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Halsabschneider. Kadir Bülbüls erster Fall

Halsabschneider. Kadir Bülbüls erster Fall

Titel: Halsabschneider. Kadir Bülbüls erster Fall
Autoren: Louise Fu , Asmin Deniz
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Ein Haufen
staubiger Akten! Und erinnert Ihr Euch an diesen jugendlichen Autodieb aus
Herne, den ich vor einem Jahr verteidigt habe? Er hat mittlerweile eine Tochter
und hat sie nach mir benannt, hurra, der Name lebt weiter, ich hatte Freude und
sinnlos war meine Verteidigung und damit mein Leben auch nicht! Außerdem: Kadir muss den Familiennamen weitertragen, nicht ich, verlang Enkel von ihm! –
Ach, Unsinn, Sevda, dein Bruder ist doch noch ein Baby, er soll nicht ans
Heiraten denken, ich brauche ihn noch, aber warte, wenn wir erst wieder in der
Heimat sind! –
    »Und?
Wen hast du nun zum Essen eingeladen?«
    »Deinen
Onkel Yusufund Nevin Arslan!«
    Triumphierend
hob Latife eine Hand, als wollte sie ein As auf den Tisch donnern. Die ersten
Sonnenstrahlen krochen über das Fensterbrett und blendeten Kadir.
    »Wieso
zuckst du zusammen, warum zwinkerst du so, als hätte ich dich in die Nase
gezwickt? Hat dir Nevin denn die letzten Male nicht gefallen? So eine hübsche junge
Frau, so gebildet, Ärztin, stell dir vor! Eine echte Medizinerin, Akademikerin
wie deine Schwester, so viele Gemeinsamkeiten! Was ist das für ein Geräusch?
Wieder dein tragbares Telefon? Hab ich dir nicht gesagt, du sollst es
ausschalten, wenn du bei uns zu Besuch bist?«
    Kadir
zog das Handy aus seiner Hosentasche.
    » Anne ,
ich bin 24 Stunden im Dienst, ich kann mein Handy nicht einfach ausschalten.«
    »24
Stunden im Dienst, wenn ich so etwas schon höre, kein Mensch arbeitet Tag und
Nacht, nicht einmal die Deutschen tun das!«, murrte Latife und starrte
feindselig auf das Handy. »Geh zu deinen vielen Chefs und hol dir mindestens
zwölf Stunden zurück, sag ihnen, du musst auch noch Zeit zum leben haben, Zeit,
dir endlich eine passende Frau zu suchen.«
    »Dafür
brauche ich keine zwölf Stunden am Tag, das übernimmst du ja schon für mich.«
    Kadir
betrachtete die Nummer. Die Rezeption vom Meridian Club, Seda Güven konnte es
jedoch nicht sein, denn sie hatte Nachtschicht gehabt. Stand Olli gelangweilt
am Empfang, weil das Frühstücksbüffet noch nicht geöffnet hatte? Dort schritt
er jeden Morgen jovial von Tisch zu Tisch, und die Gäste wetteiferten
gegenseitig um seine Aufmerksamkeit, denn jeder wollte den gut aussehenden,
spritzigen Chef des Clubs besser und persönlicher kennen lernen als der
Tischnachbar.
    » Efendim ?«
    »Schnell,
schnell, schnell! Ein Mord, ein Mord, ein Mord! Sind Sie schon da? Wo sind Sie?
Noch nicht am Tatort? Wissen Sie es schon? Im Emir Palace, eine Leiche im
Swimmingpool vom Emir Palace, ist es denn zu fassen? Was ist passiert? Reden
Sie! Raus mit der Sprache!«
    Die
Stimme von Seda Güven ratterte wie eine Maschinengewehrsalve durch die Küche,
und Latifes Augenbrauen zogen sich misstrauisch zusammen. Kannte sie diese
Frau?
    Kadir
wandte sich auf dem Stuhl zur Seite und fixierte den Küchenschrank, um dem
starren Blick seiner Mutter zu entgehen. Aus den Augenwinkeln bemerkte er, wie
sie seine Bewegung verfolgte und sich weit über den Tisch beugte, um
wesentliche Punkte des Gesprächs nicht zu verpassen.
    »Ein
Mord? Wovon sprechen Sie, Seda? Das muss ein Irrtum sein! Seit wann wird hier
jemand in Dereköy umgebracht? Oder reden Sie von einer Schnapsleiche?«
    »Unsinn,
Schnapsleiche! Habe ich mich nicht klar ausgedrückt? Wenn Sie mir nicht
glauben, fragen Sie doch Herbert Schmalfuß!« Seda klang deutlich beleidigt. »Der
steht hier direkt vor mir!«
    Kadir
rieb sich das Gesicht und stöhnte lautlos. Als er vor zwei Jahren seinen ersten
Job im Emir Palace angenommen hatte und den Schlüssel zu seinem Büro, das er
sich mit dem Chefanimateur teilte, umdrehte, tippte ihm jemand auf die Schulter
und stellte sich seinem Rücken vor, noch bevor Kadir Gelegenheit gehabt hatte
sich umzuwenden. - Wenn Sie mal Hilfe brauchen, junger Mann, dann tun Sie
sich keinen Zwang an, sprechen Sie mich einfach an! Es gibt nix, was so ein
alter nordischer Haudegen wie ich nicht schon gesehen hat, ich hab’s bis zum
Kommissar der Kripo Hamburg geschafft, Rauschgiftdezernat. Vorher Betrug. Zum
Hauptkommissar, junger Mann, dazu hat’s dann leider nicht mehr gereicht, da war
dann schon eine flottere, jüngere Generation am Ruder, aber ich sag immer:
Rauschgiftdezernat, da läuft alles zusammen, wir waren quasi der Dreh- und
Angelpunkt jedweden Verbrechens: Mord, Diebstahl, Nötigung, Erpressung,
Prostitution – alles mein Metier. Deshalb: Wenn was hier vorgeht, egal was,
scheuen Sie sich nicht, und sprechen Sie den alten
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