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Hahn, Nikola

Hahn, Nikola

Titel: Hahn, Nikola
Autoren: Die Farbe von Kristall
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mit Laura in die
Küche.
    »Ich
wollte Sie gewiß nicht stören«, entschuldigte sie sich. »Ich habe auch gar
nicht lange Zeit. Aber ich konnte nicht bis zum Abend warten.«
    »Womit?«
fragte er neugierig.
    Sie
hielt ihm Gräfin von Tennitz' Einladung hin. »Ich weiß jetzt, wie Kommissar
Biddling herausgefunden hat, daß die anonymen Briefe von ihr stammten... daß
sie Signora Runa war!« Sie erzählte, wie sie den Kommissar in ihrem Büro
überrascht hatte. »Und ich dachte, er sei düpiert, weil seine Schwägerin eine
einfache Angestellte zu ihrem Geburtstagsempfang eingeladen hatte.«
    Heiner
nahm den Umschlag. Polizeipräsidium, Neue Zeil 60, III. Abt., z. Hd. Frl.
Polizeiassistentin Rot he. Nachdenklich betrachtete
er den winzig kleinen Schmutzfleck im e von Polizei. »Eine Dame
ihrer Stellung hätte ihre Korrespondenz besser keiner Dirne anvertraut.«
    Am
Abend vor der Urteilsverkündung trafen sie sich ein letztes Mal in Heiner
Brauns Küche. Laura gab bekannt, daß sie im Dezember in Stuttgart als Zweite
Polizeiassistentin anfange.
    »Ts!«
sagte Heiner. »Jetzt muß ich mir gleich zwei neue Mieterinnen suchen.«
    es also,
daß Herr Beck und Fräulein Frick heiraten?« fragte Victoria.
    Heiner
lächelte. »Sie haben mich gestern gefragt, ob ich Trauzeuge spiele.«
    »Herr
Kommissar Beck hat beantragt, daß ich ihm wieder zugeteilt werde!« sagte Paul
Heusohn stolz.
    »Das
freut mich«, sagte Laura.
    »Hat
man eigentlich inzwischen die Automobilisten ermittelt, die Sie in den Wald
gefahren haben?« wandte sich Victoria an Heiner.
    »Ja«,
antwortete Laura. »Kommissar Beck hat den beiden eine Anzeige verpaßt, in der
so ziemlich alle Paragraphen aufgelistet sind, die das Strafgesetzbuch bei
größtmöglicher Auslegung für diesen Fall hergibt.« Sie lächelte. »Seit er
verliebt ist, ist er richtig nett.«
    »Ich
glaube, das war er vorher schon. Wir haben es nur nicht gemerkt«, sagte Paul
Heusohn.
    Laura
zwinkerte Heiner zu. »Offenbar hat ihm jemand das passende Staubkorn an den
Stein gebunden.«
    »Bitte
- was?« fragte Victoria verwirrt.
    »Eine
kleine Geschichte von Friedrich Stoltze über die Liebe und andere Krankheiten«,
erwiderte Heiner schmunzelnd. »Wie geht es denn Andreas?«
    »Jeden
Tag ein bißchen besser«, sagte Victoria. »Heute morgen ist er zum ersten Mal
aufgestanden.«
    »Wie
hat er den Tod seiner Schwester aufgenommen?« fragte Laura.
    »Wir
haben ihm noch nichts erzählt. Vicki wird es tun, sobald der Arzt es für
unbedenklich hält.«
    »Ich
habe gehört, Sie wollen nach Berlin zu Ihrer Tochter fahren?« sagte Paul
Heusohn.
    Victoria
schluckte. »Ja.«
    »Werden
Sie länger bleiben?« fragte Laura.
    »Sicher
bis ins neue Jahr.« Victoria spürte Heiners Blick und nickte ihm zu. Es
genügte, wenn er die richtige Antwort kannte.
    »Glauben
Sie, daß Martin für den Mord an Kommissar Biddling verurteilt wird, Herr
Braun?« fragte Paul Heusohn.
    Heiner
zuckte die Schultern. »Gräfin von Tennitz hat behauptet, sie habe es allein
getan.«
    »Sie
kann es nicht allein getan haben!« fuhr Victoria auf. »Nie und nimmer hätte
Richard ihr ohne Gegenwehr seine Waffe gegeben, und ganz sicher hatte sie
nicht die Kraft, ihn mit einem Stein niederzuschlagen und ihn zu diesem Baum zu
schleppen! Sie hatte einen Gehilfen, und ich bin sicher, daß es Heynel war.«
Ihre Stimme wurde leise. »Ich könnte es nicht ertragen, wenn er davonkäme.«
    »Zugegeben
hat er aber nur den Mord an Fritz Wennecke«, wandte Paul Heusohn ein. »Nicht
wahr, Fräulein Rothe?«
    Laura
nickte. Er war ein Mörder, und es war töricht. Aber sie konnte nicht vergessen,
wie glücklich sie in seinen Armen gewesen war.
    Der
folgende Tag war trüb und kalt. Victoria war es gleich, wie ihr plötzlich alles
gleich war. Sofort nach dem Verlesen des Urteils verließ sie den Gerichtssaal.
Schuldig des Mordes an Fritz Wennecke. Schuldig der Unzucht mit Gefangenen, des
Amtsmißbrauchs, der Bestechlichkeit. Freigesprochen vom Verdacht des
Kinderhandels wegen Mangels an Beweisen. Freigesprochen vom Mord an
Kriminalkommissar Richard Biddling. In dubio pro reo.
    Sie
wollte die Begründung nicht hören, sie wollte überhaupt nichts mehr hören. Was
nützte es, daß ein Mord für das Todesurteil reichte? Martin Heynel war der
einzige, der wußte, wie Richard wirklich gestorben war, der einzige, der ihr
diese furchtbaren Bilder aus dem Kopf hätte nehmen können. Aber er hatte
geschwiegen. Victoria konnte nicht einmal mehr weinen. Der Tag
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