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Hände weg oder wir heiraten: Roman (German Edition)

Hände weg oder wir heiraten: Roman (German Edition)

Titel: Hände weg oder wir heiraten: Roman (German Edition)
Autoren: Eva Völler
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gestörten Einstellung zu ihrer eigenen Sexualität.«
    »Was weißt du über ihre Sexualität?«, fragte ich.
    »Nur das, was Annabel und Pauline mir erzählt haben. Man muss nur aufmerksam zuhören, dann ergibt sich ein ziemlich schlüssiges Bild einer gestörten, zwanghaft promisken Persönlichkeit. Wusstest du, dass sie in Pornoproduktionen ihres ersten Mannes mitgespielt hat?« Ohne meine Antwort abzuwarten, fuhr er fort: »Höchstwahrscheinlich hängen ihr auch noch jede Menge alter Kränkungen aus eurer gemeinsamen Schulzeit nach. Sie war nicht nur die Sitzenbleiberin, sondern auch das Mädchen für die schnelle Nummer, und ihr anderen wart die Guten, Soliden mit den festen Freunden, eine verschworene Gemeinschaft, bei der sie immer außen vor blieb. Den Rest – also die Sache mit den vielen toten Stiefvätern – kenne ich natürlich aus der Akte.«
    Stumm und betroffen war ich seinen Worten gefolgt. Natürlich hatte ich all diese Dinge selbst gewusst, aber richtig darüber nachgedacht hatte ich bisher noch nie. Dafür hatte dieser Mann hier es getan, der sie so gut wie gar nicht kannte.
    »Nebenbei, ich bin froh, das Mandat los zu sein. Man hatte bereits weitere Untersuchungen eingeleitet, diesmal zum Tod von Serenas Mann. Diesen Fall sollte ich ebenfalls übernehmen.« Er rieb sacht über meinen Handrücken. »Mein Mandat war natürlich auch der Grund, warum ich sie und ihre Mutter nicht einfach aus meinem Leben streichen konnte, wie du es von mir verlangt hast. Ein Anwalt darf nur unter sehr engen Voraussetzungen ein Mandat niederlegen, sonst gefährdet er seine Zulassung.«
    Ein kurzes Schweigen entstand, das ich mit meiner nächsten Frage brach. »Meinst du, sie sind … sie haben …«
    »Ihre Männer umgebracht? Keine Ahnung, und ich will es auch jetzt gar nicht mehr wissen. Manche Dinge bleiben besser auch für uns Anwälte auf ewig im Dunkel.«
    Ich holte tief Luft. »Warum wolltest du nach deinem Einzug, dass wir im Haus bleiben?«
    Im matten Dämmerlicht des Zimmers konnte ich sehen, wie er grinste. »Weil ich wissen wollte, wie dein Hintern unter all diesen Klamotten aussieht. Und da es im Badezimmer keinen Schlüssel gab, hatte ich mir dafür sehr gute Chancen ausgerechnet.«
    »Ich will den wirklichen Grund hören!«
    Er überlegte kurz. »Weil ich unbedingt die Korbflechterei und den abwärts gerichteten Hund mit dir ausprobieren wollte.«
    Ich holte mit der Faust aus, und Sven fing sie ein und hielt sie zärtlich fest.
    »Weil ich mich total in dich verknallt hatte, du verrücktes Huhn.«
    Ich streckte die Hand aus und berührte mit den Fingerspitzen sein Gesicht.
    »Hast du schon mal überlegt, wie es wäre, unter Wasser zu heiraten?«
    *
    Damit ist das Wichtigste schon erzählt, eigentlich könnten Sie hier aufhören zu lesen. Doch den einen oder anderen interessiert vielleicht nach dem üblichen Und wenn sie nicht gestorben sind, wie sie heute noch leben, die Menschen in dieser Geschichte.
    Wir haben jetzt Februar, also ist die ganze Sache fast acht Monate her, ein guter Zeitpunkt also, um gelassen zurückzuschauen. Daher hier noch der Rest in aller Kürze.
    Fangen wir mit Serena an. Sie ist so schnell aus unser aller Leben verschwunden, wie sie seinerzeit auf Annabels Hochzeit aufgetaucht war. Das Letzte, was wir von ihr gehört haben, war das Gerücht, dass sie in Südamerika einen ziemlich alten, dafür aber märchenhaft reichen Großgrundbesitzer geheiratet haben soll, der noch in den Flitterwochen einem Schlaganfall erlag. Ich weiß, Mehrfach-Witwentum kann nichts Erbliches sein, aber was ist es dann? Zum Glück denke ich so gut wie nie darüber nach.
    Kommen wir zu Annabel und Klaus, über die ich ständig und gern nachdenke. Der Vorfall in ihrer Hochzeitsnacht gehört der Vergangenheit an, und zwar endgültig. In ihrem Paradies gibt es keine Schatten mehr, sie haben ihr Leben zu zweit angepackt und meistern es. Im Moment fragen sie sich, ob sie noch vor der Geburt von Wagenbrecht junior die neue Filiale eröffnen sollen oder lieber bis zum Sommer warten. Manchmal sehe ich in Annabels Haaren etwas leuchten, ich glaube, es ist goldenes Lametta.
    Pauline und mein Vater haben tatsächlich geheiratet, letzten August in Las Vegas. Sie wohnen jetzt zusammen in meinem Haus, doch das wird sich ab demnächst ändern – mein Vater will es mir offiziell abkaufen. Womit sich wohl auch die Frage nach seinen geschäftlichen Erfolgen erübrigt haben dürfte. Wer es trotzdem wissen möchte: Die
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