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Hahn, Nikola

Hahn, Nikola

Titel: Hahn, Nikola
Autoren: Die Farbe von Kristall
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aktenmäßig bewiesene Tatsachen
- die Täter z. T. mit Gefängnis bestraft - und die schaurige Tatsache, daß
deutsche Kinder nach Rußland verschleppt und dort von Verbrechern für
Bettelzwecke künstlich verstümmelt werden, daß man in der Nähe von Wilna an
einem einzigen Orte 78 solcher Kinder auffand, verdanke ich dem Landrat des
betreffenden Bezirks, der selbst das Verbrechernest ausgehoben hat! Das sind
meine »höchst unzuverlässigen Informationen!«
    So
behandelt der deutsche Staat den Kinderhandel! Wird es so weiter gehen, oder
wird der Herr Reichskanzler mein »völlig unkontrollierbares« Material jetzt
endlich einmal kontrollieren?!
    (aus:
Henriette Arendt, Kinder des Vaterlandes - Neues vom Kinderhandel, Stuttgart,
1913)
     
    Abendblatt
    Dienstag,
15.April 1913
    Frankfurter
Zeitung und Handelsblatt
     
    Vor
einigen Wochen erkrankte die Frau des Artisten und Fechtlehrers Karl Hopf,
Bülowstraße 13, unter verdächtigen Anzeichen. Auf Anordnung des Arztes brachte
man die Erkrankte gegen den Willen ihres Mannes in ein Krankenhaus. Die
Untersuchung ergab, daß Vergiftung vorlag, die nach den Angaben der Frau nur
durch ihren eigenen Mann herbeigeführt worden sein konnte. Die Polizei stellte
weitere Ermittelungen an und schritt darauf zur Verhaftung des Mannes, die am
Montag in dem Augenblick erfolgte, als Hopf von einem Besuch seiner Frau im
Krankenhaus zurückkehrte.
    Bei
einer Haussuchung in der Hopfschen Wohnung entdeckte man ein komplett
eingerichtetes Laboratorium mit Giftmitteln und Reinkulturen von Bazillen.
Nach Angabe eines Polizeiberichterstatters sollen es, wie die vorläufige
Untersuchung ergeben habe, Cholera-und Typhus-Bazillen sein!
    Die
Haussuchung förderte außer den Giften noch Gegenstände zu Tage, aus denen
hervorgeht, daß Hopf, der ausschweifend lebte, sich schlimmen Neigungen
hingegeben hat.
    Die
Verhaftung von Hopf wurde mit großen Vorsichtsmaßregeln vorgenommen. Er ist
ein sehr starker Mann, auch befürchtete man, daß er Selbstmord begehen könnte.
Hopf wurde gepackt und sofort gefesselt. Diese Vorsicht war sehr notwendig. Er
hatte in seiner Westentasche ein Fläschchen Zyankali und er gab an, daß er es
sofort nach der Festnahme geleert hätte, wenn es ihm möglich gewesen wäre.

    Abendblatt
    Montag,
12. Januar 1914
    Frankfurter
Zeitung und Handelsblatt
     
    Der
Andrang zu der heute Vormittag beginnenden Schwurgerichtsverhandlung gegen
Karl Hopf wegen Giftmordes ist begreiflicherweise sehr stark. Der Eintritt ist
aber nur gegen Karten gestattet. Der Vorsitzende eröffnet die Sitzung mit
einer Ansprache an die Geschworenen.
    Nun
wird der Angeklagte Hopf von zwei Kriminalbeamten in den Saal geführt. Er ist
ungefesselt und trägt seine gewöhnliche Kleidung. Hopf wendet sich dem
Vorsitzenden zu, so daß er den Zuhörern den Rücken kehrt und antwortet nach
Verlesung der Anklage, die ihm vier vollendete und drei versuchte Giftmorde zur
Last legt, auf die Frage des Vorsitzenden: Haben Sie etwas zu erklären? - »Ich
bin unschuldig.«
    Das
Verhör des Angeklagten
    Vors.:
Wozu haben Sie nun die vielen Gifte
    gebraucht,
die man bei Ihnen gefunden hat?
    Angeld.:
Zur Hundezucht.
    Vors.:
Sie hatten doch keine Hunde mehr.
    Und
weshalb haben Sie sich die gefährlichen
    Bakterien
kommen lassen?
    Angeld.:
Teilweise zu Färbeversuchen.
    Vors.:
Was hatten Sie denn für ein Interesse
    daran?
    Angeld.:
Ein rein wissenschaftliches.
    Vors.:
Was waren es für Bazillen?
    Angeld.:
Typhus und Cholera.
    Vors.:
Sie hatten auch Arsenik? In welcher
    Form?
    Angeld.:
Als arsenige Lösung.

    Erstes Morgenblatt                              
    Diens tag, 13. Januar 1914
    Frankfurter
Zeitung und Handelsblatt
     
    Im
weiteren Verlauf der Verhandlung wird der Briefwechsel mit dem Kralschen
bakteriologischen Museum in Wien verlesen. Von dort hat Hopf die Kulturen der
gefährlichen Krankheitserreger bezogen, und wiederholt schreibt er, die Sendungen
(von Cholera, Typhus, Starrkrampf) hätten keine Virulenz, d. h. Keimfähigkeit
und Wirkung gehabt. Am 14. Dezember 1912 schreibt er auf offener Postkarte:
»Die Kultur Cholera asiat. ist bisher nicht virulent gewesen. Können Sie mir
ganz frische Kulturen senden? Selbst bei Menschen wirkt die letzte und
vorletzte absolut nicht.« Vors.: Woher wußten Sie, daß die Kulturen bei
Menschen nicht wirkten? - Angeld.: Ich hab's probiert. -Vors.: An wem? -
Angeld.: An mir selbst.
    Um 1/2
3 Uhr beschließt das Gericht den Ausschluß der
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