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Gwen (German Edition)

Gwen (German Edition)

Titel: Gwen (German Edition)
Autoren: Noreen Aidan
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abgeholt und es die ganze Nacht lang mit ihm am Fluss getrieben hatte.
    Absolut bereit für so was steckte er Schlüsselbund und Geldbeutel ein und folgte ihr schnell, denn sie war schon vorne an der Treppe. „Wo soll’s denn hingehen, Gwennie?“
    Aus diesem Scheiß-Tag konnte jetzt doch noch was Erfreuliches werden. Und Dirk ablenken von der Frage, die auf seinen Gedanken klebte wie eine zerquetschte Fliege auf einem Motorradtank, ob er irgendwie den Tod seines Bruders hätte verhindern können. Durch irgendwas. Ob er es irgendwie hätte schaffen können, Swen von seinem A-Trip runter zu kriegen. Dirk hätte alles dafür gegeben, dieses Bild aus seinem Kopf zu kriegen von Swens zerschossener Schläfe. Aber Sex mit Gwennie konnte all das aus Dirks Hirn pusten, das wusste er. Nur sie konnte das hinkriegen.
    Ohne zu antworten ging Gwennie vor ihm die Treppe runter und raus auf die Straße. Und weiter zu einem blauen Mitsubishi Colt, der, wie Dirk wusste, Patty gehörte. Sie stieg auf den Fahrersitz und schaute Dirk erwartungsvoll an.
    Na schön, sagte er sich, gespannt darauf, was sie vorhatte, und set zte sich neben sie.
    Ihr Fahrstil war rasanter , als er gedacht hätte. Sie sagte kein Wort mehr und jagte Pattys Karre in einem Affentempo aus der Innenstadt raus ins neue Industriegebiet. Sie fuhr nicht rüber zum Fluss, sondern hielt circa hundert Meter vor der Einfahrt zu Statler-Tec an und schaltete den Motor aus.
    Dirk stöhnte enttäuscht. Offenbar drückte Gwen ihm wieder irgendso eine SURVIVAL-Scheiße rein! „Was soll das, Gwennie?“
    Sie sagte gar nichts, hielt sich am Lenkrad fest und starrte nach vorn, auf die Firma.
    Dirk war jetzt doch beunruhigt. „Gwennie?“
    „Wie viele Menschen sind momentan auf dem Firmengelände?“, fragte sie.
    „Jetzt am Abend nur die Spätschicht und die Putzkolonne. Was zum Teufel soll das Ganze?“
    Mit einem Ruck schoss ihr Kopf zu ihm herum. „Du musst jetzt genau zuhören, Dirk, und genau das tun, was ich dir sage! Und du musst es schnell tun! Du hast genau eine Stunde Zeit, sämtliche Gebäude von Statler-Tec zu evakuieren. Sämtliche Gebäude, hörst du? Danach treffe ich dich auf diesem Hügel dort.“ Sie zeigte auf den kaum bewachsenen Wall in der Nähe, wo Dirk damals beim Bau den Erdaushub entsorgt hatte.
    „Verdammt, Gwennie ! Ist das ein neuer SURVIVAL-Gag, oder was?“
    „ Nein. Alle Gebäude werden bald in die Luft fliegen. Du hast aber keine Zeit, nach den Sprengsätzen zu suchen. Du würdest sie sowieso nicht finden. Hole nur die Menschen da raus!“
    Langsam w urde Dirk echt sauer. „Willst du mich verarschen? SURVIVAL ist doch für gewaltlosen Widerstand. Und du willst mir weismachen, ihr macht’s jetzt auf die Terror-Tour?“
    Ihre Augen funkelten ihn an. Grün und unberechenbar. „Das hat mit Survival nichts zu tun. Das geht nur mich etwas an. Das hier ist Gwen O’Connor gegen Statler-Tec . Ich an deiner Stelle würde mich beeilen!“
    „Verdammt, Gwennie!“ Er sah in ihren Augen, dass sie es ernst meinte.
    Sie sagte: „Du hast jetzt nur noch fünfundfünfzig Minuten.“
    Mit einem Fluch stieß Dirk die Beifahrertür auf und rannte in seine Firma.
     
    Ihre Knie zitterten, als sie sich auf einen Gesteinsbrocken kauerte, auf dem Hügel, den sie Dirk Statler gezeigt hatte. Ein kleines Tier huschte vorbei, das Gwen nicht erkennen konnte.
    Trotz d er Abenddämmerung war die Luft noch immer stickig warm, und weiter unten, etwa dreihundert Meter entfernt, herrschte rege Betriebsamkeit. Es schien, als wären alle LKWs von Statler-Tec in Bewegung. Drückender noch als die schwüle Luft legte sich die Angst auf Gwens Atemwege.
    Angst davor, dass es nicht klappen würde.
    Angst davor, dass es klappen würde.
    Ein Kleinbus verließ das Fabrikgelände und näherte sich Gwens Hügel. Bald konnte Gwen das Symbol der drei ineinander verkeilten Rauten von Statler-Tec auf der anthrazitfarbenen Lackierung des Fahrzeugs erkennen. Der Kleinbus verschwand hinter ein paar Bäumen und somit aus Gwens Gesichtsfeld.
    Kurz darauf ließ das Geräusch bröckelnder Erde Gwen zusammenzucken. Ein großer, schlanker Mann in einem dunkelblauen Arbeitsoverall kam auf sie zu. Er hatte kurze, braune Haare und einen ebensolchen Schnurrbart. Gwen flüchtete um den Gesteinsbrocken.
    „Wo rennst du denn hin, Honey?“
    An der Stimme erkannte Gwen ihn und wandte sich zu ihm um. Kiss sah tatsächlich aus wie ein Mann. Der aufgeklebte Schnurrbart wirkte täuschend echt, die sonst
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