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Häschen in der Grube: Roman (German Edition)

Häschen in der Grube: Roman (German Edition)

Titel: Häschen in der Grube: Roman (German Edition)
Autoren: Maria Sveland
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lief ihr aus der Nase und erstarrte in der kalten Luft. Sie blieb auf der Kreuzung stehen, wo nie Autos vorbeikamen.
    Auf der anderen Seite lag der Kramladen im Schnee begraben, ohne Leben und Licht. Er schien verriegelt zu sein.
    Die Verlassenheit lockte und ängstigte, es war ein Ort, wo alles passieren konnte. Wenn man genau hinhörte, dann konnte man entlegene Rufe aus anderen Welten und anderen Zeiten hören. Sie wusste instinktiv, dass es ein Ort war, der Geschichten kannte, die erzählt werden wollten.
    Ihr Bauch rumorte, als sie über die Straße ging, sie wusste, dass sie ihre Welt verließ und die andere betrat. Die gesetzlose Welt, die von anderen Wesen bewohnt wurde, Wesen, die in Annikas Augen kaputt waren.
    Sie ging in den Hof, rieb mit dem Handschuh einen kleinen Kreis in dem schmutzigen Fenster frei und schaute hinein. Drinnen war es dunkel, aber man ahnte die Konturen des Gerümpels, das in einem einzigen Durcheinander aufgestapelt war.
    Plötzlich fühlte sie sich beobachtet. Einen kurzen Moment geriet sie in Panik, als sie dachte, es könnte der böse alte Mann sein, der zurückgekommen war. Ihm wollte sie nicht allein begegnen.
    Sie drehte sich um und sah eine Gestalt, die sie still betrachtete. Ein großer, schlaksiger Körper, wie ein schmaler schwarzer Strich in der weißen Landschaft. Julia? Sie schauderte. Aber das war nicht möglich, Julia gab es nicht mehr.
    Gerade, als sie diesen Gedanken dachte, sah sie ein vorsichtiges Lächeln in Julias Gesicht wachsen. Ihr Körper reagierte automatisch, die Freude fuhr wie ein Kribbeln durch jeden Muskel und jeden Nerv, verdrängte alles Brennende und Stechende. Das Lächeln teilte das Gesicht in zwei Hälften, ein zu großes Lächeln für das kleine Gesicht.
    Sie lief zu Julia und begrüßte sie mit einer langen, festen Umarmung. Emma zog ihren Fäustling aus und nahm Julias Hand, dann zog sie den Handschuh über ihre beiden Hände.
    In Julias Augen blinkte es, sie zog an den fest verschlungenen Händen im Strickfäustling.
    »Sollen wir reingehen und schauen, ob sie einen gebrauchten Labello haben?«
    Julia nickte in Richtung des Kramladens.
    »Er ist verschlossen, ich habe schon nachgeschaut.«
    Hand in Hand machten sie eine Runde um den alten Laden und stellten fest, dass alles vernagelt war. Sicherheitshalber untersuchten sie auch die Hintertür auf der anderen Seite.
    »Sollen wir auch da nachschauen?«
    Julia zeigte auf die Garage neben dem Haus, es schien eine Kombination aus Schuppen und Werkstatt zu sein. Sie hatten oft den Alten davor gesehen, wenn er alte Tische abschliff oder Stühle reparierte. Emma nickte, und mit immer noch verschlungenen Händen im Handschuh gingen sie hinüber und um das Haus herum. Julia drückte die Klinke herunter und erschrak, als die Tür sich öffnete. Sie schauten sich an und lächelten, dann gingen sie in die dunkle Garage. Es dauerte, bis die Augen sich an sie Dunkelheit gewöhnt hatten, aber nach einer Weile erkannten sie alle möglichen Werkzeuge, die ordentlich an den Wänden hingen und auf dem Boden standen.
    Plötzlich sah Emma etwas, ihre Augen wurden rund vor Erregung. In einer Ecke stand eine Motorsäge. Der Griff war rot und orange, die Kette blitzte.
    Emma strich wie schlafwandlerisch über den glänzenden Stahl. Sie nahm die Säge hoch, sie war schwer, aber mithilfe der Hüfte konnte sie sie anheben, sie zeigte wie eine drohende Verlängerung vom Körper weg.
    Julia schaute sie grinsend an.
    »Funktioniert sie?«
    Emma schaute auf den Griff.
    »Weiß nicht. Warte, ich versuche, sie anzuschalten.« Sie drückte einen schwarzen Plastikknopf und machte einen Satz, als die Säge plötzlich startete. Die Kette bewegte sich, sich musste sich anstrengen, um die Säge still zu halten. Ein Schweißtropfen lief ihr über die Stirn und kitzelte, als er den Hals hinablief.
    Julia lachte laut über ihr erstauntes Gesicht und die sichtbare Anstrengung.
    »Hilf mir, sie auszumachen!«
    Sie schrie, um das Dröhnen in dem kleinen Schuppen zu übertönen. Julia half ihr, die Säge zu halten, während sie fieberhaft den Knopf suchte und es ihr schließlich gelang, die Säge abzustellen.
    »Mein Gott, ist die schwer, ich habe sie kaum halten können.«
    »Darf ich mal?«
    Mit großer Mühe hob Julia die Säge vom Boden auf, suchte den Knopf und drückte. Emma lachte, als Julia hilflos von dem kräftigen Motor und den Bewegungen des Sägeblatts mitgerissen wurde.
    Mithilfe der Hüfte bewegte sie die Säge hin und her,
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