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Hai Fisch Futter

Hai Fisch Futter

Titel: Hai Fisch Futter
Autoren: Susan Geason
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einzigen möglichen Schlußfolgerung. Im Auto mit Luther hatte er nicht die geringste Chance; draußen im Freien konnte alles passieren. Er beschloß, es darauf ankommen zu lassen. Ich kletterte steif hinaus, und er folgte, während Luther die Nachhut bildete. Als wir uns dem Treffpunkt näherten, holte Luther mehrere Steine hervor, die er in seinem Hinterhof aufgesammelt hatte, und wir warfen sie auf die Lampen. Ich war als Kind die Geißel der Elektrizitätswerke gewesen, und Luthers Erfahrung als jugendlicher Randalierer leistete ihm ebenfalls gute Dienste. Die Birnen zerplatzten mit lautem Knallen.
    Falsch. Regel Nummer eins im Dschungel: Mach niemand auf deine Anwesenheit aufmerksam. Als folgten sie irgendeinem primitiven Signal, kamen drei verlotterte Gestalten in Jeans, T-Shirts und Turnschuhen aus dem tiefen Schatten eines Baumes gesprungen, wo sie sich einen Schuß gesetzt oder eine Cocktailstunde abgehalten hatten, und begannen, so still und entschlossen wie Wölfe auf uns zuzulaufen.
    »Mensch, diese Mistkerle werden noch den ganzen Deal vermasseln«, stieß ich mit zusammengebissenen Zähnen hervor. Luthers bevorzugte Reaktion würde darin bestehen, auf sie zu schießen, was in Anbetracht der Umstände jedoch nicht sehr klug wäre: Ein Pistolenschuß würde Simmons verjagen und die Bullen auf den Plan rufen. Von einer eventuellen Anklage wegen versuchten Totschlags ganz zu schweigen.
    »Nun mach dir mal bloß nicht ins Hemd«, sagte Luther. »Ich kümmere mich schon um diese Hohlschwanzwichser. Da, halt kurz Doggy für mich fest, ja?« Ich war mir fast sicher, daß er das Ganze genoß; meine Stimmung schwankte zwischen Kampfeslust und dem Drang abzuhauen. Leo, unser Lockvogel, war in meinem Griff wie eine Sprungfeder gespannt.
    Als wir das Weiße in den Augen unserer Angreifer sehen konnten, sagte Luther: »Noch ein beschissener Schritt, und ihr seid tot.«
    Zwei der Straßenräuber hatten genügend Kontakt zur Realität, um die Kanone in Luthers Hand zu registrieren, und blieben schleudernd stehen. Ihr Kumpan, der in seinem zugedröhnten Zustand wie ein D-Zug dahergerast kam, rammte mich mit solcher Wucht, daß mir für einen Augenblick der Atem stockte. Ich sank in die Knie und ließ Leo los, der wie ein Kaninchen über den Rasen davonspritzte.
    Da sie erkannten, daß es für sie nichts mehr zu holen gab, packten die Möchtegernräuber ihren tollkühnen Spießgesellen und verschwanden im Eiltempo in Richtung Kings Cross durch den Park, wobei sie wie Geister mit den Schatten verschmolzen.
    »Schnapp dir Leo«, keuchte ich.
    Luther machte sich an Leos Verfolgung, aber sein massiger Körperbau behinderte ihn, und die Angst verlieh dem Biker Flügel. Als sich Leo den verdächtig finster aussehenden öffentlichen Toiletten näherte, trat ein Mann heraus, und das Mondlicht glitzerte auf dem Lauf einer Schrotflinte. Er zielte auf den fliehenden Leo, der die Gefahr erkannte und jäh die Richtung änderte. Ich konnte den Jäger aus der Entfernung nicht eindeutig identifizieren, aber es mußte Simmons oder sein Helfershelfer sein.
    Mittlerweile bekam ich wieder Luft und rief Luther eine Warnung zu. Sie ging in dem Tohuwabohu unter, als die Männer in Blau aus ihren parkenden Autos quollen und eine Stimme durch ein Megaphon rief: »Halt! Polizei! Lassen Sie die Waffe fallen!« Obwohl die Stimme über meinem Kopf ertönte, war es nicht mein Schutzengel, sondern ein weiterer Trupp Polypen, die den Schauplatz vom Dach des Yacht Clubs absicherten. Das Klicken, mit dem die Scharfschützen der Polizei ihre Gewehre entsicherten, hörte sich von meinem Standort aus sehr laut an, machte aber keinerlei Eindruck auf die Böse-wichter: Jetzt brach nämlich erst so richtig die Hölle los.
    Der Mann mit der Flinte rannte auf die New South Head Road zu, und Leo, dicht gefolgt von Luther, auf die New Beach Road. Dann hörte ich es: das Dröhnen von Motorrädern. Während ein paar hundert betuchte Anwohner von Darling Point aus dem Schlaf hochschreckten und dachten, der nächste Krieg sei ausgebrochen, kam eine Horde Hunnen über die New Beach Road in den Park heraufgedonnert. Nichts als tiefe Reifenspuren und den Gestank von Auspuffgasen hinterlassend, rissen sie Leo an sich, brausten mit ihrem Anführer über die Grasnarbe auf die Fahrbahn zurück und waren auch schon in Richtung Innenstadt verschwunden.
    Wie zum Henker hatten die Hunnen von der Sache Wind bekommen, fragte ich mich. Die einzigen Leute, die Bescheid wußten,
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