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Halte meine Seele

Halte meine Seele

Titel: Halte meine Seele
Autoren: R Vincent
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Angst: Nash hatte mich stehen lassen, nur um kurz darauf mit Sophie aufzutauchen. Tief im Inneren hatte ich mich immer vor diesem Tag gefürchtet. Davor, dass Nash sich das, was er in den zweieinhalb Monaten von mir nicht bekommen hatte, irgendwann woanders holen würde. Aber musste es gerade Sophie sein? Ich brodelte vor Wut. Demütigender konnte es nicht sein.
    Lass es bitte, bitte nicht wahr sein …
    Gut einen Meter entfernt blieb ich stehen. Mein Herz klopfte so stark, dass es wehtat. Klar, Sophie hatte einen Freund, aber das war keine Garantie dafür, dass sie mir meinen nicht ausspannte.
    Nach einem einzigen Blick in meine Augen, in denen die Farben vor Wut und Enttäuschung durcheinanderwirbelten, wusste Nash Bescheid. Lächelnd griff er nach meiner Hand.
    „Sophie hat bloß nach Scott gesucht. Stimmt’s?“ Ohne eine Antwort abzuwarten, zog er mich in den Flur und ließ sie einfach stehen. „Hier können wir reden“, flüsterte er und drückte mich gegen die Wand.
    So vielversprechend seine körperliche Nähe auch war, mein Misstrauen ließ sich nicht so einfach zerstreuen. „Hast du dich die ganze Zeit mit ihr unterhalten?“ Ich bekam ganz weiche Knie, als unsere Wangen sich berührten.
    „Ich bin raus, um frische Luft zu schnappen, und als ich reinkam, hat sie mich abgepasst. Das ist alles.“ Er öffnete die Tür neben uns und bugsierte mich ins Zimmer. Es war das Büro von Scotts Vater.
    „Schwörst du es?“
    „Muss ich das?“ Nash trat einen Schritt zurück, damit ich seine Augen sehen konnte. Sie sprachen eine deutliche Sprache: Definitiv hatte er kein Interesse an Sophie, auch wenn sie vielleicht Dinge tat, zu denen ich noch nicht bereit war.
    Ich spürte, wie ich rot wurde. „Sorry. Ich dachte bloß …“
    Nash verschloss die Tür hinter uns und schnitt mir mit einem Kuss das Wort ab. Seine Lippen schmeckten lecker nach Pfefferminz. Als wir auf Mr Carters dunkelrotem Ledersofa landeten, schoss mir der Gedanke durch den Kopf, dass Psychiater viel zu viel Geld verdienten. Doch Nashs Kuss machte jeden weiteren klaren Gedanken zunichte.
    „Ich interessiere mich nicht für Sophie, das weißt du doch“, flüsterte er. „Das würde ich dir oder Scott nie antun.“ Er küsste mich wieder. „Du bist die Einzige für mich, Kaylee.“
    Ein wohliger Schauer rieselte durch meinen Körper. Sanft strich ich mit den Lippen über Nashs stoppeliges Kinn und genoss das kratzige Gefühl.
    „Ja, ja, blabla.“ Eine spöttische Stimme unterbrach unsere Zweisamkeit. „Du liebst ihn, er liebt dich, und wir sind alle eine große, glückliche, schmierig-schleimige Familie.“
    „Verflucht noch mal, Todd!“ Nash riss den Kopf hoch, und ich seufzte frustriert. Nashs untoter Bruder saß – für alle gut sichtbar – rittlings auf Mr Carters Schreibtischstuhl, die Arme über der Rückenlehne verschränkt, und musterte uns gelangweilt. Ein verhaltenes Lächeln umspielte seine Engelslippen. „Wenn du mit dem Spannen nicht bald aufhörst, stecke ich deinem Chef, dass du blaumachst, um andere Leute beim Knutschen zu beobachten.“
    „Das weiß er doch“, antworteten Todd und ich gleichzeitig. Ich strich mir die Bluse glatt und warf Todd, auf den ich nie lange sauer sein konnte, einen finsteren Blick zu.
    Im Gegensatz zu Nash störte mich Todds plötzliches Auftauchen in letzter Zeit gar nicht mehr, weil ich es für ein gutes Zeichen hielt. Nachdem seine Exfreundin im Oktober gestorben war, und zwar ohne ihre Seele, hatten wir ihn gut einen Monat lang nicht mehr gesehen. Und wenn ich sage: nicht gesehen, dann meine ich das genau so. Denn als Reaper konnte Todd selbst bestimmen, ob und wann man ihn sehen konnte.
    Aber jetzt war er wieder da und spielte uns seine üblichen Streiche. Die hauptsächlich darauf hinausliefen, Nash und mich immer dann zu stören, wenn wir einmal ungestört waren. Das hatte er fast so gut drauf wie Dad.
    „Müsstest du nicht in der Arbeit sein?“ Ich strich mir das lange braune Haar aus dem Gesicht.
    „Ich hab Mittagspause“, antwortete Todd schulterzuckend.
    „Du isst doch gar nicht“, entgegnete ich vorwurfsvoll.
    Nur ein Lächeln und ein neuerliches Schulterzucken.
    „Raus mit dir!“, raunzte Nash und deutete aufgebracht in Richtung Tür, als würde Todd für gewöhnlich eine Tür benutzen. Das war noch so ein Vorteil, den der Tod – theoretisch jedenfalls  – mit sich brachte: Man konnte überall hindurchlaufen. Oder sich einfach in Luft auflösen und woanders wieder
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