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Halsabschneider. Kadir Bülbüls erster Fall

Halsabschneider. Kadir Bülbüls erster Fall

Titel: Halsabschneider. Kadir Bülbüls erster Fall
Autoren: Louise Fu , Asmin Deniz
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Ex-Kommissar Schmalfuß an.
Hier ist meine Karte.«
    Kadir
hatte sich schließlich umgedreht, höflich gelächelt, erwidert, dass er selbst
Polizist in Deutschland gewesen sei, aber dass er selbstredend gerne auf das
freundliche Angebot zurückkommen werde, sobald sich etwas finster
Verbrecherisches ereignen würde. Sie hatten sich freundlich verabschiedet und
für Kadir war die Sache erst einmal erledigt. Aber er hatte nicht damit
gerechnet, dass Herbert Schmalfuß über die Maßen entzückt gewesen war, als er
hörte, dass er so etwas wie einen Kollegen in der Fremde gefunden hatte,
jemanden, von dem er sich erhoffte, dass sie gemeinsam noch einmal den ganz großen
Fall, dessen Nichtvorhandensein in Hamburg seiner Meinung nach der Ernennung
zum Hauptkommissar im Wege gestanden hatte, auf den Tisch bekämen und zusammen
lösen würden. Eine späte Rache am Hamburger Polizeipräsidenten, das war es, was
Herbert Schmalfuß vorschwebte.
    Den
Großteil des Jahres verbrachte Schmalfuß mal in diesem und mal in jenem Hotel
in Dereköy, immer auf der Suche nach dem nächsten Schnäppchenangebot, das den
vorhergehenden Aufenthalt preislich schlagen würde. Ab und kehrte er nach Hamburg
zurück, aber nie für lange Zeit. Im Winter radelte er auf seinem alten
Hollandfahrrad durch die Berge des Hinterlandes, fuhr stoisch und kerzengerade
mitten durch Schaf- und Ziegenherden, klingelte mahnend hinter halsbrecherisch
brausenden Kleinlastern und Motorrädern hinterher, und Seda, die aus
irgendeinem Grund, der Kadir vollkommen schleierhaft und unergründlich war,
einen Narren an dem alten Mann gefressen hatte und ihn bemutterte wie eine
emsige Glucke, schlug die Hände vor die Augen, wenn sie zusah, wie Schmalfuß
die Einfahrt vom Meridian Club hinunterkurvte, die Knie weit ausgestellt, und
abbog in den mörderischen Verkehr von Dereköy. Im Sommer schlug Schmalfuß die
Zeiten zwischen den Mahlzeiten, die er nach Belieben in verschiedenen Hotels
einnahm, tot, indem er den Strand hinauf- und hinunterspazierte, oder sich an
die Hotelbars setzte, immer auf der Suche nach dem großen »Coup«, von dessen
Entdeckung er Kadir, dem Sicherheitsbeauftragten von mittlerweile fünf Hotels,
die auch Schmalfuß gut kannte, aufgeregt berichten wollte.
    Und
nun eine Leiche im Pool. Eine Nachricht übermittelt von Schmalfuß und Seda
Güven, die überhaupt keinen Dienst hatte sondern vermutlich völlig übernächtigt
und überdreht an der Rezeption lehnte. Wahrscheinlich hatte jemand eine
zerstochene Luftmatratze im Pool gefunden, und schon hatte er Schmalfuß und
seinen getreuen Hilfssheriff Güven am Hals.
    Kadir
ließ seinen Blick unvorsichtig zum Fenster schweifen und begegnete sofort dem
durchdringenden Blick von Latife, die die Hände unter dem Doppelkinn gefaltet
hatte, sich auf die Lippen biss und kein Auge von ihm wandte. Unruhig stand
Kadir auf und bedeckte mit einer Hand die Sprechmuschel.
    »Was
ist das alles für ein Blödsinn? Hallo?«
    »Ja,
Herr Bülbül, Kommissar Schmalfuß am Apparat. Meldung traf heute am frühen
Morgen ein. Ich wollte zum Early-Bird-Frühstück ins Emir Palace, wurde aber
wegen Leichenfundes in selbigem Hotel nicht hindurchgelassen. Türkischer
Beamter, sehr rüde und grob, muss ich sagen, teilte mir nur knapp mit, dass
Leiche im Pool gefunden worden ist, und...«
    Ein
scharfes Rauschen und Knistern drang in Kadirs Ohr, ein Gerangel und Gewisper,
und als nächstes hörte er wieder Sedas aufgeregte Stimme: »Nein, ich will, ich will, geben Sie schon her! Kadir? Kadir? Sind Sie noch dran? Ich
bin's, Seda. Also, folgendes. Es war nämlich so. Puh, ich bin ganz außer Atem
vor Aufregung! Leyla hat mich angerufen, die ist Kinder-Animateurin im Emir
Palace und außerdem die Kusine von Ayse, der Sekretärin von Olli, deshalb kenne
ich sie natürlich gut...«
    »Natürlich...«
    »...
und die hat gesagt, dass es ein Wahnsinnsgeschrei gegeben hat, als ob jemand
abgestochen würde, ganz früh am Morgen, und da ist sie losgerannt, weil sie
ohnehin schon wach war, erst in die falsche Richtung, aber dann hat sie gehört,
dass es vom Pool kam und da war dieser dicke, kahlköpfige Mann, der zwischen
den Liegestühlen lag und zappelte wie ein großer Käfer und dann hat sie es
gesehen, mit eigenen Augen gesehen! Der ganze Pool voll Blut und eine Frau im
Bikini trieb darin, und jetzt kommt’s: Die Frau war mit ohne Kopf! Mit OHNE
Kopf! Hören Sie, Kadir?«
    Kadir
stand elektrisiert, seine Müdigkeit war wie weggeblasen. Es
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