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Halte meine Seele

Halte meine Seele

Titel: Halte meine Seele
Autoren: R Vincent
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gerade deswegen.
    „Kannst du mir mal helfen?“ In Designerjeans und einem hautengen rosafarbenen Top stakste sie auf uns zu, einen Sechserpack Bier unbeholfen an die Brust gedrückt. Hinter dem Cabrio standen zwei weitere Sixpacks. Hoffentlich bekamen die Nachbarn nicht mit, dass meine fünfzehnjährige Cousine gerade eine Riesenladung Alkohol ins Haus schleppte. Doch samstagabends waren die Nachbarn wahrscheinlich im Theater, im Ballett oder in einem Restaurant, in dem ich mir nicht einmal ein Glas Wasser leisten konnte.
    Und die Kinder besagter Nachbarn waren auf der Party und warteten auf das Bier.
    Nash ließ meine Hand los, um Sophie das Bier abzunehmen, und griff sich einen zweiten Sechserpack vom Boden. Zum Dank schenkte Sophie ihm ein strahlendes Lächeln, ehe sie auf dem Pfennigabsatz kehrtmachte und zur Haustür stöckelte, doch nicht, ohne mir wegen meines schlichten Outfits noch einen abschätzigen Blick zuzuwerfen.
    Seufzend schnappte ich mir das restliche Bier und lief den beiden hinterher. Als Nash gerade die Hand nach der Klingel ausstreckte, schwang die Eingangstür auf, und ein groß gewachsener, stämmiger Typ aus der Oberstufe in der grünweißen Jacke des Footballteams nahm von Nash, nachdem er ihn begrüßt hatte, einen der Sechserpacks entgegen. Nash drehte sich um und wollte den Arm um mich legen, merkte aber im letzten Moment, dass stattdessen Sophie hinter ihm stand, und ging, unbeeindruckt von ihrem Schmollmund, an ihr vorbei, um mir das Bier abzunehmen und die Tür aufzuhalten.
    „Hudson!“ Die Musik war so laut, dass Scott Carter zur Begrüßung schreien musste. Er schnappte sich das Bier und bugsierte uns in die Küche, in der sich lauter schwitzende, spärlich bekleidete Menschen drängten. Trotz der Kälte draußen war die Luft im Haus stickig und feucht, und der Hormonpegel schien mit jedem neuen Song anzusteigen.
    Kaum hatte ich die Jacke ausgezogen und meine enge rote Bluse enthüllt, da bereute ich es auch schon wieder. Ich hatte nicht besonders viel Oberweite, mit der ich angeben konnte, aber plötzlich kam mir das Oberteil, das Emma am Nachmittag für mich ausgesucht hatte, viel freizügiger vor als in meinen eigenen vier Wänden.
    „Kaylee Cavanaugh.“ Scott musterte mich zur Begrüßung von oben bis unten, als sähe er mich zum ersten Mal. Fast hätte ich vor Scham die Arme vor der Brust verschränkt. „Gut siehst du aus.“ Prüfend blickte er zwischen Sophie und mir hin und her. „Jetzt erkenne ich auch die Familienähnlichkeit.“
    „Ich habe nur Augen für dich“, flüsterte Nash und zog mich an sich, weil er genau wusste, dass Sophie und ich über diesen Vergleich gar nicht glücklich waren.
    Das lustvolle Wirbeln in seinen Augen zeigte mir, dass er es ernst meinte, und ich küsste ihn spontan auf den Mund.
    Als ich mich mit leicht geröteten Wangen aus der Umarmung löste, warf Scott, der gerade die Getränke im Kühlschrank verstaut hatte, Nash eine Bierdose zu. „Ich sag’s doch. Familienähnlichkeit.“ Mit einem Bier in der einen und Sophie an der anderen Hand drängte er sich auf die Tanzfläche. Ich ließ den Blick über die Partygäste schweifen. Einige von den Leuten, die sich unterhielten, tanzten oder in diverse … andere Aktivitäten vertieft waren, kannte ich aus der Schule.
    „Wow. Das kam ziemlich … überraschend“, sagte Nash. Es dauerte einen Augenblick, bis mir klar wurde, dass er von dem Kuss sprach.
    „Überraschend gut oder überraschend schlecht?“
    „Sehr, sehr gut.“ Er zog mich erneut an sich, um dort weiterzumachen, wo wir aufgehört hatten. Bis mir jemand auf die Schulter tippte. Es war Emma Marshall, meine beste Freundin, die uns amüsiert musterte.
    „Hey.“ Ihr Grinsen wurde breiter. „Ihr blockiert den Kühlschrank.“
    „Da drüben steht noch einer.“ Nash deutete mit einer Kopfbewegung in Richtung Wohnzimmer.
    Emma zuckte die Schultern. „Ja, aber da knutscht keiner.“ Mit einem Ruck öffnete sie den Kühlschrank, schnappte sich ein Bier und schlug die Tür mit einem gekonnten Hüftschwung zu. Es war einfach nicht fair. Emma und ihre Schwestern waren alle mit einer Traumfigur gesegnet – der genetische Jackpot sozusagen –, und mir hatten meine Eltern nichts als einen völlig verhunzten Stammbaum hinterlassen.
    Es gab Tage, an denen ich meine „Banshee-Gaben“ allzu gerne gegen ein bisschen mehr „Emma“ eingetauscht hätte. Doch heute war keiner dieser Tage. Heute war ich sehr zufrieden mit mir, denn
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