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Hände weg oder wir heiraten: Roman (German Edition)

Hände weg oder wir heiraten: Roman (German Edition)

Titel: Hände weg oder wir heiraten: Roman (German Edition)
Autoren: Eva Völler
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sortiert in die Regale geräumt. Jetzt sah es schon nach einer richtigen Anwaltskanzlei aus, es fehlten nur noch die Sekretärin und die ersten Mandanten.
    Erstere erschien zwei Stunden vor der offiziellen Eröffnung, um nach dem Rechten zu sehen. Sie war klein, leicht übergewichtig, um die vierzig und machte einen kompetenten Eindruck. Freundlich stellte sie sich als Gesine Bildhauer vor, was bei mir zu einem unkontrollierten Lachanfall führte. Damit war ich bei ihr vermutlich für alle Zeiten unten durch, doch wen scherte das schon. Morgen wäre ich sowieso hier weg. Ich wollte nur noch der Höflichkeit Genüge tun und mich von Sven verabschieden. Danach würde ich in meine improvisierte Behausung ziehen, wo ich mich problemlos aufhalten konnte, bis ich meinen Überseesack für Australien oder Neuseeland packte. Das Schild an der Eingangstür würde ich natürlich noch abschrauben müssen, aber davon abgesehen war Brittas Brautbüro die perfekte vorläufige Bleibe. Klaus hätte beinahe geweint vor Dankbarkeit, als ich ihn fragte, ob ich vielleicht vorübergehend da pennen dürfte, und heute Morgen hatte Annabel angerufen und erzählt, dass er schon ein Bett, ein Sofa und einen Schrank in das Apartment geschleppt hatte, damit ich mich auch ganz zu Hause fühlte. Ihren eigenen Kram würde sie morgen hier abholen lassen, nachdem die Eröffnungsfeier über die Bühne gegangen war. Sie war, wie nicht anders zu erwarten, ausgesprochen guter Dinge, als sie und Klaus kurz nach Gesine Bildhauer in der Störtebekerstraße eintrafen, um das Büfett vorzubereiten. Sie umarmte mich heftig und gab sich keine Mühe, ihre Tränen zu unterdrücken.
    »Alles wird gut«, flüsterte sie mir ins Ohr.
    Ich wusste nicht recht, ob sie ihr künftiges Leben oder das Büfett meinte, aber wahrscheinlich traf es auf beides zu. Sven hatte ein komplettes Catering geordert, mitsamt Geschirr, Besteck, Gläsern, Tischwäsche und -dekoration. Die Speisen- und Getränkeauswahl hatte er vollständig Klaus überlassen, womit er gut beraten war. Die Firma Wagenbrecht war nicht nur eine erstklassige Metzgerei, sondern außerdem ein stadtbekanntes, gut eingeführtes, vor allem aber wirklich hervorragendes Catering-Unternehmen, für das ich jederzeit bei allen Hochzeiten, die ich bisher betreut hatte, die Hand ins Feuer hatte legen können.
    Klaus und Annabel werkelten in der Küche und richteten noch ein paar Garnituren für die kalten Platten her, und ich machte mich zusammen mit Pauline daran, die Sektbar mit Gläsern zu bestücken und die Alkoholbestände zu sichten und zu sortieren. Es war Kommissionsware; Klaus arbeitete mit einem sehr guten Weinhändler zusammen, und die übrigen Getränke hatte er beim örtlichen Großhändler besorgt, mit dem er ebenfalls in Geschäftsbeziehung stand.
    Pauline hatte sich den halben Tag freigenommen, weil sie auf keinen Fall etwas verpassen wollte. »Ich habe so ein komisches Gefühl, als würde heute noch was Verrücktes passieren«, meinte sie. »Als würden hier noch fürchterlich die Fetzen fliegen.«
    Auch sie war bestens drauf, vor allem, nachdem sie von meinem Vater heute Vormittag eine SMS bekommen hatte. Bin bald wieder bei dir, meine Liebste. Habe wunderbare Neuigkeiten im Gepäck. Dicker Kuss. Dein Rolfi.
    Ich wollte ihr die Illusionen nicht nehmen, vor allem aber wollte ich gar nicht erst wissen, welche wunderbaren Neuigkeiten er mitbrachte.
    Pauline schenkte uns beiden und Gesine an der frisch eröffneten Sektbar im ehemaligen Wohnzimmer ein Gläschen Schampus aus, und dann bauten wir zu dritt meine Stereoanlage auf, denn ein vernünftiger Empfang taugte ohne nette Musik nicht viel. Natürlich würde es nur ganz unaufdringlich im Hintergrund laufen, wofür sich mein Hochzeitsempfang- CD -Sortiment bestens eignete.
    »Sind das etwa die CD ’s, die du heimlich selbst gebrannt hast?«, fragte Pauline streng, als ich mit meiner Sammlung zurückkam.
    »Wieso fragst du so blöd?«, wollte ich irritiert wissen, während ich mich vorsorglich nach Gesine umschaute. Doch die hielt sich woanders auf.
    »Weil es verboten ist, sich kostenlose Musik aus dem Internet runterzuladen«, sagte Pauline kripomäßig. »Das gibt bis zu fünf Jahren Knast!« Anschließend brach sie in haltloses Kichern aus, weil sie es offenbar wahnsinnig komisch fand, mir diese Schwarte immer und immer wieder unter die Nase zu reiben. Ich hatte ihr gestern Nacht in einem Anfall von Mitteilungsbedürfnis alles Mögliche erzählt, unter
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