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Gwen (German Edition)

Gwen (German Edition)

Titel: Gwen (German Edition)
Autoren: Noreen Aidan
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Menschen verraten, die mir geholfen haben.“
    Dirk knurrte: „Ich könnte es auch aus deinem sommersprossigen Arsch rausprügeln.“
    „Du könntest mich totschlagen, und ich würde nichts verraten.“
    Er glaubte ihr. Plötzlich spürte er ihre Stimme ganz nah hinter sich. „Dirk?“
    „Hm?“
    „Wirst du … kannst du mir jemals verzeihen?“
    Cool bleiben! So leicht würde er es ihr nicht machen. In Ruhe bis zehn zählen!
    Er kam bis acht, dann wurde das Verlangen übermächtig, Gwennie in seine Arme zu reißen und seinen Frust mit ihrem Duft zu vertreiben.
    Aber als er sich umdrehte, war sie weg.
     
    „Jetzt ist es aber genug!“ Pat stemmte die Hände in die Hüften. „ Seit Tagen läufst du mit verheulten Augen herum, isst nichts und hängst so kreuzlahm in der Kurve wie ein Schwein mit akuter Rückenmuskelnekrose.“
    Außerdem litt Gwen unter Magenschmerzen , Schlaflosigkeit und Migräne, doch das würde sie Pat gegenüber nicht erwähnen.
    Denn die war auch so schon penetrant genug „Sag mir jetzt endlich, was los ist!“ Mit schief gelegtem Kopf unterzog sie Gwen einer diagnostischen Musterung. „Ich setze mal auf meine weibliche Intuition und vermute, dass es was mit Statler zu tun hat. Hat er dich mit einer anderen betrogen?“
    Gwen ließ sich auf das Sofa fallen. „Nein. Er hasst mich nur.“
    „Dann hat dieser Dreckskerl einfach so mit dir Schluss gemacht ?“ Pat holte eine Tafel Schokolade und riss sie auf. „Warum, nachdem er immer so versessen auf dich war?“
    „Er macht mich für den Verlust seiner Firma verantwortlich.“ Gwen brach sich ein Stück Schokolade ab. Nur Nougat, aber egal!
    Pat rollte die Augen. „Dieser Idiot! Klar steht er jetzt unter Stress, doch das rechtfertigt noch lange keine irrationalen Anschuldigungen. Am besten, du vergisst ihn schleunigst! Flieg erst mal nach Irland zu deiner Familie und erhol dich!“ Die Blaustirnamazonen krächzten zustimmend.
    Das Heimweh erfasste Gwen so jäh wie eine Flu twelle. „Ja, das werde ich.“
     
     
    IRLAND
     
    „Danke, Peter.“
    „Nein, ich habe dir zu danken“, sagte formvollendet der Mann, der in der achten Klasse ein Marmeladenglas voll weißer Wandfarbe in Gwens Schultasche entleert hatte. Peter McNamara, der seit dem Tod seines Vaters das Familientaxi fuhr, nahm lächelnd das Geld entgegen, das Gwen ihm reichte. Er trug sogar Gwens Gepäck bis zur Haustür - ein weiteres Indiz dafür, dass sein neuer Status als Taxiunternehmer seine einstige Flegelhaftigkeit in die Schranken verwiesen hatte.
    Als der Wagen wegfuhr, brachte Gwen ihr Gepäck ins Haus. Die Tür war nicht abgeschlossen. Innen war niemand, doch Gwen konnte irgendwo draußen die Stimme ihres Vaters hören. Die seltsame Wehmut, die Gwen erfüllte, seit sie in Dublin gelandet war, verdichtete sich zu dem verzweifelten Bedürfnis, sich in die starken Arme ihres Vaters zu werfen und sich der Zuversicht eines Kindes hinzugeben, dass nun alles wieder gut sein würde.
    Sie trat hinaus und folgte der dröhnenden Stimme ihres Vaters hinter die Scheune. Eine frische Brise hieß sie willkommen, die nach bleigrauer See und Schafdung roch und an Gwens Locken zerrte. Fast andächtig schloss sie die Augen und nahm den Geruch der Heimat in sich auf. Das Frösteln, das sie verspürte, zeigte ihr, dass sie viel zu lange fort gewesen war in jenem heißen Land am anderen Ende der Welt.
    Ein paar Schafe rannten blökend zur Seite, als Gwen die Scheune umrundete. Tom Feeneys Laster stand dort, wie viele Male zuvor. Als Mädchen hatte Gwen immer auf den Schafwollballen geturnt, die dort seit jeher verladen wurden. Ihr Vater lehnte am Führerhaus und debattierte lautstark mit Tom. Es hatte sich wirklich nichts verändert all die Jahre.
    Lächelnd näherte sich Gwen dieser tröstlichen Idylle. Sie erkannte Nolan Moloney und Ronnie O’Ceallaigh, die auf der offenen Ladefläche des Lasters die Schafwollballen ordentlich aufschlichteten, während Donald Finnigan an der Scheune mit routinierten Schwüngen seiner mächtigen Arme die Schafwolle verschnürte.
    Und dazwischen derjenige, der die Ballen zu Nolan und Ronnie auf den Laster warf. Dessen unirische Körperausmaße die anderen Männer, sogar Ronnie, optisch verkleinerte. Dessen Schweigen ihr in den letzten Nächten vor Kummer den Schlaf geraubt hatte. Dessen eiskalte Abfuhr sie hatte leiden lassen wie ein schwindsüchtiges Schaf.
    „ Du verdammter Dreckskerl! “, schrie Gwen in maßloser Empörung.
    Er drehte sich zu
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