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Hackschnitzel

Hackschnitzel

Titel: Hackschnitzel
Autoren: B Leix
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aufzutreten.
    Allerdings gestand auch er mit Unterstützung eines findigen Anwalts nur, was anhand der Indizien sowieso schon fast auf der Hand lag.
    Konrad Fink war tatsächlich die Zentrale des Kartells gewesen. Er hatte alles gesteuert und dafür gesorgt, dass die Firmen, in denen seine früheren Arbeitskollegen tätig waren, immer abwechselnd mit öffentlichen Aufträgen versorgt wurden. Über den Kontakt zu Hans-Peter Roth im Tiefbauamt der Stadt Karlsruhe ergaben sich nach und nach Kontakte zu den Ämtern der umliegenden Städte.
    ›Kleine Geschenke erhalten die Freundschaft‹ galt als Motto, um abzuklopfen, wer für Spenden empfänglich war und dann gerne größere Aufträge gegen dickere Geldumschläge tauschte.
    Schon nach wenigen Jahren hatte sich ein für beide Seiten einträgliches Netzwerk des Gebens und Nehmens entwickelt. Auch Sachleistungen der Firmen waren immer gerne gesehen.
    Der Leiter des Landauer Bauamtes gestand beispielsweise, dass die kompletten Außenanlagen seines stattlichen Anwesens einschließlich Gemüsegarten – ›meine Frau ist ganz glücklich mit den selbstgezogenen Biokarotten und erst unsere Salatköpfe sollten Sie mal sehen‹, Hauszugang mit Granitplatten und ornamentgepflastertem Hof von der ortsansässigen ›Seebold GmbH‹ ausgeführt worden war. Rechnungen darüber konnte er allerdings nicht vorlegen.
    In Pforzheim war es üblich, dass der Abteilungsleiter Straßenunterhaltung bei Bedarf jederzeit einen Kleintransporter der ›Badischen Asphalt‹ für ein Wochenende vor die Tür gestellt bekam. Ab und zu fand sich sogar noch ein üppiger Fresskorb einer beliebten Mühlburger Metzgerei auf dem Beifahrersitz.
    Ein Mitarbeiter der Stadtverwaltung von Baden-Baden, in dessen Privatwohnung ein Geldbetrag von achtunddreißigtausend Euro im Wandtresor gefunden wurde, beichtete schließlich, dass Konrad Fink öfter mal auf ein Tässchen Kaffee bei ihm reingeschaut hatte, wenn er ohnehin gerade auf dem Weg zur Caracalla-Therme war. Rein zufällig war dem Finanzdirektor dabei das eine oder andere gut mit Scheinen gepolsterte Kuvert aus der Tasche gefallen und später auf dem Fußboden gefunden worden.
    Staunend hörten Sternberg, Wellmann und Lindt, was Steiner zu berichten hatte.
    »Den Vogel hat allerdings Langenbach abgeschossen.«
    »Der ist ja auch Jäger«, seufzte Lindt und verglich in Gedanken seine eigenen, bislang eher spärlichen Ermittlungserfolge mit denen der Kollegen von der Abteilung für Wirtschaftsdelikte.
    »Nein, ich meine das ausgeklügelte System, was diese Firma praktizierte. Gut, dass ihr uns von der Tochterfirma in Bludenz berichtet habt. Wir haben sie von den österreichischen Kollegen auch gleich auseinandernehmen lassen. Echt toll durchdacht.«
    »Also, jetzt bitte, wir hören«, wollte sich Paul Wellmann nicht länger auf die Folter spannen lassen.
    »Wie die Methode zur Schwarzgeldproduktion funktioniert? Solange keine grenzübergreifenden Prüfungen stattfinden, wirklich genial. Dieser Fink war ein echt findiger Kopf. Zum einen ging es darum, möglichst wenig Gewinn zu machen. Steuern zahlt jede Firma ja nur vom Überschuss. Kapiert?«
    »So weit waren wir selbst auch schon mal«, brummte Lindt, denn auf den belehrenden Ton des Kollegen war er nicht gerade erpicht.
    »Die Langenbach-Zentrale in Ettlingen schreibt also ihrer Tochter im Montafon immer mal wieder Rechnungen über Arbeiten, die deutsche Kolonnen angeblich in Österreich durchgeführt haben. Tatsächlich hat aber nie ein badischer Mitarbeiter Vorarlberger Boden betreten. Die Rechnungen sind also von A bis Z fingiert. Deshalb finden sich auch keine Kopien davon in Deutschland, nur das Rechnungs-Original trifft per Post in Bludenz ein, wird dort als Ausgabe gebucht und auch brav bezahlt. Wie wohl?« Er schaute auffordernd zu Sternberg.
    »Bar?«
    »Nein, das wäre dann doch zu auffällig, aber Scheckzahlung ist in der Branche durchaus üblich. So bezahlt ›Montafon-Bau‹ per Barscheck, den der liebe Firmenchef bei seinen häufigen Besuchen – er war ja ohnehin oft dort auf der Jagd – in Empfang nimmt.«
    »Und umgehend im Bankhaus Golz am Schalter einlöst, um die Scheinchen wieder auf sein Privatkonto einzuzahlen.« Lindt begann zu kapieren. »Gut, dass diese Bankangestellte ihr Gewissen erleichtern wollte und bei unseren Kollegen angerufen hat.«
    »Aber woher bekommt dann die Bludenzer Langenbach-Tochter das ganze Geld? Der Chef hat ja bestimmt mehr abgezogen als eine
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