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Häschen in der Grube: Roman (German Edition)

Häschen in der Grube: Roman (German Edition)

Titel: Häschen in der Grube: Roman (German Edition)
Autoren: Maria Sveland
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gemacht, Sussie hat ihr sogar geholfen zu klingeln.«
    Maud warf ihnen einen skeptischen Blick zu und bedeutete Emma, einzutreten.
    »Julia ist oben in ihrem Zimmer. Ich nehme an, ihr wollt für euch sein, aber ihr könnt jederzeit herunterkommen, wenn ihr etwas haben wollt. Ich mache Kaffee.«
    Emma schaute Maud an, die sich eine lange Strähne aus dem Gesicht strich.
    »Danke, wie nett!«
    Julia saß auf dem Bett und schaute aus dem Fenster. Sie drehte sich langsam zu Emma um, die in der Tür stehen geblieben war.
    »Hallo!«
    Emma lächelte sie freudig an. Julia lächelte blass zurück.
    »Hallo!«
    Emma setzte sich zu Julia aufs Bett und umarmte sie ungeschickt, forschend betrachtete sie ihren ausweichenden Blick.
    Das Zimmer war kahl und unpersönlich. Es lagen keine Kleider herum und auch sonst nichts, das zeigte, dass dies Julias Zimmer war. Nur ein Foto auf der Kommode, das Emma und Julia zeigte.
    Emma stand auf, ging zum Fenster und schaute in den Garten.
    »Wie lebt es sich hier? Also, was macht ihr den ganzen Tag?«
    Sie stand mit dem Rücken zu Julia, hörte, wie das Bett knarrte, als Julia sich aufrichtete.
    »Wir machen nicht viel. Vormittags haben wir Schule. Langweilig. Dann kommen wir hierher und machen auch nichts. Genauso langweilig.«
    Emma drehte sich um und schaute Julia an, die wieder aufs Bett gefallen war.
    »Du verpasst wenigstens nichts zu Hause. Da passiert nichts, absolut nichts, wirklich! Vicky ist genauso blöd wie immer und die anderen auch.«
    »Julia, es ist so schrecklich öde ohne dich!«
    Emma wusste auf einmal, dass das schon seit Wochen so war, es wurde nur von all dem anderen unterdrückt.
    Die Tränen liefen ihr über die Wangen, als die Sehnsucht und der Verlust sie übermannten. Sie weinte, weil alles so war, wie es war. Dass Julia hier saß, auf einem hässlichen Bett in einem hässlichen Zimmer, weit weg von zu Hause, wo sie doch eigentlich zusammen im Baum hätten sitzen müssen.
    Durch die Tränen hindurch sah sie, dass auch Julia weinte. Sie ging zum Bett, legte sich hinter sie und umarmte sie. Lange lagen sie so und weinten still, jede für sich. Und doch gemeinsam.
    Sie zuckten zusammen, als es an der Tür klopfte. Julia war eingeschlafen, zum ersten Mal seit Wochen, geborgen in Emmas Armen.
    Mauds Stimme kam von draußen.
    »Wollt ihr Kaffee trinken kommen?«
    Emma grinste Julia an.
    »Hier wird viel Kaffee getrunken, was?«
    Julia lächelte auch.
    »Was glaubst denn du? Das Ganze ist ein einziges Kaffeetrinken. Sandkuchen und Kaffee und Kekse, die hier Kommunalgebäck heißen.«
    Wieder klopfte es an der Tür.
    »Hallo, ihr Mädchen? Habt ihr mich gehört?«
    Julia antwortete.
    »Ja, wir kommen gleich.«
    »Prima. Ich mache Kakao für euch.«
    »Hm. Danke.«
    Julia setzte sich aufs Bett und schaute Emma ernst an. Der Blick war hart, die Augen trocken.
    »Ich möchte nicht, dass du wieder gehst.«
    Das war eine sachliche Feststellung, ohne Gefühle oder Dramatik. Emma schaute ihre Freundin an und spürte, wie die Unruhe in ihrem Bauch wuchs. Sie stand auf, setzte sich neben Julia und legte den Arm um sie.
    »Ich will auch nicht gehen. Ich wünschte, du könntest mit mir nach Hause kommen. Aber ich komme dich bald wieder besuchen, das verspreche ich!«
    Julia drehte sich weg und starrte leer vor sich hin, ihre Stimme war immer noch gleichgültig.
    »Du verstehst mich nicht. Es gibt kein ›bald wieder‹. Es gibt kein ›dann‹. Ich kann hier nicht bleiben.«
    »Aber wenn du ausreißt, musst du hinterher nur noch länger bleiben. Du kommst vielleicht sogar unter Aufsicht.«
    Julia drehte sich zu Emma um, ihre Augen blitzten.
    »Ich rede nicht vom Abhauen! Kapierst du nicht?«
    Emma schüttelte schweigend den Kopf. Wieder füllten sich ihre Augen mit Tränen.
    »Ich kann nicht hier bleiben!«
    »Okay.«
    Emmas Stimme war ein Flüstern. Sie hatte Angst, die Wut zu wecken, die in Julia zu wachsen schien.
    Julia stand auf, drehte sich an der Tür um und schaute Emma an.
    »Komm, wir gehen Kaffee trinken.«
    Emma stand verwirrt auf, in ihrem Kopf drehte sich alles.
    Julia lief bereits mit festen Schritten die Treppe hinunter in die Küche.
    Am Küchentisch saßen Maud, ein Junge und ein Mädchen, dem die Haare übers Gesicht hingen.
    Maud strahlte, als sie Julia und Emma sah.
    »Da seid ihr ja! Schön. Emma, möchtest du Kakao?«
    »Gerne!«
    Maud streckte sich nach einer Porzellankanne und schenkte eine Tasse ein.
    »Und du, Julia?«
    Julia nickte nur und setzte sich an
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