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Hände weg oder wir heiraten: Roman (German Edition)

Hände weg oder wir heiraten: Roman (German Edition)

Titel: Hände weg oder wir heiraten: Roman (German Edition)
Autoren: Eva Völler
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die Männerwelt interessant machte.
    Unwillkürlich hielt ich nach Annabel Ausschau. Wie würde sie es aufnehmen, dass ihre Busenfeindin hier aufgelaufen war? Hoffentlich geriet dadurch nicht ihre gerade erst wiedergewonnene eheliche Harmonie in Gefahr! Doch meine Sorge war unbegründet. Die beiden standen verliebt turtelnd am reichhaltig bestückten Büfett und strahlten förmlich um die Wette.
    »Hallo!« Mein Vater winkte mir zu. Er stand mit Pauline an der Sektbar und unterhielt sich mit ein paar Leuten, die ich nicht kannte. Er hatte schon immer einen guten Draht zu Fremden gehabt, vor allem auf Partys. Entweder hielt man ihn für einen Filmproduzenten oder für einen erfolgreichen Geschäftsmann. »Ich muss mit dir sprechen! Ich habe gute Neuigkeiten!«
    Ich erschauerte und tat kurzerhand so, als hätte ich ihn nicht gehört. Unbeirrt hielt ich auf Serena zu, bis mir zwei massive, kugelige Gestalten den Weg versperrten. Olli trat in mein Blickfeld, fesch gewandet in einem angeberisch feinen Seidenanzug mit einer monströsen Brillantnadel auf der Krawatte. Er hatte Dorothee unterhakt, die ein randvolles Wasserglas mit Wodka spazieren trug. Sie hatte sich wieder in einen ihrer Sarongs gewickelt, diesmal ganz in Flaschengrün. Ihr rotes Haar hatte sie zu neckischen Löckchen eingedreht und dabei vergessen, Wickler rauszunehmen. Am Hinterkopf hingen noch zwei der borstigen Dinger, doch das schien weder sie noch Olli zu stören.
    »Wollen Sie uns nicht gratulieren?«, fragte Olli strahlend.
    »Äh … ja. Herzlichen Glückwunsch.« Ich wusste zwar nicht, wozu, aber es konnte nichts Gutes sein. Suchend schaute ich mich um. »Wo ist denn Hermann?«
    »Drüben in seinem Labor. Er arbeitet an einer neuen Formel.« Dorothee ließ mit zwei Schlucken drei Viertel vom hochprozentigen Inhalt ihres Glases verschwinden und sprach dann weiter, ohne Luft zu holen. »Ist schon echt Klasse, dass er im Knast diese Fortbildung belegen konnte.«
    »Ich muss wegen Stanislaw mit Ihnen sprechen«, sagte Olli. Mit seinen Blicken deutete er kurz in eine Ecke des Raums, wo das Frettchen stand und mich wie von Sinnen angrinste.
    »Er liebt Sie«, sagte Olli.
    »Wen?«
    »Sie.«
    »Mich?«, vergewisserte ich mich bestürzt.
    Olli nickte. »Er hat sich in Sie verliebt, aber er traut sich nicht, es Ihnen zu sagen.«
    »Er kann doch überhaupt nicht reden«, warf Dorothee ein. Sie beugte sich vertraulich vor. »Er hat nämlich gar keine Zunge.«
    »Du lieber Gott!« Ich war ehrlich entsetzt. Deswegen hatte ich ihn nie etwas sagen hören! Dann erst drang richtig zu mir vor, was Olli eben gesagt hatte.
    »Ich … ähm, ja also … Ich bin geschmeichelt, aber …« Ich stockte, von morbider Neugier übermannt. »Wie ist das denn mit der Zunge passiert? Hat es mit … einem Messer zu tun?«
    Ich fand, das würde sehr gut passen. Das ständige sinnlose Hantieren mit dem Messer wäre dann neurotischen Ursprungs. Eine Zwangshandlung aufgrund eines Verstümmelungstraumas. Ob ich vielleicht, sozusagen im zweiten Bildungsweg, doch noch Psychologie studieren sollte?
    »Eine Frau hat sie ihm beim Sex aus Versehen abgebissen«, sagte Olli.
    »Oh.« Ich vermied krampfhaft, auch nur ansatzweise in die Richtung zu schauen, wo Stan sich aufhielt. »Das ist echt … schade.«
    »Er ist nach wie vor ein guter Liebhaber«, versicherte Olli.
    »Woher willst du das wissen?«, erkundigte sich Dorothee.
    Olli zuckte verlegen die Achseln, dann sagte er drohend. »Ich bin nicht schwul, klar?«
    »Das weiß ich doch, mein Lieber. Aber bist du sicher, dass du das mit dem guten Liebhaber nicht nur gesagt hast, um Stan für Britta interessanter zu machen?«
    »Ob er’s jetzt ist oder nicht, ich denke, es ist sein gutes Recht, sich eine Braut zuzulegen, oder? Jetzt, wo wir alle reich sind …«
    Dorothee wiegte nachdenklich den Kopf, bis ihr Dreifachkinn in wogende Bewegung geriet. »Ich weiß nicht, ob Stan sie überhaupt heiraten kann, er könnte doch vor dem Traualtar nicht mal Ja sagen!«
    »Also, hört mal«, sagte ich beunruhigt. »Bevor hier ein falscher Eindruck aufkommt …«
    Ich hielt bestürzt inne. Sven war soeben im Türrahmen aufgetaucht und suchte mit seinen Blicken den Raum ab, und ich hatte immer noch kein einziges Wort mit Serena gesprochen!
    »Ich sagte doch, der Anwalt ist ihr Schnucki«, erklärte Dorothee in beleidigtem Tonfall. »Aber mir glaubt ja keiner!«
    Hastig schob ich sie zur Seite und kämpfte mich durch den überfüllten Raum durch die weit
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