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Gute Beziehungen

Gute Beziehungen

Titel: Gute Beziehungen
Autoren: Thomas Gordon
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Lebensbewältigung ihres Kindes überflüssig werden.« Dieses »Aufziehen« eines Menschen zum Erwachsenen macht die Beziehung so ganz anders als alle anderen.
    Für diese schwierige Aufgabe werden keine Qualifikationen verlangt, und noch vor kurzem gab es dafür auch keine formelle Vorbereitung. Doch in dem vorliegenden Buch finden Sie die wichtigsten Informationen, die Ihnen helfen können, Fehler in der Eltern-Kind-Beziehung zu vermeiden. Dann kann aus der schwierigen Elternrolle eine freudige werden, denn eine bessere Verwendung für unsere Grundsätze und Fertigkeiten gibt es nicht.

    F: Mein achtjähriger Sohn wünscht sich ein Fahrrad zum Geburtstag. Wir leben in einem dicht besiedelten, sehr verkehrsreichen Viertel, und ich habe Angst, dass er beimFahrradfahren verletzt oder getötet werden könnte. Was soll ich tun?
    A: Klären Sie die Besitzfrage. Wer besitzt das Problem? Ihr Sohn hat den Wunsch nach einem Fahrrad. Sie haben die Angst und die Sorge um sein Wohlergehen. Ein Fahrrad ist die Erfüllung eines Bedürfnisses. Um was für ein Bedürfnis handelt es sich? Spaß, Freizeit, Mobilität, Zugehörigkeit, Anschluss an eine Gruppe anderer Fahrradbesitzer? Bringen Sie ihn dazu, über das Fahrradfahren zu sprechen und zu erklären, was er sich vom Besitz eines Fahrrads erträumt. Lassen Sie ihn seine Gedanken und Gefühle über die Vorteile des Fahrradfahrens beschreiben. Hören Sie ihm zu. Liefern Sie ihm ein Feedback, dass Sie seine Botschaften verstehen. Wenn Sie ihm hinreichend klar gemacht haben, dass Sie ihn verstanden haben, dann äußern Sie Ihre Gedanken und Gefühle in einer Ich-Botschaft. Wenden Sie die Keiner-verliert-Strategie an, um zu einer Lösung zu gelangen, bei der beide gewinnen. Folgen Sie dem Schritt-für-Schritt-Prozess, wie er in Kapitel neun skizziert worden ist.

    F: Ich unterrichte in der Sekundarstufe I und habe festgestellt, dass Schüler sich nicht an Vereinbarungen halten. Zu Beginn des Halbjahrs habe ich ein paar wichtige Regeln bekanntgegeben, beispielsweise, dass niemand andere daran hindern darf zu lernen oder dass man andere ausreden lässt. Ich habe sie der Klasse vorgelesen und gefragt, ob jemand Fragen oder Vorschläge hat, und die Schüler haben geantwortet, nein, die Regeln seien in Ordnung. Nach wenigen Wochen hatten sie alle gebrochen. Ich habe es satt, ständig den Polizisten zu spielen und sie immer wieder zur Ordnung zu rufen. Was kann ich tun, damit sich meine Schüler an die Regeln halten?
    A: Es gibt eine Strategie, das so genannte Partizipationsprinzip, das Sie anwenden können. Dem Prinzip liegt die Erkenntnis zugrunde, dass Menschen viel eher bereitsind, sich an Entscheidungen zu halten, an denen sie beteiligt worden sind. Ich schlage vor, dass Sie Ihre Schüler an der Formulierung und Übernahme der Klassenregeln beteiligen. Auf diese Weise sind es »unsere« und nicht »Ihre« Regeln, und den Schülern wird daran gelegen sein, dass sie eingehalten und nicht gebrochen werden.
    Eine Grundschullehrerin hat uns berichtet, dass sich schon sehr kleine Kinder für Klassenregeln verantwortlich fühlen, wenn sie an ihrer Festsetzung beteiligt werden. Nachdem die Klasse über die nötigen Regeln entschieden hatte, druckte die Lehrerin jede auf Papptafeln von 20 × 25 Zentimetern aus und befestigte sie in einer Reihe vorne an der Wand. Ihr fiel auf, dass hin und wieder ein kleines Mädchen nach vorn kam und eine der Regeln berührte. Als die Lehrerin sie danach fragte, sagte das kleine Mädchen: »Wenn ich kurz davor bin, eine Regel zu brechen, berühre ich sie, und dann breche ich sie nicht.«
    Kein Zweifel, Sechs- oder Siebenjährige sind sehr gut in der Lage, sich Regeln einzuprägen und selbstbestimmt zu handeln. Vielleicht sollten sich ältere Schüler daran ein Beispiel nehmen … und wir Erwachsenen auch.

    F: Mit meinen Oberstufen-Schülern würde ich gern ein Treffen zur Regelfestsetzung durchführen, aber manchmal habe ich das Gefühl, ihnen wäre es am liebsten, wenn es überhaupt keine Regeln gäbe. Ich befürchte, sie schlagen so idiotische Regeln vor wie nie wieder Klassenarbeiten und jeder darf den Unterricht verlassen, wenn er Lust hat. Ich würde dann einfach überstimmt. Eine Katastrophe!
    A: Nun ja, wenn über die Regeln abgestimmt wird, kann das passieren. Aber Ihre Ängste erübrigen sich, wenn Sie sich an den Keiner-verliert-Prozess halten. Gehen Sie zurück zu Kapitel neun und lesen Sie sich noch einmal Schritt vier durch, den
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