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Guten Abend, Gute Nacht

Guten Abend, Gute Nacht

Titel: Guten Abend, Gute Nacht
Autoren: Jeremiah Healy
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können?«
    Gibson zupfte an einem Ohrläppchen. »Es bedeutet, daß Sie, Wooten und O’Boy gegen das Gesetz verstoßen haben.«
    Ich stand auf, ging zum Fenster, um mich zu beruhigen. »Der Assistant DA gestern, der, mit dem Wooten, O’Boy und ich vor der Abhöraktion gesprochen haben. Er war mit allem einverstanden. «
    »Der Junge ist gerade mal ein Jahr in diesem Job. Wooten ruft ihn an — er ist übrigens der Sohn von Wootens Schwager — , Wooten ruft ihn an, bietet ihm diese Chance auf einen großen Fall, also überfliegt der Junge in Hochgeschwindigkeit das Gesetz, Abschnitt Neunundneunzig. Er übersieht nur leider die Sache mit dem organisierten Verbrechen, was in Entscheidungen des Obersten Gerichtshofes ausgiebig interpretiert und in einem Artikel in der Massachusetts Law Review bis zu einem Punkt ausgearbeitet worden ist, an dem selbst ein unterbelichteter Zehnjähriger wissen müßte, worum es geht. Der Junge allerdings übersieht es, wie ich schon sagte, quittiert die Ausgabe der Abhörausrüstung und... Nun, den Rest kennen Sie ja.«
    Ich drehte mich zu Gibson um. »Bedeutet dieser Pfusch, daß selbst ich keine Aussage darüber machen kann, was Marek mir erzählt hat?«
    »Schwer zu sagen. Das Gesetz schränkt einfach nur die Aufzeichnung oder das Belauschen von Unterhaltungen ein. Ein Gesprächsteilnehmer sollte dennoch in der Lage sein, eine Aussage über das zu machen, was der potentielle Angeklagte, hier Marek, während dieses Gespräches gesagt hat.«
    Ich dachte darüber nach. Selbst ausgeschmückt würde meine Version dessen, was gesagt worden war, nicht besonders überzeugend klingen. »Wenn Sie die Chancen jetzt beurteilen sollten, was würden Sie dann sagen?«
    »Dafür ist es noch zu früh.«
    »Was bedeutet, ich habe eine tolle Theorie, wir beide glauben, daß Marek der Mörder ist, aber Ihnen fehlt die Munition, es auch zu beweisen.«
    »Wie ich schon sagte, es ist noch zu früh. Verdammt, es sind noch Monate bis zum Beginn des Prozesses, und Beweismaterial hat so eine Eigenart, einem manchmal unerwartet in den Schoß zu fallen. Aber soviel kann ich Ihnen jetzt schon sagen. Marek hat sich einen der besten Anwälte besorgt. Falls es einen Teppich gibt, unter den das hier zu seinen Gunsten gekehrt werden kann, dann ist der Anwalt, den Sie heute noch erleben werden, der Besen, der es besorgen kann und wird.« Er stand auf. »Wir sollten jetzt besser wieder reingehen.«
     
    Gibson ging den Mittelgang hinauf. Am ansonsten leeren Tisch der Verteidigung saß inzwischen ein neues Gesicht. Ein distinguierter Mann mit grauen Schläfen, der Gibson die Hand schüttelte und ihn anlächelte. Das rechtsanwaltliche Pendant zu Marek. Ich fühlte mich beschissen.
    »John?«
    Ich drehte mich um. Es war Sam Creasy. Er hatte eine dieser schwarzen Videocassetten-Hüllen in der Hand und einen besorgten Ausdruck auf dem Gesicht. »Sam, ich habe von der Sache mit der Lizenz gehört. Es tut mir...«
    »Das hat Zeit. Ich habe gesehen, wie Sie mit dem Staatsanwalt rausgegangen sind. Was geht hier vor?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Nichts, Sam. Er wollte nur meine Seite der Geschichte hören.«
    »John, bitte, erzählen Sie mir keinen Scheiß. Es ist zu wichtig. Was ist los?«
    Ich versuchte ihm in die Augen zu sehen, aber es war nicht leicht. »Der Staatsanwalt hat es nicht so direkt gesagt, aber ich glaube nicht, daß er einen Fall gegen Marek mit Beweisen untermauern kann.«
    Creasy sah aus, als wäre er geohrfeigt worden. »Ich wußte es. Ich wußte es gestern, als ich den Anruf im Sender erhielt. Irgendwas stimmte an der Sache einfach nicht. So wie alles andere gegen uns gelaufen ist... John, Sie haben doch keinerlei Zweifel daran, daß er es gewesen ist, oder?«
    »Daß Marek Jennifer ermordet hat?«
    »Ja.«
    Wenigstens darauf hatte er ein Recht. »Nein, Sam. Keine Zweifel.«
    Er ließ den Kopf hängen, schüttelte ihn dann und sah mich wieder an. »Ich sehe Mrs. Daniels nirgendwo.«
    »Ich habe sie angerufen, aber sie hat gesagt, daß sie sich dem hier« — ich machte eine Handbewegung — »nicht gewachsen fühlt.«
    »Ich glaube, ich weiß, was sie jetzt durchmacht.« Er schaute zu seiner Frau hinüber, die auf der Bank saß, als hätte sie einen Besen verschluckt. »Ich frage mich, ob Sie sich wohl zu uns setzen würden, zu Tyne und mir. Ich denke, Tyne würde sich wirklich darüber freuen.«
    »Gern«, sagte ich.
    Wir gingen zur ersten Reihe, Creasy bedeutete mir, daß ich vor ihm in die Bank gehen
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