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Hände weg oder wir heiraten: Roman (German Edition)

Hände weg oder wir heiraten: Roman (German Edition)

Titel: Hände weg oder wir heiraten: Roman (German Edition)
Autoren: Eva Völler
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Richtung Büfett, gefolgt von Marie-Luise, die mich keines weiteren Blickes mehr würdigte.
    Wahrscheinlich sah ich ähnlich schräg aus wie Annabel, deren Mund auf- und zuklappte wie bei einer erstickenden Kaulquappe. Ich konnte auch genau den Moment erkennen, in dem ihre Verblüffung rasender Wut wich. Sie ließ Klaus’ Hand los, straffte sich und marschierte hinter Serena her, und ich wusste sofort, dass es eine Tragödie geben würde, wenn nicht jemand einschritt.
    Dann passierte alles Mögliche auf einmal beziehungsweise so schnell hintereinander, dass ich kaum zwischendurch Luft holen konnte. Im Garten kam ein Mann hinter einem Baum hervorgestürzt und warf sich auf Serena. Erst beim zweiten Hinschauen erkannte ich, dass es niemand anderer war als mein Verflossener, Thomas. Er packte Serena bei den Schultern und drehte sie zu sich herum. »Du heiratest mich !«, brüllte er sie an. »Du hast gesagt, dass du mich heiratest!«
    Serena versuchte, ihn von sich zu stoßen. »Das ist nicht wahr!«
    »Du hast es Britta gesagt und sie hat die Hochzeit vorbereitet!«
    »Das war ein Irrtum«, warf ich ein. »Und ich habe es dir sogar lang und breit erklärt.«
    Doch mein Einwand verhallte ungehört.
    »Du bist für mich bestimmt«, schrie Thomas mit flackernden Augen. »Ich habe mich informiert und kann jetzt alles! Den Froschkönig! Die Auster! Den abwärts gerichteten Hund!«
    »Liebes, was will der Kerl?«, fragte Serenas Schatzi irritiert.
    »Oralsex mit Ihrer Braut«, antwortete Pauline hilfreich.
    »Er ist verrückt geworden«, sagte Annabel halblaut.
    »Nein, er hat dasselbe Buch gelesen, das du mir zum Üben geschenkt hast«, widersprach Klaus.
    Thomas hielt Serena immer noch bei den Schultern gepackt und fing an, sie ernstlich durchzuschütteln. »Sieh doch ein, dass wir füreinander bestimmt sind! Das war schon in der Schule so, wir haben es nur nicht gewusst! Neulich auf der Hochzeit, wir beide im Bett – das war so toll, das kannst du immer haben! Jederzeit!«
    »Lass meine Tochter los«, kreischte Marie-Luise. »Sonst lernst du mich kennen!« Sie fummelte in ihrem voll gestopften Prada-Täschchen herum und brachte in einem Schauer von herumflatternden Geldscheinen plötzlich eine winzige Pistole zum Vorschein.
    »Das ist nur eine Zweiundzwanziger«, sagte Pauline verächtlich. Sie griff sich unter den Rock und holte ihr eigenes Schießeisen heraus, das mindestens fünfmal so groß war wie Marie-Luises Miniknarre. Marie-Luise machte gar nicht erst den Versuch, es auf ein Wettschießen ankommen zu lassen, sondern sammelte hastig ihr Geld ein.
    »Das ist eine echt coole Housewarming-Party«, befand Dorothee. »Gibt es hier noch irgendwo Wodka, Olli?«
    Im nächsten Augenblick ertönte in unmittelbarer Nähe eine donnernde Explosion, und nur einen Sekundenbruchteil darauf kam eine kohlrabenschwarze Gestalt über die Hecke vom Nachbargrundstück zu uns herübergeflogen und erwischte mich frontal und knallhart. Das Letzte, was ich sah, war eine riesige Zahnlücke, dann wurde alles um mich herum stockfinster.
    *
    Als ich zu mir kam, schwebte ich auf einer weißen Wolke, die sich nach ein paar Sekunden in ein Bett verwandelte. Mit der Erkenntnis, dass ich in einem Krankenhaus lag, stellten sich auch stechende Kopfschmerzen ein.
    »Sie wird wach«, sagte Pauline. Sie saß an meinem Bett und hielt meine Hand.
    »Muss ich sterben?«, krächzte ich.
    »Nein, du hast nur eine Gehirnerschütterung, wahrscheinlich darfst du morgen schon wieder nach Hause.« Das war mein Vater. Er saß auf dem Stuhl an der anderen Seite des Bettes.
    »Was ist passiert?«
    »Hermann hat bei einem Experiment ein bisschen übertrieben«, sagte mein Vater kleinlaut.
    Ich warf ihm einen dumpfen Blick zu. »Manche Geschäfte zahlen sich nun mal nicht aus.«
    »O doch!« Er reckte sich, ganz der strahlende Sieger. »Es hat alles vorzüglich geklappt. Jedenfalls bis zu der Explosion. Doch Hermann bleibt am Ball.«
    »Also kommt er durch?«
    »Er ist schon wieder an der Arbeit«, sagte mein Vater stolz. »Er entwickelt einen neuen, noch besseren Stoff!«
    »Ihr wollt noch mehr solcher Geschäfte machen?«, fragte ich entsetzt.
    »Aber klar. Es ist doch glänzend gelaufen. Was glaubst du, woher heute das viele Geld kam?«
    »Ich will’s gar nicht wissen.«
    »Wir sind ganz dick mit einem namhaften Tabakproduzenten im Geschäft«, sagte mein Vater. »Der Wirkstoff ist weltweit zum Patent angemeldet und jetzt wird der Rubel bald global rollen.
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