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Hätschelkind: Der erste Fall für Jan Swensen

Hätschelkind: Der erste Fall für Jan Swensen

Titel: Hätschelkind: Der erste Fall für Jan Swensen
Autoren: Wimmer Wilkenloh
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einzunehmen. Die Kissenfüllung aus Buchweizenhülsen knirscht leise unter seinem Hintern. Swensen schließt die Augen. Die feinen Schwingungen des Obertongesangs wollen heute einfach nicht in ihn hineinfließen. Er merkt, wie sich seine Stirn allmählich in Furchen legt.
    Alles noch mal zurück auf Los! Störende Gedanken liebevoll zur Seite schieben. Genau! Und jetzt beginnen sie sich langsam in einem orangenen Licht aufzulösen.
    Bis auf die Fotos gibt es einfach nicht das geringste Anzeichen für eine Leiche.
    Swensen etwas mehr Gelöstheit! Beobachte deine Gefühle!
    Außerdem wird schließlich keine Frau im Husumer Umfeld vermisst.
    Lass endlich los, Swensen!
    Oder ob das Ganze mit den Fotos nur ein übler Scherz ist?
    Nach einem kräftigen Fußtritt trudelt das Meditationskissen in die Zimmerecke zurück und der Anlage wird ärgerlich der Saft abgewürgt.
    Zwanzig Minuten später steuert der Kommissar über den Flur der Polizeiinspektion auf sein Büro zu. Vor der Frühbesprechung um acht ist noch etwas Zeit. Nachdem er seine Regenjacke in den Schrank verstaut hat, schnappt er sich die Packung mit dem grünen Tee und geht gleich gegenüber in den Gemeinschaftsraum um sich eine Kanne aufzubrühen. Punkt acht sitzt er, die dampfende Tasse Tee vor sich, im Konferenzraum. Das anfängliche Gefeixe seiner Kaffeekollegen, warum er denn unbedingt heißes Wasser trinken muss oder weshalb er Haschisch nicht wie jeder normale Kiffer raucht, ist schon lange verstummt.
    »Hat jemand Peter Hollmann gesehen? Warum ist er noch nicht da?«
    Heinz Püchel knöpft sein tadellos sitzendes Galliano-Jackett auf und blickt demonstrativ in die Runde.
    Wie immer einen Hauch zu dramatisch, denkt Swensen, der seinem zirka fünfzehn Jahre jüngeren, etwas klein geratenen Chef in solchen Situationen etwas mehr Gelassenheit wünscht.
    »Hat wahrscheinlich Grippe!«
    Susan Biehls Stimme schwebt wie ein gregorianischer Gesang durch den Raum. Die Blondine von der Anmeldung ist gerade einundzwanzig geworden und erst seit drei Monaten in der Inspektion.
    »Er geht heute Morgen noch zum Arzt. Hörte sich am Telefon aber schon so an, dass wir ihn erst mal eine Zeitlang nicht sehen werden.«
    Ob die allgemeine Heiterkeit, die plötzlich in der Runde herrscht, nun durch Susans Formulierung oder ihre Säuselstimme hervorgerufen wird, kann Swensen nicht entscheiden.
    »Okay!«
    Püchel schlägt mit dem Kugelschreiber auf den Tisch.
    »Was ist mit der Leiche vor St. Peter, Jan?«
    »Stephan hatte Dienst, ich bin nur dazugekommen. Erzähl du was passiert ist.«
    Swensen guckt zu Mielke rüber.
    »Am Samstag wurden uns in einem Umschlag mehrere Fotos einer Frauenleiche zugeschickt.«
    Stephan Mielke öffnet eine Mappe und verteilt die Abzüge auf dem Tisch.
    »Kein Absender auf dem Umschlag. Abgestempelt am Freitag in Hamburg. Nachforschung am mutmaßlichen Fundort hat bis jetzt nichts ergeben. Keine Leiche. Niemand hat etwas gesehen und gehört. Deshalb haben wir auch Flensburg noch nicht hinzugezogen.«
    »Dazu kommt, dass keine Frau in unserem Umfeld vermisst wird«, ergänzt Swensen und Stephan Mielke fährt fort.
    »Dann war das Wetter, wie ihr ja alle wisst, hundsmiserabel. Wir konnten noch nicht mal einen Hubschrauber zur Suche raufschicken.«
    »Na, heute klappt das bestimmt!«
    Heinz Püchel beugt sich mit den anderen über die Fotos und Swensen bemerkt: »Wir gehen erst einmal davon aus, dass die Bilder echt sind. Mit dem bloßen Auge sind zumindest keine Manipulationen zu erkennen, aber ich lasse sie noch einmal von einem Spezialisten überprüfen.«
    Rudolf Jacobsen wiegt seinen Kopf hin und her.
    Professionelle Abzüge! 20 x 30 in Schwarzweiß! Wer macht denn so was heutzutage noch?«
    Stephan Mielke zuckt die Achseln.
    »Wahrscheinlich privat abgezogen«, fährt Rudolf Jacobsen fort. »Oder in einem Spezialstudio. Ich bin zwar nicht der begnadete Fotoexperte wie unser kranker Kollege Hollmann, aber wenn jemand Schwarz-Weiß-Bilder hier in Husum in Auftrag gegeben hat, ist das bestimmt aufgefallen.«
    »Vielleicht sollten wir sicherheitshalber in allen Fotoläden nachfragen!«
    Püchel hebt den Kopf und blickt zu Silvia Haman, die mit ihren einmeterneunzig selbst im Sitzen die Männerrunde deutlich überragt.
    »Wäre das nichts für dich, Silvia?«
    Die dunkelblonde Beamtin grinst übers ganze Gesicht.
    »Aber sicher Heinz! Eine verantwortungsvolle Aufgabe für eine Kommissarin im besten Alter.«
    Püchel verzieht genervt seinen Mund und
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