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Halsabschneider. Kadir Bülbüls erster Fall

Halsabschneider. Kadir Bülbüls erster Fall

Titel: Halsabschneider. Kadir Bülbüls erster Fall
Autoren: Louise Fu , Asmin Deniz
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gemeint?
    Dalga
hatte das Zögern vor dem Wort "Polizei" durchaus wahrgenommen. Türkische Polizei, dachte Dalga, das war es doch, was du sagen wolltest, du kleiner
eingedeutschter Wichtigtuer! Die türkische Polizei war ihm wohl nicht gut
genug, dem ehrenwerten Rückwanderer, bitteschön, so einen wollte er in seinen
Reihen überhaupt nicht haben! Hasta la vista, Baby !
    Dalga
sah Selim Sever, den Chef der Spurensicherung aus Antalya, rückwärts aus der
Rutsche krabbeln und umständlich die Treppe hinunter klettern. Mit der einen
Hand hielt er sich am Geländer fest, in der anderen umklammerte er etwas, was
Dalga nicht erkennen konnte.
    »In
diesen Schutzanzügen breche ich mir noch mal das Genick!«, grummelte er und
hielt den Gegenstand in seiner Hand gegen die Sonne, drehte und zwirbelte ihn
mit ausgestreckten Fingern.
    »Was
ist das?«
    Kommissar
Dalga trat näher. Sever maß ihn mit kurzem, stechendem Blick hinter seinen
funkelnden Brillengläsern.
    »Liebe
Güte, ziehen Sie Ihre Jacke aus, komiser , Sie bekommen gleich einen
Hitzschlag und dann habe ich zwei Leichen zu versorgen!«
    »Sind
Sie verrückt? Ich stehe hier unter Beobachtung, unter internationaler Beobachtung! Sollen die Ausländer etwa denken, wir würden uns im Angesicht
eines solch tragischen Ereignisses gehen lassen?«
    »Von
mir aus kann das jeder hier im Hotel denken, das ist mir im Moment herzlich
egal. Was wir in jedem Fall haben, ist eine Leiche im Pool und einen Mord. Da
fällt das Thema Disziplin als zentrales Element der Außenwirkung auf unsere
ehrenwerten Gäste etwas hinten über. Sie täten dem türkischen Volk also
letztlich einen Gefallen, wenn sie aufgrund eines Hitzschlags das Zeitliche
segneten, denn so könnte dieser tragische Unfall die Nachrichten über den Mord
an der Touristin in den Medien übertünchen.«
    Dalga
beschloss, diese unpassende Bemerkung geflissentlich zu überhören.
    »Wirklich
ein Mord? Kein Zweifel? Ich hatte immer noch gehofft, ein Unfall, ein dummes
Verhängnis ...?«
    Dalga
stellte sich auf Zehenspitzen, um den Gegenstand in Severs Fingern genauer zu
inspizieren.
    »Dieser
Draht ist so scharf, dass ein japanisches Filetiermesser dagegen wie ein
stumpfes Holzmesser wirkt. Wenn die Dame also nicht vor ihrem Dahinscheiden
selbst in die Rutsche gekrabbelt ist, sich bis zur Hälfte auf Händen und Füßen
vorgetastet, dann die Plastikwände aufgebohrt, den Draht hindurchgeschoben,
wieder zurückgekrabbelt und auf der Röhre bis zu den aufgebohrten Seitenteilen
balanciert ist, um die Enden des Drahtes miteinander zu verlöten, nur um sich
mittels dieser sinnreichen Konstruktion aus dem Leben zu bugsieren, dann,
lieber komiser , und nur dann können wir Selbstmord ausschließen. Ebenso
unglaublich scheint mir ein Unfall, denn die ausgefeilte Mordmaschinerie
erinnert doch zu sehr an die gute alte Guillotine, die den französischen
Jakobinern so hilfreiche Dienste in der Beseitigung lästiger Adliger geleistet
hat, als dass ich hier einen simplen Dumme-Junge-Streich unterstellen möchte.
Andererseits ...«
    Kommissar
Dalga, der seine Finger instinktiv um seinen Hals geschlossen hatte, blickte
hoffnungsvoll in Severs nachdenkliches Gesicht. Selim Sever drückte den Draht
vorsichtig in einen Klarsichtbeutel und schaukelte ihn vor Dalgas Gesicht hin
und her.
    »Andererseits
musste der Mörder, wenn er wirklich exakt diese Touristin im Visier hatte,
genau wissen, dass sie heute Morgen als Erste die Rutsche benutzen würde. Er
musste außerdem wissen, dass sie im Sitzen rutschte, sonst hätte der Draht
ihren Kopf nicht abgetrennt. Hätte sie auf dem Rücken oder Bauch gelegen, wäre
sie darunter hinweggebraust, wuuuusch!«
    Sever
fuhr einen weitausholenden Bogen mit seiner knochigen Hand über Dalgas Nase
hinweg. Unwillkürlich griff sich der Kommissar an seinen Schnurrbart, als ob er
sich vergewissern müsste, dass er noch da war.
    »Und
selbst wenn der Mörder wusste, in welcher Position die Dame durch die Gegend
rutschte – er konnte bei dieser Monsterrutsche nicht sicher sein, dass sie das
Gleichgewicht behalten würde, der Draht hätte ihr auch einfach in Schieflage
ein Ohr, die Nase oder nur einen Teil der Stirn absäbeln können. Das scheinen
mir sehr viele Lücken und Löcher für einen perfekt geplanten Mord, auf den
wiederum die Vorbereitung und der Aufwand mit dem Draht schließen lassen. Ein
schwieriger Fall, komiser, herzlichen Glückwunsch!«
    »Nun,
äh….«, hob Dalga an und spürte ein Kribbeln
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