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Gute Beziehungen

Gute Beziehungen

Titel: Gute Beziehungen
Autoren: Thomas Gordon
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Entscheidungsschritt, der mit den Worten beginnt: Entscheiden. Nicht abstimmen!
    Sie müssen Ihren Schülern die Keiner-verliert-Methodevermitteln. Nach unserer Überzeugung sollte das ein vorrangiges Ziel in jedem Klassenzimmer der Welt sein. Wir kennen keine bessere Methode, um die Bewältigungsmechanismen und Machtkämpfe zu beenden, die unendlich viel Unterrichtszeit kosten und die Beteiligten an den Rand der Erschöpfung bringen. Lehrer wie Schüler müssen wissen, dass sie in ihren Klassenzimmern nicht verlieren können.

    F: Wie lange braucht man, um die Fertigkeiten des Zuhörens und der Ich-Sprache zu lernen? Kann man die Zeit abkürzen?
    A: Da halte ich es mit der berüchtigten Keine-Antwort-Antwort: Kommt drauf an. Es gilt, Gewohnheiten aufzugeben, sich auf die Zunge zu beißen, innezuhalten und von vorn zu beginnen, wenn Sie sich bei alten Verhaltensmustern ertappen. Ich kenne keine Möglichkeit, diesen Prozess zu beschleunigen, abgesehen davon vielleicht, dass Sie sich Ihre Absichten klar machen. Wenn Sie wissen, was Sie wollen, sind Sie nach meiner Überzeugung auf dem richtigen Weg. Haben Sie wirklich die Absicht zu verstehen, was andere sagen, können Sie wahrscheinlich über die bloße Anwendung von Techniken hinausgelangen. Haben Sie die Absicht, Verantwortung für Ihre Gedanken und Gefühle zu übernehmen, dann werden Sie sie auch in der Ich-Sprache ausdrücken.
    Menschen, die sich in irgendeiner Sache vervollkommnen, üben viel. Beispielsweise führen Golfer und Tennisspieler zwischen ihren Turnieren hunderte von Trainingsschlägen aus, und Pianisten üben manchmal stundenlang Tonleitern. Auch Sie können üben. Es herrscht kein Mangel an Unstimmigkeiten, denen Sie zuhören können, und an Gelegenheiten, nichtakzeptable Verhaltensweisen zu konfrontieren. Versuchen Sie es und seien Sie nicht zu streng mit sich. Sogar große Golfer verschlagen hin und wieder einen Ball.
    Wenn wir etwas Neues lernen, durchlaufen wir in etwa die folgenden Stadien:

    Pädagogen sprechen von der Lernkurve. Bei Kommunikations- und Problemlösungsfertigkeiten scheint der Lernprozess vier Stadien oder Schritte aufzuweisen. Die meisten Menschen beginnen in Stadium eins, der unbewussten Inkompetenz . Auf dieser Ebene sind sie keine guten Zuhörer, verwenden Kommunikationssperren, senden Du-Botschaften und versuchen Konflikte durch Streitereien, Kämpfe und Machtspiele zu lösen. Sie wissen noch nicht, dass es einen anderen, viel besseren Weg gibt. Sie sind unbewusst inkompetent .
    Doch wenn sie erfahren, welche zwischenmenschlichen Fertigkeiten es gibt, gelangen sie auf die zweite Ebene, die der bewussten Inkompetenz. Sie wissen jetzt, dass es die Möglichkeit des Aktiven Zuhörens und der Ich-Sprache gibt. Sie kennen die sechs Schritte des Problem- und Konfliktlösungsprozesses und können, wenn man sie danach fragt, verschiedene Kommunikationssperren aufzählen. Allerdings sind sie im Umgang mit diesen Fertigkeiten noch nicht geübt. Das Aktive Zuhören ist mechanisch, und die Konfrontationen sind häufig eine Mischung aus Du-und Ich-Botschaften – Unzulänglichkeiten, die alle Versuche, Probleme zu lösen und Konflikte beizulegen, erschweren oder verhindern. In diesem Stadium kommen sich viele so unbeholfen und unfähig vor, geben auf und machen weiter wie bisher – tun also das, was sie schon immer getan haben, was zwar unter Umständen unwirksam ist, aber den Vorteil hat, vertraut und bequem zusein. Schließlich lieben viele Menschen ihre Bequemlichkeit.
    Andere dagegen sind bereit, die Unbequemlichkeit auf sich zu nehmen und in Stadium drei zu gelangen, das der bewussten Kompetenz . Sie müssen sich zwar noch genau überlegen, was sie tun, können jetzt aber aktiv zuhören, sich in einer klaren Ich-Sprache äußern und die Keiner-verliert-Methode anwenden. Allerdings kommt ihnen das Ganze noch ein bisschen künstlich vor, ihre »Fertigkeiten« sind Techniken, und sie wissen es.
    Ein junger Mann, der sich zwischen den Stadien bewusster Inkompetenz und bewusster Kompetenz befand, schickte uns die folgende E-Mail über seine Bemühungen:
    »Besonders schwer fällt mir das sogenannte Aktive Zuhören. Man hört einfach zu und wiederholt das, was der andere vermutlich sagen wollte. In diesem Stadium kommt es mir noch ziemlich mechanisch vor, als wäre ich ein Papagei, der einfach wiederholt, was er hört. Doch je häufiger ich es tue, desto mehr verliert es diesen mechanischen Charakter, desto natürlicher wird es.
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