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Haben Sie das von Georgia gehoert

Haben Sie das von Georgia gehoert

Titel: Haben Sie das von Georgia gehoert
Autoren: Mark Childress
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gefallen war, sich dabei den Steiß gebrochen hatte und ihre Flitterwochen im Krankenhaus in Mobile verbringen musste. »Und tatsächlich hat ihr bis an ihr Lebensende der Arsch wehgetan«, sagte Martha, und ihr Whiskey-Gackern wurde von einem Zigarettenhusten unterbrochen. HA!
    »Die Wege des Herrn sind geheimnisvoll«, meinte Georgia. »Ein Glück bloß, dass ich mir nichts gebrochen habe.« Sie konnte es nicht erwarten, Krystal anzurufen und ihr diese Szene zu beschreiben: wie die prominentesten Baptisten von Six Points im Chorzimmer herumwimmelten, und wie Brenda Hendrix die Tür bewachte, um ihren kostbaren Eugene von dem Flittchen auf dem Sofa fernzuhalten. Krystal kannte nicht sämtliche Verwicklungen in Georgias Leben, aber sie wusste doch mehr als sonst jemand.
    »Leute, ich muss euch bitten hinauszugehen.« Ted Horn schwenkte seine Arzttasche und ließ das Zimmer räumen.
Dann schloss er die Tür und drehte sich zu Georgia um. »Also, bist du schwanger?«
    »O verdammt, nein. Nein, Ted. Unmöglich.«
    »Möglich ist alles bei einer jungen, gesunden, sexuell aktiven weiblichen Person, womit du ziemlich gut beschrieben bist, wenn ich mich nicht irre.«
    »Freut mich, dass du es noch geschafft hast, das Wörtchen ›jung‹ unterzubringen«, entgegnete Georgia. »Aber ich bin nicht schwanger.« Ausgeschlossen. Sie traf Vorsichtsmaßnahmen, mehrere einander überlagernde Vorsichtsmaßnahmen.
    Ted machte sein Stethoskop einsatzbereit. »Als du das Bewusstsein verloren hast – es sah aus, als hätte jemand einfach das Licht ausgeknipst. Wahrscheinlich nur eine alltägliche vasovagale Synkope, aber ich werde dich doch untersuchen, um sicherzugehen.«
    »Das ist doch albern. Hast du keine richtigen Patienten, die dich brauchen?« Insgeheim war Georgia entzückt, dass sie mit ihrer Vorstellung einen professionellen Mediziner getäuscht hatte.
    Ted schob die Stahlscheibe des Stethoskops unter ihre Bluse. Seine Handfläche fühlte sich warm an hinter dem kalten Metall. »Wann war deine letzte Periode?«
    »Ted. Hör doch. Ich – bin – nicht  – schwanger. Hast du gehört? Du weißt doch, wie vorsichtig ich bin.«
    Er grinste wie ein Karnickel. »Beantworte einfach die Frage.«
    »Vor zwei Wochen? Zweieinhalb. Mein Gott. Das ist so privat.«
    »Ich bin dein Arzt.« Er klopfte auf ihre Brust und hörte sie ab.
    »Ich weiß, was du bist«, sagte sie. »Du bist böse.«

    »Ja, das stimmt.« Seine Stimme wurde sanfter. »Ich bin sehr böse. Ich war ungezogen.«
    »Das warst du. Ein sehr ungezogener Doktor. Du gehörst bestraft.«
    »Sschh …« Er ließ das Stethoskop zu ihrem Rücken wandern. »Okay, tief einatmen – und langsam ausatmen. Noch mal.« Er lehnte sich zurück. »Hör zu, wollen wir nicht in meine Praxis fahren und ein EKG machen? Nur zur Sicherheit.«
    »Ted. Mir geht es gut. Frag mich nicht, woher ich das weiß, aber ich weiß es. Ich bin ohnmächtig geworden. Jetzt bin ich wieder wach. Fall erledigt.«
    »Ich sage dir nicht, wie man umwerfend ist, Georgia. Sag du mir nicht, wie ein Arzt arbeitet.« Er massierte die Kante ihres Unterkiefers und betastete Lymphknoten und Drüsen. »Komm schon. Ein kurzes kleines EKG.«
    »Das kann ich nicht! Du weißt, irgendjemand hat schon Little Mama angerufen. Sie wird jeden Augenblick hysterisch werden. Ich muss Brother zu seinem Meeting fahren, und mein September-Lunch ist am Dienstag …«
    »Okay, okay.« Er bohrte ihr eine Sonde ins Ohr. »Hast du bei der Predigt zugehört?«
    »Nicht so richtig«, log sie.
    »Klang, als hätte Pastor Eugene wegen irgendwas ein schlechtes Gewissen.«
    »Würde mich nicht wundern«, sagte Georgia. »Wahrscheinlich betrügt er seine Frau.«
    »Du rufst gleich morgen früh Debra an. Sie schiebt dich dann dazwischen. Ich möchte dir Blut abnehmen und ein paar Untersuchungen machen.«
    Georgia kreuzte die Finger so, dass er es sehen konnte. »Versprochen.«

    »Du solltest kommen«, sagte Ted. »Und, ähm – Mittwoch?«
    »Mittwoch, natürlich«, sagte Georgia.
    Er ließ seine Tasche zuschnappen. »Geh nach Hause und leg die Füße hoch. Lies ein Buch. Tu sonst gar nichts heute. Das ist eine ärztliche Anordnung. Und morgen mache ich das EKG. Und wenn ich kommen und dich in die Praxis schleifen muss.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Du willst mich nur ausziehen.«
    Er fixierte sie mit einem Blick, der sagte: Auf so etwas antworte ich nicht. Er öffnete die Tür. Draußen stand Brenda und hatte praktisch das Ohr an die Tür
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