal aus
Leibeskräften: »Halva! Was tust du da? Das ist doch Wahnsinn
…« Seine Stimme brach. Er ertrug das nicht. Tränen
strömten über sein Gesicht, als Halva sich in seine Richtung
wandte.
    Ihr Blick traf den seinen.
    »Halva, meine Süße«, flüsterte er hilflos.
    War alles zu spät? In dem dunklen Rahmen des Kopftuchs
war ihr Gesicht sehr blass, nur ihre Augen leuchteten heller
als je zuvor.
    Sie sah ihn stumm an.
    »Halva! Komm zurück!«, schrie Kai, als vom Ende der
Abflughalle schon zwei Polizisten auf ihn zugelaufen kamen.
    »Halt, stehen bleiben!«, riefen sie.
    »Ich laufe doch nicht weg, ihr Deppen!«, brüllte Kai und
hämmerte wieder gegen das Glas. »Halva. Tu das nicht. Bitte.
Bleib bei mir.«
    Ihr Gesicht war reglos, doch über ihre Wangen flossen nun
Tränen. Kai presste seinen ganzen Körper gegen die Scheibe.
Er wurde von Schluchzern geschüttelt.
    Da packten ihn plötzlich zwei starke Hände und rissen ihn
zu Boden – die Polizisten! Sein Kopf schlug hart auf, doch
er wand sich noch einmal aus ihrem Griff, rappelte sich auf und sprang wieder nach vorn zur Scheibe. Sofort war einer
der Beamten hinter ihm und packte ihn am Kragen. Mit der
anderen Hand griff er seinen Arm und drehte ihn grob auf
den Rücken. Kai schrie vor Schmerz auf. Er verrenkte den
Kopf, um Halva noch einmal zu sehen.
    Sie schüttelte den Kopf. Gib auf, schienen ihre Augen zu
sagen. Bitte.
    »Niemals!«, rief Kai und versuchte, sich noch einmal aus
dem Griff des Polizisten zu befreien.
    Doch dann fiel sein Blick auf den Boden vor ihm. Die
Schachtel, die Halva für ihn im
Hafez
hinterlegt hatte, war
bei dem Gerangel mit den Polizisten aus seiner Manteltasche
gerutscht und aufgesprungen.
    Wie eine stumme Antwort auf seine verzweifelten Fragen
lag ihr Geschenk vor ihm: reine weiße Halva. Vollkommen
und mit dem Geschmack von Hoffnung.
    Alles war möglich.
    Er erinnerte sich an den Montagmorgen im Café, als er sie
gefragt hatte: »Weshalb machst du nie eine weiße Halva?«
    Eine reine Halva ist das Ende dieser Botschaften. Weiß ist die
vollkommenste aller Farben. Sie ist Harmonie. Sie ist das Licht und
der Glaube. Sie ist die unschuldigste Hoffnung auf Erlösung und das
Gute in uns. Wenn die Zeit reif ist, dann mache ich uns eine weiße
Halva. Nur für dich.
    Hoffnung. Er würde Halva finden. Er würde sie zu sich
holen, wo auch immer sie war. Kai brannte der Mund, als der
Polizist ihn in die Knie zwang. Er würgte und konnte nicht
mehr sprechen. Sein Zorn und seine Hilflosigkeit schnürten
ihm die Luft ab.
    »Halva«, röchelte er. »Halva, ich …«
    Sie weinte nun haltlos, und Kai sah, dass sie etwas sagte.
Ihre Lippen bewegten sich. Was war das? Ihm tanzten bunte
Sterne vor den Augen. Handschellen schnappten um seine
Handgelenke, als die Menge der anderen Reisenden Halva
mit sich zog. Ehe Kai schwarz vor Augen wurde, erhaschte
er noch einen letzten Blick von ihr und verstand ihre Worte:
    Komm. Lass mich nicht allein.
    Niemals.

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    Ein Auszug aus der Geschichte "Schattenspieler" von Dr. Michael Römling

    April 1945: Berlin liegt in Schutt und Asche, und die Rote Armee steht bereits vor den Toren der Hauptstadt. In den Wirren der letzten Kriegstage kreuzen sich die Wege von Friedrich und dem jüdischen Jungen Leo, der die Kriegszeit in dunklen Kellern überleben konnte. Beide sind auf der Jagd nach einem großen Geheimnis: Irgendwo in Berlin liegt ein unsagbar wertvoller Schatz verborgen, den ein hochrangiger Wehrmachts-Offizier vor Kriegsende noch schnell beiseiteschaffen will. Bald finden die Freunde eine heiße Spur. Doch die Zeit wird knapp, denn Friedrich und Leo sitzt ein mächtiger Gegner im Nacken, der vor nichts zurückschreckt.
Kapitel 1

    »Er soll uns bleiben, was er uns ist und immer war«, schnarrte
die Stimme aus dem Radio.
    Wilhelm verdrehte die Augen. »Unser Hitler«, äffte er den
Minister durch zusammengepresste Lippen nach.
    »Unser Hitler«, echote Goebbels. Die ersten Klänge der
Nationalhymne quollen aus dem Apparat, eingebettet in
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