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Haie an Bord

Haie an Bord

Titel: Haie an Bord
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Weisheit?«
    »Es gibt noch sedierende Medikamente.«
    »Stellen Sie immer Diagnosen ohne Untersuchungen?« Berthilde Bolthe erhob sich. Ihre einstmal sicherlich schönen, braunen Augen in dem runden Gesicht sprühten Ärger. »Ihre Kollegen haben mich wenigstens angesehen, abgetastet … das Herz, den Magen, den Bauch, Milz, Leber, Galle, was weiß ich noch alles. Aber Sie …« Sie blieb jenseits des trennenden Schreibtisches stehen, die Brüste vorgestreckt. »Nichts frei machen …?«
    »Nein, gnädige Frau. Schwimmen Sie viel, bewegen Sie sich viel …«
    »Bewegen! Also auch tanzen?« BBs Augen glänzten wieder.
    »Auch tanzen.«
    »Darf ich Sie für heute abend zum Bordball einladen, Doktorchen?«
    »Ich habe zu arbeiten.«
    »Nachts?«
    »Heute bestimmt. Ich muß die hinterlassenen Papiere meines Vorgängers durchsehen.«
    »Dann morgen.« Berthilde Bolthe trippelte zur Tür. »Wir werden sechs Wochen Zeit haben, Doktorchen, uns aneinander zu gewöhnen.«
    Dr. Wolff wartete, bis sich die Tür geschlossen hatte, und rief dann die Brücke an. Lutz Abels meldete sich.
    »Nichts sagen!« rief er sofort. »Ich kann hellsehen: BB war bei Ihnen im Lazarett.«
    »Stimmt. Abels, hat diese Frau gar keine Scham?«
    »Das hätten Sie feststellen können, Doc.« Abels lachte laut. »Von heute an sind Sie Jagdbeute von Berthilde. Retten Sie sich mit ›Vater Theos‹ Rezept. Er hat zu BB gesagt: ›Alte Gänse sind ein zäher Brocken. Ich kaue nicht mehr so gern –‹«
    »Mein Gott, war dieser Bender ein grober Kerl.« Wolff sah den Alten vor sich. Lederhaut und blaue Jungenaugen. Langsam begann er, ihn kindhaft zu bewundern.
    »Aber nur das hilft. Passen Sie auf, Doc. BB wird Sie attackieren mit einer geradezu phänomenalen Schamlosigkeit.« Abels köpfte gegen das Telefon. »Toi, toi, toi, Doc! Ende.«
    Wolff legte auf. Das Schiff begann zu schlingern. Es hatte die Festlandsicht verloren und stampfte zwischen Himmel und Meer ins Unendliche. Gleich kommen die ersten Seekranken, dachte Wolff. Er ging zum Medikamentenschrank, holte einen Karton mit Vomex A und Hexobion heraus und machte sich bereit, Tablettenverteiler zu werden.
    Unterdessen wanderten die vier weißgekleideten, schwarzgelockten Herren im Schiff herum, besichtigten voll Interesse alle Einrichtungen, merkten sich genau die Alarmanlagen, die Lage des Funkraumes, die Einstiege zum Maschinentrakt, die Mannschafts- und Offizierskabinen und ließen sich von dem freundlichen I. Ingenieur sogar das Wunderwerk der donnernden, blitzblanken, riesigen Turbinen zeigen, die hin- und herstoßenden gewaltigen Pleuelstangen, das faszinierende, verwirrende Labyrinth der Kontakte, Meßinstrumente, Kontrolluhren, Kabel, Automatikschaltungen und Warnlämpchen.
    »Fantastico!« riefen die vier ehrenwerten Herren aus und klatschten mit südländischer Begeisterung in die Hände. Was niemand sah, war ihr Gehirn, das computerhaft alles speicherte, vor allem die kritischen, die neuralgischen Punkte des Schiffes.
    Später, auf dem Sonnendeck, nebeneinander in den Liegestühlen, in knappen Badehosen, bei denen die Damen blanke Augen bekamen, sagte Mario Filippo zufrieden: »Es gibt sechs Stellen, wo wir den ganzen Laden lahmlegen können, principale. Das alles ist ein ganz einfaches Unternehmen. Kinderleicht. Als wenn man Luft aus einem Reifen läßt.« Er räkelte sich wohlig in der afrikanischen Sonne. »Jetzt sollten wir das Leben genießen, amici!«
    Carlo Benzoni und Tomaso Colezza nickten Beifall. Nur Norman White, der Chef der vier, schüttelte leicht den Kopf. »Sie haben sieben Großschotten eingebaut«, sagte er nachdenklich. »Damit ist der Kahn fast unsinkbar.«
    »Dann legen wir in jeden Schottraum ein Bömbchen«, sagte Benzoni fröhlich. Er war von Natur aus ein lustiger Mensch, der gern sang – Tenor natürlich –, an keinem Rock achtlos vorübergehen konnte und einmal sogar in einem Ballett getanzt hatte. »Wir haben ja Zeit, alle Ladungen und Kabel in Ruhe zu legen.«
    »Eine Woche ist kürzer, als man denkt«, sagte White. »Außerdem will ich nicht ersaufen, sondern kassieren. Nachdem wir das Schiff kennen – der Plan im Reisebüro war übrigens Scheiße, das sehen wir jetzt –, müssen wir den Einsatz noch einmal durchüben. Amici, es geht um Millionen Dollar. So wertvoll ist kein Weib. Es darf nichts schiefgehen, sonst ist das hier unser letzter Sonnenstrahl …«
    Sie erhoben sich, zeigten ihre Modellkörper in voller Größe und kaum bedeckter Nacktheit,
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