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Häschen in der Grube: Roman (German Edition)

Häschen in der Grube: Roman (German Edition)

Titel: Häschen in der Grube: Roman (German Edition)
Autoren: Maria Sveland
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nach einigen Sekunden war ihr klar, dass sie total verloren war, wenn sie ihm nicht folgte. Sie hatte keine Ahnung, wie sie zur Schule zurückkommen sollte. Nora und Sussie waren bestimmt bei der Hütte, das war ja das Ziel gewesen. Sie stolperte hinter ihm her und fragte sich, wie er sich so leicht und geschmeidig durch das Gestrüpp bewegen konnte, während sie kaum einen Schritt gehen konnte. Dante mit seinem schlanken Körper und den kleinen Pupillen. Er hatte einen tief sitzenden Raucherhusten, aber er verlangsamte das Tempo nicht, schüttelte nur den Kopf, als der Husten seinen Körper durchrüttelte. Dann war der Hustenanfall vorüber, er räusperte sich und spuckte einen grünen Schleimklumpen in die Blaubeerbüsche.
    Sie schauderte, ihre Beine zitterten. Auf dem Gipfel des Hügels war eine rote, baufällige Hütte zu sehen. Sie konnte Nora und Sussie kichern hören, kurz darauf gab Dante seinen Schrecklaut von sich, und sie schrien verängstigt.
    Er erschreckt gern.
    Als sie Julia sahen, verstummten sie. Sie wusste nicht, wie sie aussah, aber den Blicken der Mädchen nach zu schließen war sie kein erbaulicher Anblick. Nora sah ängstlich aus, als Julia auf sie zukam.
    »Was ist mit dir, Julia? Was ist passiert?«
    Sie versuchte zu lächeln, sie war sich nicht sicher, ob es half oder alles nur schlimmer machte.
    »Ich weiß nicht. Ich war nicht schnell genug.«
    Sussie hatte den harten Jargon übernommen. Er war rau und scherzhaft, alles, was gesagt wurde oder passierte, war ein Scherz. Manchmal übel und vielleicht sogar schmerzhaft, aber dennoch ein Scherz.
    »Wo zum Teufel seid ihr abgeblieben? Wir haben ewig auf euch gewartet!«
    Dante lachte sein schabendes, freudloses Lachen.
    »Julia und ich hatten was zu klären. Aber jetzt bin ich hier, Mädels. Ich verstehe, dass ihr euch nach mir gesehnt habt, aber was soll man machen, wenn alle an einem zerren …«
    Er breitete theatralisch die Arme aus und blinzelte ihnen zu.
    »Ja, beeil dich, wir müssen zurück in die Schule, bevor wir vermisst werden.«
    »Nein, aber so was auch, müssen die Mädchen schon wieder lernen. Ja, da will ich euch wirklich nicht dran hindern. Aber ihr wolltet zuerst etwas haben, nicht?«
    Er redete gekünstelt, ging in die Hütte und winkte Sussie zu sich.
    »Es reicht, wenn du mitkommst!«
    Sussie warf Nora einen bedeutungsschweren Blick zu, dann verschwand sie mit Dante in der Hütte. Nora blieb bei Julia, die schweigend auf den Boden starrte.
    »Ist alles okay?«
    Julia nickte.
    »War er sehr grob?«
    Julia kratzte mit dem Fuß im Schlamm, ihre Wangen glühten. Es war ihr peinlich, dass Nora fragte.
    »Weiß nicht.«
    »Wie, weiß nicht? Deine Lippe ist ja aufgeplatzt!«
    Sie fasste sich an die Lippe und fühlte vorsichtig. Es tat weh, und als sie die Finger anschaute, sah sie den Blutfleck.
    »Ich weiß nicht mehr genau, was passiert ist.«
    Nora schüttelte den Kopf, aber sie fragte nicht weiter. Sussie und Dante kamen wieder aus der Hütte, Julia schickte einen dankbaren Gedanken an den Gott, den es nicht gab, weil sie so Noras weiterer Befragung entging. Sussie ließ triumphierend eine kleine Tüte vor Noras Nase baumeln und wandte sich dann an Dante.
    »So, jetzt müssen wir wirklich gehen. Aber danke!«
    Dante grinste, setzte sich auf den Boden und zündete sich eine Zigarette an.
    »Na klar, es ist mir immer ein Vergnügen, mit euch Geschäfte zu machen, Mädels!«
    Das Letzte sagte er mit bedeutungsvoller, affiger Stimme. Mädels.
    Sie gingen los, Julia versuchte so gut es ging, Schritt zu halten. Erst als sie außer Sichtweite der Hütte und Dantes gekommen waren, drehte Sussie sich zu Julia um.
    »Alles okay?«
    Julia nickte. Sussie blieb stehen, angelte die Tüte hervor und holte eine weiße Pille heraus, die sie Julia gab. Sie nahm sie gleichgültig und schluckte sie. Nora streckte die Hand aus und bekam auch eine.
    »Also, du musst kapieren, wie das hier läuft, nämlich so: Nora und ich können die Arbeit nicht alleine machen. Wenn du die Dinger haben willst, musst du auch für die Bezahlung sorgen. Okay?«
    Julia nickte.
    »Prima! Ich wollte nur, dass wir uns da einig sind!«
    Sie lächelte und schlug Julia auf die Schulter, dann lief sie weiter. Julia fiel wieder zurück, obwohl sie sich anstrengte, das Tempo zu halten. Eine wanderende Schale, die durch den Wald stolperte. Keinen Gedanken im Kopf, ausgeblasen bis auf die Klaue, die in ihren Eingeweiden wühlte. Sie ging allein hinter den beiden anderen her, sie
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