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Halsabschneider. Kadir Bülbüls erster Fall

Halsabschneider. Kadir Bülbüls erster Fall

Titel: Halsabschneider. Kadir Bülbüls erster Fall
Autoren: Louise Fu , Asmin Deniz
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Tochter und erzählte dir, um sich abzulenken, von der tollen Rutsche am
Pool. Es war ja sein einziges Gesprächsthema und jeder Mann, Nevin, der dir
einmal ins Gesicht schaut, möchte mit dir ins Gespräch kommen, wenn nicht noch
mehr. Volkmann wäre dir fasziniert gefolgt, schüchtern und gebeutelt von
jahrelangem Liebesentzug, wie er war, überall hin, hinaus in die Türkei. Ein
Fingerzeig von dir hätte genügt. Und die Maskerade mit der aufgebrezelten
Tussi? Natürlich wolltest du nicht erkannt werden und außerdem hatte ich dir
von unserer Idee mit der Russenmafia erzählt. Ich würde gerne wissen, was du
Volkmann erzählt hast, warum du auf einmal aussiehst wie die Make-up-Königin
der Nacht! Vermutlich hast du ihm weisgemacht, dass du als Ärztin eine
prominente Persönlichkeit in Dereköy bist, und dass es sich für dich als
respektable türkische Frau nicht schickt, abends mit fremden Männern, namentlich
mit Touristen, auszugehen. Vermutlich hatte er noch Spaß an diesem Versteckspiel,
wie? Es zeigte doch, dass eine Frau für ihn, den armen Hanswurst, Aufwand
betrieb! Die Idee mit der Perücke, hast du die in meinem Büro bekommen, als du
Renatos Ausstattung gesehen hast?«
    Nevin
lächelte verächtlich.
    »Ich
gebe dir nicht die Ehre auf diesen Unsinn zu reagieren. Tob dich ruhig aus,
wirf mir noch mehr Widerliches an den Kopf, und dann nimm deinen merkwürdigen
Kumpan und hau ab. Ich werde mir nie verzeihen, wie sehr ich mich in dir getäuscht
habe!«
    In
diesem Moment kam Schmalfuß herein. Kadir drehte sich um und sah ihn gleichzeitig
erwartungs- und angstvoll an. Schmalfuß zog die Augenbrauen hoch und schüttelte
den Kopf.
    Keine
Spur von Seda.
    »Haben
Sie auch in meinen Kommodenschubladen nachgesehen, der Herr?«, rief Nevin schneidend
auf Deutsch. »So eine junge Frau lässt sich famos zusammenfalten und unter den
Taschentüchern verstecken.«
    »Nun,
vielleicht finden wir bei einer gründlicheren Durchsuchung ja genau dort die
Handschuhe, die du benutzt hast, um dich nicht am Draht zu verletzen!«
    Kadir
gab nicht auf. Er wollte, er musste ihre Selbstsicherheit zum Einsturz bringen.
Er musste sie weiter in die Ecke drängen und sich nicht anmerken lassen, dass
sich Zweifel bei ihm eingeschlichen hatten wie langsam wirkendes Gift, das
seine Gedanken lähmte. Wenn er die Dinge falsch interpretiert und damit fehl
gelegen hatte, alles auf diese eine Karte zu setzen, dann war er erledigt. Dann
würden sie Seda niemals finden, und er konnte seine Koffer packen und ans
andere Ende der Welt auswandern.
    »Die
gleichen Handschuhe, die bei deinem Zusammenstoß mit Dr. Menold auf den Gehweg
gefallen sind. Er fand es merkwürdig, auch in seinem angeschickerten Zustand,
dass so eine aufgetakelte Lady solch breite Arbeiterhandschuhe dabei hatte,
zumal in einer heißen Sommernacht, in der die Temperaturen nicht unter dreißig
Grad sinken.«
    »Mach
dich nicht lächerlich, Sisko ! Natürlich wirst du Gartenhandschuhe bei
mir finden, denn ich habe, man stelle sich vor, ja auch einen Garten.«
    »Ja,
ich weiß. Und zweimal die Woche kommt Deniz her, den du auch im Meridian Club
kennengelernt hast und arbeitet schwarz für dich.«
    Nevin
räusperte sich. Aus den Augenwinkeln sah sie Schmalfuß, der mit einem
Taschentuch an ihrem Medizinschrank fingerte.
    »Was
tun sie dort?«, fragte sie misstrauisch und beugte sich vor.
    »Und
Deniz wird bestätigen, dass er alle Gerätschaften und Materialien aus den
Hotels entwendete und hierher mitbrachte, weil auch er in deinen grünen Augen
rettungslos versunken war und dir jeden Gefallen dieser Erde getan hätte. Er
war es auch, der dir die fachgerechte Handhabung des Guillotinendrahtes
zeigte.«
    »Und
dann bin ich mitten in der Nacht losgestiefelt und habe eine wilde Maschinerie
in der Rutsche gebastelt, um den Vater meiner kleinen Patientin zu töten. Leider
erwischt es eine Person, die ich nie im Leben gesehen habe. Hopsala, Pech
gehabt. Wenig später verkleide ich mich als ordinäre Touristin und buddele den
Ehemann einer weiteren, nicht so kleinen Patientin ein. Auch er muss
selbstverständlich dran glauben. Das ist köstlich, das ist wirklich köstlich!
Das ist also allen Ernstes die Theorie des großen Kommissar Kadir Bülbül! Und
so jemanden wollte ich an meiner Seite haben! So jemanden wollte mein Vater zum
Polizeichef machen!«
    Nevin
warf den Kopf zurück und lachte lauthals in Kadirs Gesicht.
    Kadir
regte sich nicht, verzog keine Miene.
    Abrupt
beendete Nevin
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