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Hackenholt 06 - Reichskleinodien

Hackenholt 06 - Reichskleinodien

Titel: Hackenholt 06 - Reichskleinodien
Autoren: Stefanie Mohr
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seinen Ledersitzen etwas passiert.«
    Hackenholt fühlte, wie Wünnenberg ihm die Hand auf die Schulter legte. Erst jetzt sah er es: In seiner Wut hatte er den Stift auseinandergebrochen, mit dem er sich hin und wieder Notizen machte.
    »Es war ein ziemliches Gerangel, bis wir ihn in seinem Transporter hatten. Dauernd hat er ausgekeilt und versucht, uns zu treten. Irgendwann reichte es Domenico. Er war stinksauer und hat sein Einhandmesser gezückt, das er immer dabeihat. Ich dachte, er würde ihn ein bisschen an den Armen ritzen oder ihm das Ohrläppchen abschneiden. Er hat mal erzählt, dass die das in Sizilien so machen. Und dann hat der Typ plötzlich nur noch geröchelt, einen Schwall Blut gespuckt und sich nicht mehr gerührt. Mir ist richtig schlecht geworden. Zum Glück musste ich nicht kotzen.« Sie schüttelte sich bei der Erinnerung. »Wir haben dann jedenfalls seine Matratze über ihn gelegt, damit man ihn nicht gleich sieht, wenn man die Tür aufmacht, und sind abgehauen.«
    »Aber vorher haben Sie ihm noch seinen Laptop, das Handy und die Brieftasche mit Bargeld und Bankkarten gestohlen. Wer hat ihn nach den Geheimzahlen gefragt?«, fragte Wünnenberg.
    »Domenico. Er meinte, es würde mehr nach einem Raubüberfall aussehen, wenn wir Wertgegenstände mitnehmen. Aber da gab es ja fast nichts. Also haben wir sein Geld geklaut und sein Konto geplündert.«
    »Was ist mit dem Laptop passiert?«
    »Domenico hat ihn an irgendjemand verscherbelt.«
    »Er hat schließlich auch einige Ausgaben gehabt, nicht wahr?« Hackenholts Stimme troff nur so vor Sarkasmus.
    »Wollen wir noch zu Di Natale?«, fragte Wünnenberg, als die Beamten wieder vor dem Tor des Frauengefängnisses standen.
    »Ohne Dolmetscher macht das nicht viel Sinn, meinst du nicht?«, entgegnete Hackenholt. »Nein, lass uns zur Dienststelle zurückfahren. Das, was wir gerade gehört haben, genügt, um beim Ermittlungsrichter einen Haftbefehl gegen Santino Di Canio zu beantragen. Den Besuch bei Di Natale überlasse ich dir und Manfred. Dann habt ihr morgen auch etwas Schönes zu tun, während ich Sophie und Ronja vom Krankenhaus abhole.«

Epilog
    Noch am selben Tag erwirkte Hackenholt beim Ermittlungsrichter einen internationalen Haftbefehl gegen Santino Di Canio.
    Bei einem weiteren Telefonat mit Dottor Paolo Grassia, dem Questore in Caltanissetta, bat Hackenholt um Amtshilfe. Der Kollege versprach, sein Möglichstes zu tun.
    Eine Woche später wurde Di Canio nach einem Besuch bei seiner nonna von mehreren Polizeibeamten festgenommen und drei Monate später nach Deutschland ausgeliefert.
    Luigi Di Natale schwieg zunächst beharrlich – obwohl ihn die Ermittler mit Giuliettas Geständnis konfrontierten. Erst als sich unmittelbar vor dem Prozess abzeichnete, dass Santino Di Canio ihm die Hauptschuld anzulasten versuchte, sagte er aus, Di Canio habe ihn für den Überfall angeworben und nicht umgekehrt. Zwar beschuldigten sich Di Natale und Di Canio in dem Punkt gegenseitig, und Domenico Bonucci konnte nichts mehr sagen, aber die Beamten glaubten Di Natales Version, da Bonucci und Di Canio Cousins gewesen waren.
    Durch Di Natales Angaben konnten die Beamten nachweisen, dass Di Canio Thorsten Graef erschossen hatte. Ein ballistisches Gutachten wiederum belegte: Thorsten Graef, Cesare Veccio und Domenico Bonucci waren mit derselben Waffe getötet worden.
    Nachdem die bei Di Canios Festnahme sichergestellte Beretta an einen Ballistiker übergeben worden war, konnte der überzeugend darlegen, dass dies die Tatwaffe war.
    Für Hackenholt stand fest: Von den beiden Sizilianern war Di Canio nicht nur der Rücksichtslosere und Brutalere, sondern auch die treibende Kraft. Er hatte Felix Kurz’ Beseitigung angeordnet, Thorsten Graef erschossen und schließlich seine Mittäter Cesare Veccio und Domenico Bonucci getötet. Für den Mord an Letzteren nannte er nie ein Motiv.
    Die Ermittler entwickelten daher zwei Theorien: Entweder mussten die jungen Männer aus Rache sterben, weil Di Canio glaubte, Giulietta Veccio hätte in Haft gepetzt und dadurch Di Natales Festnahme auf der Autobahn verschuldet. Oder er wollte die junge Frau zum Schweigen bringen, indem er ihren Bruder tötete – Domenico Bonucci wäre dabei ein Kollateralschaden gewesen. Vielleicht hatte er versucht, seinen Freund Cesare vor den Kugeln seines Cousins zu schützen.
    Als Hackenholt eines Tages zum Polizeipräsidenten gerufen wurde, glaubte er zunächst, er würde sich nun aufgrund der von
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