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Haben Sie das von Georgia gehoert

Haben Sie das von Georgia gehoert

Titel: Haben Sie das von Georgia gehoert
Autoren: Mark Childress
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heiratete. Wie konnte er es wagen, jetzt das Gesicht zu verziehen!
    Georgia fuhr zu ihm herum. »Du hast gestern Abend drei Stunden bei mir verbracht und nicht einen Augenblick lang daran gedacht, mir etwas davon zu sagen? Was, zum Teufel, ist denn los mit dir?«
    »Gestern Abend?« Brenda fing an zu quaken und mit den Flügeln zu schlagen. »Aber er hat – Gene, du warst doch gestern Abend im Gemeinschaftskreis!«
    »O nein, das war kein Kreis«, sagte Georgia. »Gemeinschaft hatten wir allerdings durchaus. Wie oft, Eugene? Dreimal? Sehen Sie sich den Knutschfleck an seinem Hals an, Brenda. Haben Sie den gar nicht bemerkt? Natürlich nicht. Sie müssen wirklich besser aufpassen.« Georgia stemmte sich vom Sofa hoch. »Er hat den halben Abend damit verbracht, mich zu belügen, und dann ist er nach Hause gegangen und hat Sie belogen. Das ist das Einzige, was er wirklich gut kann. Glauben Sie mir, Schätzchen, Sie haben wirklich ein Problem. Aber das bin nicht ich.«
    Eugene machte ein entsetztes Gesicht. Seine Hand griff zu dem Fleck an seinem Hals. Offenbar hatte er ihn am Morgen im Spiegel nicht gesehen, aber seine Hand wusste, wo er war. »Moment mal«, sagte er.
    Georgia rauschte aus der Tür. »Euch allen noch einen schönen Tag.«

2
    Vier kleine Hendrix-Mädchen saßen auf dem Randstein neben dem rostbraunen Dodge-Minivan ihres Vaters. Sie sahen ratlos aus, weil niemand da war, der ihnen sagte, was sie tun sollten. Georgia wollte zu ihnen hinüberrufen: Keine Sorge, eure Eltern kommen gleich. Und steht von der schmutzigen Bordsteinkante auf mit euren hübschen Kleidern  – aber warum sollte sie sich mit diesen Gören plagen? Sollten sie doch den ganzen Tag da sitzen. Wen interessierte das?
    Nerven hatten manche Leute! Zorn hatte sich in Georgias Hinterkopf zusammengeballt wie eine ordentliche Wolke, ein Kumulonimbus mit einem breiten, violetten Sockel. Sie stürmte über den hitzeflimmernden Asphalt. Sie brauchte wirklich keine Lektion in Moral von der fetten Frau des Predigers Eugene, der danebenstand und die Auseinandersetzung mit der ganzen Autorität des geschrumpften Organs verfolgte, als das er sich erwiesen hatte.
    Georgia stieg in ihren allradgetriebenen Honda-Backofen, startete den Motor und drehte die Klimaanlage auf MAX. Zorn brachte sie nicht weiter. Sie durfte sich davon nicht überwältigen lassen.
    Die heiße Luft, die aus dem Armaturenbrett blies, verwandelte sich in einen kühlen Wind. Georgia hielt das Gesicht in den Luftstrom und massierte sich die Schläfen mit den Daumenkuppen.
    Wie war noch der Name? Ein Name aus alten Zeiten. Ein Freund von Little Mama, ein massiger Mann, der dauernd in die Stadt kam, um einen Cousin zu besuchen. Schon wieder eine Rolodex-Karte, die leer war.
    Leutselige Santa-Claus-Wangen und ein raues Lachen.

    Eine Stunde später versuchte sie immer noch, sich die Buchstaben seines Namens ins Gedächtnis zu rufen, als sie die Tüten aus Hull’s Market zur Kühltruhe auf der Veranda schleppte. Whizzy, der weiß gefleckte Hund, wedelte winselnd mit dem Schwanz und drehte sich hin und her, um möglichst überall im Weg zu sein. »Verschwinde hier, Whizzy! Weg da! Mama, wer war noch dieser Mann von der Baptist Convention?«
    Little Mama blickte von dem Topf mit den Erbsen auf, die sie aus den lila Schoten palte. »Welcher Mann?«
    »Dieser Freund von dir, Mr. Superbaptist mit den dicken goldenen Fingerringen. Du hast immer gesagt, traue nie einem Baptisten, der so viel Gold trägt.«
    »Ah, du meinst den alten Teebo Riley«, sagte Little Mama.
    »Teebo! Genau!«
    »Sein richtiger Name war Clarence oder Horace oder so ähnlich.«
    Georgia bemühte sich um einen beiläufigen Ton. »War der nicht ein hohes Tier bei der Southern Baptist Convention in Montgomery?«
    Little Mama nickte. »Er ist die rechte Hand des Mannes, der den ganzen Laden leitet.«
    »Ich frage mich, was aus dem alten Teebo geworden ist«, sagte Georgia.
    »Den gibt’s noch. Hat mich letztes Jahr an meinem Geburtstag angerufen. Zumindest glaube ich, dass er es war. Kann aber auch jemand anders gewesen sein.« Little Mamas Gedächtnis ließ nach, aber sie füllte die Lücken mit ihrer Fantasie auf. Sie arbeitete seit Jahren am selben Puzzle, aber wenn es sie nicht störte, dann machte das doch nichts.
    »Hast du seine Telefonnummer noch, Mama?«

    »Ich glaube schon.«
    Und ein paar Minuten später gackerte Little Mama am Telefon mit dem alten Teebo. Georgia hörte ein Weilchen am Rand des Gesprächs
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