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Gute Beziehungen

Gute Beziehungen

Titel: Gute Beziehungen
Autoren: Thomas Gordon
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diesem Buch, der zeigt, dass Belohnungen keinen Deut besser wirken als Strafen.
    »… die meisten Menschen können sich an Tätigkeiten erinnern, die sie einfach deshalb ausgeführt haben, weil sie ihnen Spaß machten … bis sie eines Tages dafür bezahlt wurden, woraufhin sie niemals wieder auf die Idee gekommen wären, sie umsonst zu tun. Aus irgendeinem Grund verflüchtigte sich ihr intrinsisches Interesse, sobald Belohnungen eingeführt worden waren.
    Eine bekannte Humoreske illustriert das besser als jede Studie. Sie berichtet von einem älteren Mann, der jeden Tag von einer Horde Zehnjähriger gehänselt wurde, die auf dem Heimweg von der Schule an seinem Haus vorbeikamen.
    Nachdem sich der Mann eines Nachmittags erneut hatte anhören müssen, wie dumm und hässlich er sei, heckte er einen Plan aus. Am nächsten Montag empfing er die Kinder in seinem Vorgarten und erklärte ihnen, jeder, der am nächsten Tag zurückkomme und ihn beschimpfe, erhalte einen Dollar. Verblüfft und aufgeregt tauchten sie am Dienstag schon ganz früh auf und brüllten alle Schimpfwörter, die ihnen einfielen. Wie versprochen trat der alte Mann heraus und gab ihnen die vereinbarte Belohnung. ›Kommt morgen wieder‹, sagte er zu ihnen, ›und ihr bekommt fünfundzwanzig Cents für eure Mühe.‹ Die Jungen hielten das noch immer für ein gutes Geschäft und tauchten auch am Mittwoch wieder auf, um ihn zu verhöhnen. Beim ersten Schimpfwort trat der alte Mann mit einer Rolle Vierteldollarstücke vor die Tür und zahlte seine Quälgeister aus. ›Von nun an‹, eröffnete er ihnen, ›kann ich euch nur noch einen Cent für eure Tätigkeit geben.‹ Die Kinder sahen sich ungläubig an. ›Einen Cent?‹, wiederholten sie verächtlich. ›Vergessen Sie es!‹ Und sie kamen nie wieder.«
    Der Inhalt der Bücher von Kohn und mir lässt sich wie folgt zusammenfassen: Wir können andere durch Strafen veranlassen, etwas zu tun, aber wir können sie nicht dazu bringen, Gefallen daran zu finden oder die Tätigkeit fortzusetzen, wenn wir nicht mehr da sind, um sie zu bestrafen. Wir können andere durch Belohnungen veranlassen, etwas zu tun, aber wir können sie nicht durch Belohnungen dazu bringen, Gefallen daran zu finden oder die Tätigkeit fortzusetzen, wenn wir nicht mehr da sind, um sie zu belohnen.
    Die Verwendung von Belohnung und Strafe ist ein Grundbestandteil des autoritären Systems, nicht der Demokratie. Wenn Sie demokratische Beziehungen haben wollen, müssen sie alle autoritären Verhaltensweisen aufgeben (auch den Klaps auf den Po) und durch Prozesse ersetzen, die demokratische Beziehungen herstellen.

    F: Welche Veränderungen müssten Ihrer Meinung nach unbedingt an unserem Bildungssystem vorgenommen werden?
    A: Zunächst einmal würde ich bei jedem Lehrer gezielt drei Eigenschaften trainieren, die nach den Ergebnissen der Forscher David Aspy und Flora Roebuck bei Schülern Lernfähigkeit, IQ und Schulbesuch fördern. Die drei Eigenschaften sind Empathie, Kongruenz und eine bedingungslose positive Einstellung – Eigenschaften, die auch in zwischenmenschlichen Beziehungen von entscheidender Bedeutung sind.
    Wir haben in diesem Buch Verhaltensweisen beschrieben, die operationale Definitionen dieser Faktoren liefern. Empathie wird beispielsweise durch urteilsfreies Aktives Zuhören geäußert. Kongruenz ist ein geometrischer Begriff, der besagt, dass Figuren, die aufeinandergelegt werden, sich in jeder Hinsicht decken. Hier verstehen wir unter Kongruenz, dass der andere auch wirklich bekommt, was er sieht. Ich-Sprache ist die Sprache der Kongruenz,weil sie dafür sorgt, dass sich die innere Erfahrung mit der äußeren deckt. Aktives Zuhören, Ich-Sprache und die Keiner-verliert-Konfliktlösung dokumentieren, dass unsere Einstellung bedingungslos positiv ist … anderen und uns selbst gegenüber. Ohne diese Kommunikations- und Problemlösungsfertigkeiten bleiben Empathie, Kongruenz und positive Einstellung abstrakte Begriffe ohne praktischen Nutzen.
    Lehrer, die diese Fertigkeiten anwenden, erzielen hervorragende Ergebnisse, nicht nur in Hinblick auf die Schulleistungen, sondern auch auf die Beziehungen, die eng und demokratisch werden. Da die Schüler keine Bewältigungsmechanismen brauchen, haben diese Lehrer großen Einfluss. Dank diesem Einfluss übt das Modellverhalten der Lehrer großen Einfluss auf das Leben ihrer Schüler aus.
    Als Jugendlicher kannte ich einen Mann, der ziemlich alt war und als der klügste und
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