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Haben Sie das von Georgia gehoert

Haben Sie das von Georgia gehoert

Titel: Haben Sie das von Georgia gehoert
Autoren: Mark Childress
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Einzige getan, was mir einfiel, Eugene. Ich konnte ja nicht dasitzen und zulassen, dass du mein Leben ruinierst – und deins noch dazu! Was hast du dir nur gedacht?«
    »Ich muss reinen Tisch machen«, sagte er. »Diese Sünde lastet schwer auf mir. Sie drückt auf meine Seele. Ich lebe mit einer Lüge, Georgia. Ich kann so nicht weitermachen.«
    Er klang nicht wie er selbst, sondern wie der Mann, der Brenda gestern Abend alles hatte erklären müssen.
    »Eugene, hör mir zu. Ich will nicht, dass du sie verlässt. Ich will dich nicht heiraten. Hast du verstanden?«
    »Heiraten? Ich lach mich kaputt«, sagte Brenda. »Wie kommen Sie auf die Idee, er könnte mich jemals verlassen? Und unsere Babys? Für ein Flittchen wie Sie?«
    »Ich bitte dich, Brenda«, sagte Eugene missbilligend. »So etwas ist wirklich nicht angebracht.«
    »Eine von uns beiden ist verrückt, Eugene«, erklärte Georgia. »Aber wer? Sie oder ich?«
    »Sag’s ihr, Gene«, schrie Brenda. »Sag ihr, was du sagen wolltest, als sie ihre kleine Ohnmachtsnummer abgezogen hat.«
    Eugenes Blick schaffte nicht ganz den Weg hinauf zu
Georgias Augen. Er presste die Lippen zusammen, starrte zu Boden und seufzte, wie Männer es tun: Das alles ist nicht meine Schuld.
    In diesem Moment begriff Georgia die Wahrheit. Nicht Brenda war die Dumme in diesem Raum. Sie selbst war es.
    Eugene hatte nicht vor, seine Frau zu verlassen. Er wollte bei ihr bleiben.
    Zweifellos war das hauptsächlich Brendas Werk, aber Eugene musste auch etwas damit zu tun haben. Wahrscheinlich hatten sie es zusammen ausgebrütet. In dem verzweifelten Versuch, ihre Ehe zu retten, hatte Eugene vor, Georgia vor der ganzen Gemeinde als Familienzerstörerin, als böses Weib zu denunzieren. Da kam es nicht darauf an, dass er es war, der sich jeden Samstagabend durch die Einfahrt zu Georgias Garagenapartment schlich. Immer war es Eugene, der Georgia besuchte, niemals umgekehrt.
    Georgia wusste nicht, warum sie sich zu solchen Männern hingezogen fühlte – zu den gut aussehenden, scheinbar netten, betrügerischen Typen. Sie nahm sich vor, daran zu arbeiten, sowie sie aus dieser verdammten Kirche heraus wäre.
    »Was wir getan haben, war schlicht und einfach falsch, Georgia. Da kannst du nicht widersprechen.« So war er, wenn er versuchte, sich selbst etwas einzureden.
    »Wenn du es so haben willst«, sagte Georgia. »Aber du solltest lieber keine öffentlichen Erklärungen abgeben. Vielleicht sind da ein paar Dinge, die du nicht überall hinausposaunt haben willst.«
    Brenda verzog das Gesicht. »Was denn, zum Beispiel?«
    »Zum Beispiel, dass Sie einen Cowboyhut tragen, wenn Sie das Pferdchen reiten, Brenda.« Georgia zwinkerte. »Was krähen Sie da immer? Hottehü? Los, mein Pferdchen?«

    »Gene!«, kreischte sie. »Hast du ihr das erzählt?«
    »Erfinden kann man so was nicht«, sagte Georgia. »Und wenn Sie glauben, ich bin zu schüchtern, es vom Berg herab zu verkünden, dann denken Sie lieber noch mal darüber nach.«
    »Ach, jetzt wollen Sie mir drohen?«, rief Brenda.
    »Ich bin mein Leben lang in diese Kirche gegangen«, sagte Georgia. »Und Sie sind hier seit … wie lange? Seit fünf Jahren? Ich werde noch in dieser Bank sitzen, wenn ihr beide eine nebelhafte Erinnerung seid.«
    »Das glaube ich nicht«, widersprach Brenda.
    »Brenda. Wollen Sie Ihren Mann haben?«, fragte Georgia. »Dann nehmen Sie ihn mit nach Hause. Übrigens, viel Glück, wenn Sie versuchen, ihn dort zu behalten.« Eine drängende innere Stimme sagte: Verschwinde jetzt von hier, Georgia. Erledige die Sache später. Geh einfach.
    Aber Brenda war noch nicht ganz fertig. »Sie führen sich auf wie eine Seuchenheilige und tänzeln hier herum, als ob Ihnen die Stadt gehörte. Die Leute sollten genau erfahren, was für eine Frau Sie sind.«
    Eugene verzog schmerzlich das Gesicht, als er hörte, wie seine Frau aus der Säule eine Seuche machte. Es war ihm sichtlich peinlich, dass Georgia die Frau, mit der er seit fünfzehn Jahren verheiratet war, so unmittelbar aus der Nähe sah.
    Bis zu diesem Moment hatte Georgia hauptsächlich Mitleid mit ihm gehabt, aber als sie merkte, wie er das Gesicht verzog, hasste sie ihn plötzlich von ganzem Herzen. Wie konnte er es wagen, auf seine dicke, unattraktive Frau herabzuschauen, die sich seine Untreue und seine endlos leiernden Predigten gefallen ließ und ihm vier reizende Töchter
geschenkt hatte! Was für eine Kuh sie war, musste er doch schon gewusst haben, als er sie
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