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Hände weg oder wir heiraten: Roman (German Edition)

Hände weg oder wir heiraten: Roman (German Edition)

Titel: Hände weg oder wir heiraten: Roman (German Edition)
Autoren: Eva Völler
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anderem auch, dass ich Thomas vom Hinscheiden aller bisherigen Ehemänner der Familie informiert hatte.
    »Im Grunde kannst du dich nicht beschweren«, sagte sie. »Sei froh, dass du den nicht heiraten musst. Serena hat dir im Prinzip einen Riesengefallen getan. Eigentlich musst du dich bei ihr bedanken.« Sie dachte kurz nach. »Nein, das reicht nicht mal. Du müsstest ihr die Füße küssen dafür, dass sie das Schlimmste verhindert hat. Der Typ hat nämlich echt ein Rad ab.«
    »Äh, Pauline«, sagte ich peinlich berührt.
    »Er hat eine Blasneurose.«
    Ich wand mich und hätte mich am liebsten hinterm Schreibtisch versteckt.
    Sie folgte meinen Blicken und drehte sich zur Tür um. Dort stand Thomas und schaute sie mit geschlitzten Augen an.
    »Nichts für ungut, alter Schwede«, sagte Pauline lässig, dann spazierte sie einfach an ihm vorbei in Richtung Küche.
    »Hallo«, sagte ich betreten. »Was machst du denn hier? Ich wusste gar nicht, dass du auch eingeladen bist.«
    Er kam näher, einen gehetzten Ausdruck im Gesicht. »Bin ich auch nicht, aber das tut nichts zur Sache. Ich muss mit dir reden.«
    »Wie bist du überhaupt reingekommen?«
    »Jemand kam gerade aus dem Haus, als ich klingeln wollte.«
    Wahrscheinlich Gesine. Aus den Augenwinkeln sah ich, dass Pauline in der Diele stehen geblieben war, dicht bei der Tür, die Ohren gespitzt und die Hand in der Nähe ihrer Pistole – falls sie eine trug, was ich im Stillen hoffte. Thomas sah aus, als stünde er kurz vorm Platzen. Sein Gesicht war rot wie eine überreife Tomate und die Augen traten ihm aus den Höhlen.
    »Du musst was unternehmen!« Fieberhaft sah er sich nach allen Seiten um. »Was soll das hier werden, ihre Verlobung?«
    »Nein, die Kanzleieröffnung.«
    »Du musst es verhindern!«
    »Warum? Er ist Anwalt und er möchte eine eigene Kanzlei. Das ist berufsspezifisch, weißt du.«
    »Verarsch mich nicht«, zischte er. »Du weißt genau, was ich meine!«
    Er trat dicht an mich heran. Ich wich unwillkürlich zurück, doch er folgte mir.
    Plötzlich sank er zu meiner grenzenlosen Überraschung vor mir auf die Knie und umklammerte meine Beine. »Bitte, tu was! Sie darf ihn nicht heiraten!«
    Ich war ganz seiner Meinung. Beinahe hätte ich Mitleid mit ihm haben können, wenn ich mir nicht schon selber so Leid getan hätte.
    »Wenn’s dich interessiert: Ich habe ihn gebeten, sie nicht zu heiraten«, sagte ich.
    Thomas sackte noch mehr zusammen. Wie das sprichwörtliche Häufchen Elend hockte er auf dem roten Perser und stierte hoffnungslos vor sich hin. Jetzt wurde ich doch von Mitgefühl übermannt. Am liebsten hätte ich mich neben ihn gesetzt und eine Strophe mit ihm zusammen gejammert. Was nützte mir dieser blöde Zauber, wenn es immer bloß die verkehrten Männer waren, die vor mir auf die Knie fielen?
    »Vielleicht hätten wir doch Stühle besorgen sollen«, sagte eine Stimme von der Tür her.
    Ich fuhr herum und sofort raste mein Herz zum Zerspringen. Er war wieder da! Mit einiger Verspätung, aber rechtzeitig genug zur Einweihungsfeier seiner Kanzlei.
    Ich konnte kaum atmen, als ich ihn dort in der Tür stehen sah. Er trug einen dunkelblauen Zweireiher und eine purpurfarbene Krawatte, die wunderbar zum Teppich passte. Ich hätte genau dieselbe ausgesucht, wenn er mich gefragt hätte. Der Knoten saß eine Winzigkeit schief, und meine Finger zuckten in dem Bedürfnis, ihn gerade zu rücken. Und anschließend sein Gesicht zu berühren, sein Kinn, seinen Mund …
    Er hatte ein paar Mal angerufen, aber jedes Mal waren entweder Annabel oder Pauline drangegangen, mir zuliebe. Ich hätte es nicht fertig gebracht, mit ihm zu reden. Wahrscheinlich hätte ich schon angefangen, zu heulen, wenn ich bloß seine Stimme gehört hätte.
    Hinterher hatte ich die beiden natürlich bestürmt mit meinen Fragen, weil ich unbedingt wissen wollte, was er gesagt hatte. Nichts, lautete jedes Mal die Auskunft. Er hätte sich bloß erkundigt, wie die Vorbereitungen für die Eröffnungsparty liefen.
    Thomas hatte sich vom Boden hochgerappelt und bediente sich wortlos an der Sektbar, während er Sven lauernde Seitenblicke zuwarf.
    Doch der beachtete ihn überhaupt nicht, sondern hatte nur Augen für mich. Es zog mir den Boden unter den Füßen weg, als er sagte: »Kommst du mal kurz mit? Ich muss dir was zeigen.«
    In diesem Augenblick interessierte mich nichts anderes auf der Welt, als wie von Fäden gezogen auf ihn zuzuschweben, die Füße zehn Zentimeter überm Parkett,
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