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Halsabschneider. Kadir Bülbüls erster Fall

Halsabschneider. Kadir Bülbüls erster Fall

Titel: Halsabschneider. Kadir Bülbüls erster Fall
Autoren: Louise Fu , Asmin Deniz
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mit
großzügigen, weißgetünchten Villen und modernen, fast futuristischen
Apartmentkomplexen. In den Vorgärten surrten Rasensprenger.
    Konnte
es wahr sein, was Kadir ihm gerade erzählt hatte? Aber es war ihre einzige
Chance, der einzige Hinweis, und auch wenn Schmalfuß noch nicht ganz begriffen
hatte, wie alles zusammenhing, so wollte er doch mit allen ihm zu gebotene
stehenden Mitteln seinem Kollegen Bülbül zur Seite stehen. Seinem Partner
musste man vertrauen können, dachte Schmalfuß, auch wenn man nicht so genau
wusste, wo der einen gerade hinführte.
    Kadir
hielt vor einem zweistöckigen Gebäude, dessen Fenster von fröhlichen, orangefarbenen
Markisen beschattet waren, und die Männer stiegen aus.
    Über
einen sauberen Plattenweg gelangten sie zur Haustür, neben der nur ein einziges
Namensschild hing. Kadir drückte auf den Klingelknopf und trat einen Schritt
zurück. Die ersten Straßenlaternen gingen an. Auf den gepflegten Gehwegen war
kein Mensch zu sehen.
    Hier
leben die Menschen anders, dachte Kadir, als bei mir in der Altstadt. Wie auf
einem anderen Stern.
    Im
Haus rührte sich nichts. Kadir drückte erneut auf die Klingel und ließ seinen
Finger darauf liegen. Endlich hörten sie ein Geräusch im Haus. Eine Kette
rasselte und ein Schlüssel drehte sich zweimal im Schloss.
    »Was
soll der Lärm? Das ist ja eine Unver … oh, Kadir! Wie nett Sie zu sehen! Waren
wir heute verabredet?« Nevin lächelte strahlend, aber gleichzeitig blinzelte
sie verwirrt. »Aber nein, daran würde ich mich erinnern! Ich habe ja schon
länger nichts von Ihnen gehört. Und das…«, fügte sie etwas süffisant hinzu, als
ihr einfiel, wie lange sie Kadir schon nicht mehr gesehen hatte, »… nach den
Neuigkeiten, die ich für Sie hatte. Ich habe schon bei Ihrer Mutter angerufen
wo Sie denn stecken.«
    Sie
bemerkte Schmalfuß, der halb verborgen hinter Kadir am Treppenabsatz stand.
    »Oder
ist jemand krank?«, fragte sie und runzelte die Stirn. Was ging hier vor?
    »Können
wir hereinkommen, Nevin?«
    Ohne
eine Antwort abzuwarten, drängte sich Kadir in den Hausflur. Rechter Hand
führte eine geschwungene Steintreppe zu Nevins Privatwohnung. Kadir war nur ein
einziges Mal hier gewesen um seine Mutter abzuholen, doch er erinnerte sich
genau an die Aufteilung der Räume. Neben der Treppe stand ein kleiner Empfangstisch
für die Sprechstundenhilfe Zekiye, links öffnete sich das Wartezimmer zum Flur.
Er warf einen kurzen Blick in das stille Wartezimmer und ging unbeirrt weiter
auf Nevins Sprechzimmer zu. Die Tür war halb angelehnt.
    »Was
ist los, Kadir? Ist der Herr hier krank? Was machen Sie da?«
    Kadir
stand mitten in der Praxis und ließ seinen Blick prüfend über jeden Gegenstand
gleiten. Er sah nichts Ungewöhnliches, alles war ordentlich aufgeräumt und
sauber, wie es sich für ein modernes Sprechzimmer gehörte. Auf dem Schreibtisch
stand ein geöffneter Laptop, daneben ein Glas Tee.
    Nevin
und Schmalfuß traten ein, Nevin nunmehr sichtlich ungehalten. Schmalfuß tastete
nach dem Lichtschalter und schaltete das Licht ein, denn der Raum schien von
einer Sekunde zur nächsten im Dämmerlicht zu versinken.
    »Wenn
das die Ouvertüre zu einer Verabredung ist, dann ist sie reichlich merkwürdig,
ich muss schon sagen! Könnten Sie mich jetzt bitte diesem Herrn hier vorstellen
und mir sagen, womit ich dienen kann?«
    »Wieso
ist die Praxis geschlossen, Nevin? Auf dem Schild draußen steht, dass Sie heute
bis neunzehn Uhr geöffnet haben.«
    »Na
und? Was ist das für eine Frage? Ich bin hier schließlich meine eigene Herrin
und kann öffnen und schließen, wann es mir passt! Ich hatte schlimme Kopfschmerzen,
und da habe ich nach der Mittagspause beschlossen, dass es mir für heute
reicht. Eine müde, geplagte Ärztin ist keine Hilfe für einen Patienten. Meine
Sprechstundenhilfe hat alle Termine abgesagt und ist dann selbst
freudestrahlend in einen frühen Feierabend entfleucht. Wieso fragen Sie? Machen
Sie sich Sorgen, ob meine Praxis ordentlich läuft?«
    »Ich
mache mir nur Sorgen um meine Freundin Seda!«
    »Das
wird ja immer verwirrender! Wollen Sie einen Schluck Wasser? Oder haben Sie
etwa getrunken, am Nachmittag schon?«
    Nevin
schüttelte missbilligend den Kopf.
    »Wer
ist diese Seda? Ist es vielleicht sie, die ärztliche Hilfe benötigt? Soll ich
irgendwohin mitkommen?« Nevin war um den Schreibtisch herumgegangen und klappte
den Laptop zu. In Ruhe setzte sie sich und nahm einen Schluck Tee. 
    »Sie
kennen
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