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Hades

Hades

Titel: Hades
Autoren: Alexandra Adornetto
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war das Haus von so lauter Musik erfüllt, dass der Kronleuchter über uns wackelte.
    Wir drängten uns weiter durch die Menge und entdeckten Molly und die anderen Mädchen im Wohnzimmer, ganz versteckt in einer Sitzecke vor einem ausgeblichenen Wandteppich. Der Tisch vor ihnen war bereits mit Schnapsgläsern und halbleeren Wodkaflaschen übersät. Molly war bei ihrer ursprünglichen Idee geblieben und als Glöckchen gekommen, in einem grünen Kleid mit ausgefranstem Saum, Ballettschuhen und Elfenflügeln. Nur bei den Accessoires war sie Halloween gerecht geworden. An Handgelenk und Knöchel trug sie Ketten, und das Gesicht hatte sie sich mit Theaterblut und schwarzer Schminke beschmiert. In ihrer Brust steckte ein Plastikdolch. Selbst Xavier betrachtete sie beeindruckt.
    «Glöckchen als Goth. Coole Idee, Molly», beglückwünschte er sie. Wir setzten uns auf den Diwan neben Madison, die, wie angekündigt, als Playboy-Bunny gekleidet war, mit schwarzem Korsett, Puschelschwanz und weißen Hasenohren. Die Wimperntusche war bereits verschmiert, sodass es aussah, als hätte sie zwei blaue Augen. Sie kippte ihren Schnaps auf ex herunter und knallte das Glas siegesbewusst auf den Tisch.
    «Was seid ihr zwei eigentlich für Loser», lallte sie, als wir uns neben sie quetschten. «Ihr habt die schlechtesten Kostüme von allen.»
    «Was ist damit nicht in Ordnung?», fragte Xavier in einem Ton, der klar sagte, dass er nur aus reiner Höflichkeit fragte und ihm ihre Meinung völlig egal war.
    «Du siehst aus wie Woody aus Toy Story », kicherte Madison. «Und Beth, ich bitte dich! Wenn du wenigstens aussehen würdest wie einer von den Drei Engeln für Charly . An euch beiden ist nichts, aber auch gar nichts zum Fürchten.»
    «Dein Outfit macht auch nicht gerade Angst», sagte Molly zu unserer Verteidigung.
    «Da bin ich mir nicht so sicher», sagte Xavier. Ich versuchte ein Grinsen zu unterdrücken. Xavier hatte Madison noch nie besonders leiden können. Sie trank und rauchte zu viel und gab ungebeten zu allem ihre Meinung ab.
    «Halt die Klappe, Woody», lallte Madison.
    «Vielleicht sollte man euch mal eine Weile den Schnaps wegnehmen», riet Xavier.
    «Musst du nicht ein Rodeo organisieren oder so etwas?»
    Plötzlich ertönte von draußen ein Schlachtruf, wieder und wieder, gegrölt von einer ganzen Clique. Xavier sprang auf. Seine Wasserballmannschaft war angekommen. Ich hörte, wie sie Xavier im Flur begrüßten.
    «Hey, Kumpel!»
    «Ey, Alter, was ist das denn für ein Outfit?»
    «Hat Beth dich so zurechtgemacht?»
    «Mann, stehst du unter dem Pantoffel!» Einer der Jungen wackelte mit dem Po wie ein Schimpanse und zog Xavier scherzhaft zu Boden.
    «Lass mich los!»
    «Yiiieeehaa!»
    Wir hörten Schreie, wie von einem freundschaftlichen Gerangel. Als Xavier wieder auftauchte, trug er nur noch seine Jeans. Seine Haare, die vorhin noch glatt nach hinten gekämmt gewesen waren, waren vollkommen verwuschelt. Er sah mich achselzuckend an, als wollte er sagen, dass er nicht schuld am Verhalten seiner verrückten Freunde war, und zog sich das schwarze T-Shirt über, das ihm einer der Jungs zuwarf.
    «Alles okay, Huggie Bear?», fragte ich und strich ihm durchs Haar. Ich mochte es nicht, wenn seine Freunde so grob waren. Diese Geste erntete rundum kritische Blicke.
    «Beth.» Xavier legte mir eine Hand auf die Schulter. «Hör auf, mich vor den anderen so zu nennen.»
    «Entschuldige», sagte ich verlegen.
    Xavier lachte. «Komm, lass uns was zu trinken holen.»
    Nachdem wir uns ein Bier (für Xavier) und ein Wasser (für mich) organisiert hatten, ließen wir uns auf der hinteren Veranda auf ein weiches Sofa fallen, das jemand nach draußen geschoben hatte. Pinkfarbene und grüne Papierlaternen, die von der Dachrinne hinabhingen, hüllten den verwilderten Garten in ein sanftes Licht. Dahinter erstreckten sich die Felder bis an den Rand des dichten schwarzen Waldes.
    Abgesehen vom ausgelassenen Lärm der Party im Haus, war es eine stille, sanfte Nacht. Im hohen Gras stand vergessen ein rostiger Traktor. Ich sinnierte gerade darüber, wie pittoresk das wirkte, wie ein Gemälde aus vergangener Zeit, als plötzlich aus dem Fenster des Traktors eine Spitzenunterhose angeflogen kam und direkt vor unseren Füßen landete. Ganz offensichtlich hockte ein Pärchen in der Landmaschine, und zwar nicht nur, um sich zu unterhalten. Ich sah errötend zur Seite und versuchte mir vorzustellen, wie das Haus ausgesehen hatte, bevor es die
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