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Halsabschneider. Kadir Bülbüls erster Fall

Halsabschneider. Kadir Bülbüls erster Fall

Titel: Halsabschneider. Kadir Bülbüls erster Fall
Autoren: Louise Fu , Asmin Deniz
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der
Nacht hatte der Chef vom Meridian Club ihn aus dem Bett geklingelt, weil eine
junge Frau verschwunden war. Ihre völlig aufgelöste Freundin behauptete steif
und fest, sie wäre von zwei finsteren Gestalten am Strand aufgegriffen und zu
einem Lieferwagen an der Strandpromenade geschleppt worden. Seit Mitternacht
fehlte von der jungen Frau jede Spur, und da Olli Reinecke nicht wollte, dass
türkische Polizisten in Uniform seine exklusive Anlage durchstreiften und die
Gäste in Aufruhr versetzten, hatte er seinen Sicherheitsbeauftragten angerufen.
    »You are head of security,
responsible for everything, you understand?« Mit diesen Worten hatte er Kadir damals seinen
Vertrag unter die Nase gehalten und Kadir hatte genickt. Natürlich hatte er
verstanden, aber er begriff nicht, warum Olli Reinecke bis heute kein Wort
Deutsch mit ihm redete, obgleich er wusste, dass Kadir den Großteil seines
Lebens in Deutschland verbracht hatte. Wenigstens sprach Olli ihn nicht im gebrochenen
Deutsch oder betont langsam an, dafür war Kadir ihm durchaus dankbar.
Andererseits musste er sich große Mühe geben, Ollis Englisch zu verstehen, aber
wenn der Chef es so wollte, war es nicht an ihm, das babylonische Sprachgewirr
zu entwirren.
    »I know, you are head of security
for four other hotels here in town, but we, the Meridian club, have priority.
Always. We are the most important and top club in all of Dereköy and down the
Turkish Riviera, for that is clear, is it not? So, a question for you: If there
are five crimes at the same time in your five hotels, where do you go first?«
    »Ich
lasse die vier Verbrecher im Dragon Resort, im Emir Palace, im Star Dereköy und
im Oriental laufen und eile zu Ihnen in den Club, um den hiesigen Gauner
dingfest zu machen. Ich hoffe, diese Priorisierung spricht sich nicht herum,
sonst haben wir hier im Meridian eine Menge Fehlalarm, während die anderen vier
Hotels in aller Ruhe ausgeraubt werden.«, antwortete Kadir auf Deutsch und
beobachtete, wie Ollis linker Augenwinkel zu zucken begann.
    »Don’t try to be funny! Being
funny is my responsibility and my duty, not yours. Nevertheless, I need a good
head of security and you are the only applicant with a good and sound German
Polizeiausbildung and you have extensive language skills. Just like me, by the
way. So the job is yours. But remember: Not being funny! «
    Head of Security oder Mädchen für
alles? In jedem der
Hotels gab es mehrere Sicherheitsleute, die Kadir für unterschiedliche Aufgaben
einsetzte: Der Eine passte am Strand auf, dass die Liegen nicht entführt oder
von hotelfremden oder gar einheimischen Liege-Usurpatoren in Beschlag genommen
wurden, der Nächste wachte in der umfangreichen Grünanlage des Meridian Club
darüber, dass sich nicht doch Händler oder Kinder aus dem Ort einschlichen, die
quietschend über das kühle, unbekannte Elefantengras jagten. Wenn es Ärger mit
den Gästen gab, blieb der direkte Kontakt jedoch Kadir Bülbül vorbehalten, da
er als Einziger mehrere Sprachen beherrschte, und er sich selbst durch Bierflaschen,
die man nach ihm warf, nicht in seiner Ruhe beeinträchtigen ließ.
    Kadir
nahm den Tee, den ihm seine Mutter über den Tisch reichte, dankbar entgegen.
Wäre er Chef eines mehrköpfigen, gut ausgebildeten Sicherheitsteams, hätte er in
der vorigen Nacht gerne einen Angestellten zum Meridian Club geschickt und
weitergeschlafen. Der hätte in ebenso kurzer Zeit herausgefunden, dass keine
ominösen Finsterlinge in dunklen Lieferwagen eine deutsche Touristin gekidnappt
hatten, sondern dass die junge Dame mit einem der Tennislehrer des Clubs nähere
Bekanntschaft geschlossen und sich mit ihm in sein Zimmer zurückgezogen hatte.
Die Freundin, die Alarm geschlagen hatte, stand nach Aufklärung des Falles
schwankend in seinem Büro, dicht, viel zu dicht, vor ihm, ihre Wangen waren mit
Wimperntusche beschmiert und sie roch nach Bier und Raki. Sie stampfte mit dem
Fuß auf, krallte sich in seinen Arm und lallte ein ums andere Mal, dass sie
genau gesehen hatte, wie ihre Freundin von zwei dunklen Typen in einen
Lieferwagen gezerrt worden war. Sie nagte an ihren Lippen und Kadir beobachtete
wie rote Lippenstiftbröckchen auf ihr Kinn fielen. Sein Schweigen regte sie nur
noch mehr auf. Sofort sollte er etwas unternehmen, kein Wort sei an der
Geschichte mit dem Tennislehrer dran, denn der hatte ein Auge auf sie geworfen,
sie selbst, nicht auf die Freundin, jeder hier in der Anlage könnte
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