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Hackschnitzel

Hackschnitzel

Titel: Hackschnitzel
Autoren: B Leix
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nachdem der damalige Polizeipräsident die Leitung der Abteilung für Tötungsdelikte an Oskar Lindt übertragen hatte, war auch Wellmann in diese Ermittlungsgruppe versetzt worden.
    »Wenn wir mal viel Zeit haben«, sinnierte Lindt mit qualmender Pfeife im Mund, »also, wenn wir gar nicht wissen, was wir tun sollen, weil alle Fälle gelöst sind und es nur noch natürliche Todesursachen gibt, dann sollten wir doch mal zusammenzählen, wie viele gemeinsame Erfolge wir in diesen vielen Jahren vorweisen können.«
    »Ach, mir reicht eigentlich auch die Arbeit für die jährliche Statistik. Was unsere Oberen da wieder alles wissen wollen ...« Wellmann raufte sich die Haare. »Unglaublich, jedes Jahr wird es mehr. Da noch eine Sonderauswertung und dort noch eine Spezialerhebung, nach Altersgruppen, Bevölkerungsschichten, Nationalitäten, Zusammenarbeit mit anderen Kripo-Abteilungen und alles noch getrennt nach Stadt- und Landkreis. Ich weiß wirklich nicht, wofür das gut sein soll. Die Presse veröffentlicht doch nur die wichtigsten Entwicklungen und der Rest unserer Arbeit verschwindet auf Nimmerwiedersehen zwischen zwei grauen Aktendeckeln.«
    »Aber Paul«, beruhigte ihn sein Kollege, »wir sind doch schon fast fertig damit und außerdem können wir dieses Mal die Besonderheit melden, dass die Tötungsfälle im letzten Viertel des vergangenen Jahres deutlich angestiegen sind. Das hatten wir noch nie. Ob es einen Grund gibt?«
    »Reiner Zufall, aber hoffentlich geht das neue Jahr nicht so weiter, wie das alte aufgehört hat.«
    Traditionell machten die zwei Kriminalisten von Weihnachten bis zum Dreikönigstag Urlaub und waren nur bei Kapitalverbrechen erreichbar. Die ungeliebte Arbeit, ihre letztjährigen Ermittlungen zusammenzustellen, nahmen sie immer am ersten Arbeitstag des neuen Jahres in Angriff.
    Tradition war es auch, dass sie sich am späteren Nachmittag dieses Tages mit ihren engsten ›Verbündeten‹ zum gemeinsamen Kegeln trafen.
    Staatsanwalt Conradi gehörte zu diesem Kreis, Ludwig Willms, der Leiter der Kriminaltechnik und seit einigen Jahren auch Jan Sternberg, der dritte Mann in der Ermittlungsgruppe. Überraschenderweise war es Lindt nach langjährigem penetrantem Bohren doch gelungen, bei der Personalverwaltung die dringend notwendige, weitere Stelle für seine Abteilung zu bekommen. Technik- und Computerfreak Sternberg war dem erfahrenen Kommissar schon während der Ausbildungszeit sehr positiv aufgefallen und ergänzte das Team durch seine Spezialkenntnisse jetzt optimal.
    Das vergangene Jahr hatte zwar mehr Arbeit gebracht, insgesamt vier Morde und fünfzehn Mal Totschlag, wie die nüchternen Zahlen auf dem Monitor auswiesen, aber das Kommissariat konnte ganz stolz eine Aufklärungsquote von 100 Prozent vermelden. Meistens war schon von vornherein bekannt, wer die Taten begangen hatte, oder die Spuren zeigten ein so eindeutiges Bild, dass die Ermittler mit der Beweisführung nur wenig Mühe hatten.
    »Wir können unsere Arbeit wirklich vorzeigen«, lehnte sich Lindt zufrieden zurück und paffte dicke Rauchwolken in den Raum, nachdem er den Bericht abgeschlossen und über das polizeiinterne Datennetz an seinen direkten Vorgesetzten und die Pressestelle gemailt hatte.
    »Erstaunlich auch, wie ruhig die Feiertage verlaufen sind«, stimmte ihm Wellmann zu und erinnerte sich daran, dass sie schon öfter wegen weihnachtlichen Beziehungstragödien ihren Urlaub hatten unterbrechen müssen.
    »Freu dich nicht zu früh, Paul ... du kannst sicher sein, der nächste dicke Fall kommt bestimmt!«
     
    Die Kegelrunden waren voll im Gang. Natürlich lag Ludwig Willms in Führung. Ehrensache für den durchtrainierten, hageren Sportler, die Kollegen stets deutlich zu übertrumpfen und wenn versehentlich seinem alten, aber etwas in die Breite gegangenen Freund Oskar mal ein guter Wurf gelang, quittierte er es nur mit: »Dusel, das war reiner Dusel!«
    Die anderen kannten den Ehrgeiz des Marathonläufers und nahmen ihn deswegen gerne auf die Schippe. Besonders, wenn Willms’ Kugel, was aber sehr selten vorkam, die Bande berührte, gab es johlendes Gelächter und schadenfrohe Kommentare.
    Manchmal ließ Lindt auch absichtlich beim Wurf seine Pfeife im Mund. Er wusste genau, dass Willms jedes Mal entsetzt das unsportliche Verhalten kommentieren würde und grinste nur erfreut darüber, dass es ihm wieder einmal gelungen war, einen verbohrten Sportler auf den Arm zu nehmen.
    Stimmung und Geräuschpegel steigerten
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