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Hades

Hades

Titel: Hades
Autoren: Alexandra Adornetto
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vor?» Noch bevor ich den Satz zu Ende gesprochen hatte, spürte ich, dass ich in eine Falle getappt war.
    «Wir wollen Kontakt zu den Toten aufnehmen, du weißt schon», sagte Savannah. «Für Jungs verboten.»
    «Eine Séance», sagte Hallie strahlend. «Hammermäßig!»
    «Hammermäßig!», wiederholte ich matt. Mir wären viele Worte eingefallen, um zu beschreiben, was sie vorhatten, aber hammermäßig war nicht darunter.

[zur Inhaltsübersicht]
    3
    Unheilige Nacht
    Der Freitag kam schneller als erwartet. Ich freute mich nicht wirklich auf die Halloween-Party, viel lieber hätte ich mir einen gemütlichen Abend mit Xavier gemacht. Aber nur weil ich nicht gern ausging, wäre es nicht fair gewesen, ihn dazu zu überreden
    Als Gabriel mich in meinem Halloween-Kostüm sah, schüttelte er fassungslos den Kopf. Ich trug ein weißes Etuikleid, Römersandalen (von Molly geliehen) und ein Paar kurze, puschelige Kunststoffflügel vom Kostümladen. Ich war eine Parodie meiner selbst, was Gabriel offensichtlich nicht gerade begeisterte. Für ihn stellte es vermutlich eine Art Sakrileg dar.
    «Findest du das nicht ein bisschen zu überdeutlich?», fragte er.
    «Ganz im Gegenteil», antwortete ich. «Falls jemand auch nur den kleinsten Verdacht hatte, dass wir übermenschlich sind, wird er den Gedanken jetzt garantiert fallen lassen.»
    «Bethany, du bist eine himmlische Botin, keine Agentin in irgendeinem schlechten Spionagefilm», sagte Gabriel. «Vergiss das nicht.»
    «Soll ich mich umziehen?», fragte ich seufzend.
    «Nein, sollst du nicht», sagte Ivy und tätschelte mir die Hand. «Dein Kostüm ist wirklich schön. Und es ist schließlich nur eine Highschool-Party.» Sie warf Gabriel einen Blick zu, der klar ausdrückte, dass die Diskussion damit beendet war. Gabriel zuckte die Achseln. Auch wenn er Tag für Tag in die Gestalt eines Musiklehrers an der Bryce Hamilton schlüpfte, schien die Teenagerwelt für ihn sehr weit weg zu sein.
    Xavier kam als Cowboy verkleidet, in ausgeblichenen Jeans, Cowboystiefeln, einem karierten Hemd und sogar mit einem Cowboyhut aus Leder.
    «Süßes oder Saures?», fragte er grinsend.
    «Ich will dich ja nicht beleidigen, aber wie Batman siehst du nicht aus.»
    «Sie müssen ja nicht gleich unhöflich werden, Ma’am», sagte Xavier und versuchte wie ein Texaner zu klingen. «Sind Sie fertig? Die Kutsche steht schon bereit.»
    Ich lachte. «Willst du das den ganzen Abend durchhalten?»
    «Klar doch», sagte Xavier. «Das macht Sie ganz wild, Ma’am, stimmt’s?»
    Mit einem Hüsteln aus dem Hintergrund erinnerte uns Gabriel daran, dass er auch noch da war. Für ihn war es immer noch schwer zu ertragen, wenn wir offen unsere Gefühle zeigten.
    «Komm nicht zu spät nach Hause», sagte Ivy. «Wir wollen morgen schon früh nach Black Ridge aufbrechen.»
    «Keine Sorge», versprach Xavier. «Wenn die Uhr Mitternacht schlägt, bringe ich sie nach Hause.»
    Gabriel schüttelte den Kopf. «Müsst ihr eigentlich unbedingt alle Klischees bedienen, die es gibt?»
    Xavier und ich sahen uns lachend an. «Ja», antworteten wir.
    Bis zu dem verlassenen alten Anwesen war es ungefähr eine halbe Stunde Fahrt. Es war stockdunkel, rechts und links nichts als Felder, nur gelegentlich leuchteten die Frontlichter anderer Autos – anderer Partygäste? – auf. Wir waren freudig erregt, als ob die ganze Welt uns Schülern der Bryce Hamilton gehörte. Doch gleichzeitig verspürten wir auch eine gewisse Wehmut, denn die Party läutete für uns das Ende einer Ära ein. Unser Abschluss stand kurz bevor, die Zukunft wartete auf uns. Es war der Beginn eines neuen Lebensabschnitts, und obwohl sich alle viel davon versprachen, sahen wir mit gemischten Gefühlen auf das, was wir zurücklassen würden. Das Collegeleben mit all seinen Freiheiten war nur noch einen Steinwurf entfernt. Bald würden viele Freundschaften auf dem Prüfstand stehen, und sicher würde so manche Beziehung die räumliche Trennung nicht überstehen.
    Der Nachthimmel, an dem immer wieder der Halbmond zwischen den ziehenden Wolken hervorspitzte, erschien uns gewaltiger als gewöhnlich. Ich beobachtete Xavier aus den Augenwinkeln. Wie sehr er in sich ruhte, wenn er am Steuer seines Chevys saß. Sein Gesicht war völlig sorgenfrei, als er jetzt das Auto ruhig mit einer Hand nach rechts lenkte, weil wir von der Hauptstraße abfuhren. Das Mondlicht, das durchs Fenster fiel, warf tanzende Schatten auf seine ebenmäßigen Züge.
    «Worüber denken Sie
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