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Gurkensaat

Gurkensaat

Titel: Gurkensaat
Autoren: F Steinhauer
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Großvater selbst ein neues außereheliches Verhältnis begonnen, trotz seines Treueschwurs? Wie hätte in dem Fall wohl die Entscheidung seiner Frau ausgesehen? Scheidung?
    So rückte jede Person in den Mittelpunkt, wurden neue Querverbindungen beleuchtet, Motive aufgedeckt und verworfen.
    Gab es dieses Geheimrezept nun wirklich oder nicht? Jeder erzählte ihm eine andere Variante zu dem Thema! War das wirklich wichtig, die Gurke der Punkt, um den sich alles drehte? Was blieb, wenn er die ›Gurklinge‹ völlig ausklammerte, welche Motive gab es dann noch?
    Als er fertig war, spürte er nur grenzenlose Enttäuschung. Wie er es anging, es führte immer in eine Sackgasse. Müde knüllte er das Papier zusammen und schlurfte zum Mülleimer. Wieder eine Nacht sinnlos vergeudet, dachte er und wollte die handliche Kugel mit einer trägen Bewegung in die blaue Box werfen, als er zögerte.
    Interessiert entknitterte er den Ball, lief zum Tisch zurück und strich den Bogen glatt. Eine leichte Aufregung machte sich in ihm breit, die sich auch auf seinen haarigen Mitbewohner übertrug, der neugierig zusah, wie der Hauptkommissar neue Striche zog, kräftigere, dunklere.
    »Jaha. Was wäre, wenn? Das hättest du sicher nicht gedacht, dass das jemand rauskriegt! So ein hübsches Geheimnis!« Alle Müdigkeit war verflogen. »So könnte es gewesen sein!«
    Die digitale Uhr der Mikrowelle verriet, dass es fast vier war. Nun gut, in diesem Fall war eine schnelle Reaktion notwendig, da durfte man auch zu so früher Stunde andere aus dem Schlaf schrecken.
    Er griff zum Telefon. »Emile, ich brauche deine Unterstützung! Könntest du dir auch dieses Szenario vorstellen …?«, flüsterte er und erklärte ihm seine Schlussfolgerungen.
    »Ja, sehr gut sogar!« Der Profiler klang frisch und ausgeschlafen, registrierte der Hauptkommissar neidisch. Er selbst dagegen wurde nur vom Konsum ungezählter Tassen Kaffees und der Aussicht auf einen erfolgreichen Abschluss des Falls auf den Beinen gehalten.
    Schnell ins Bad. Er zog sich möglichst geräuschlos an, ließ neben dem inzwischen wieder schnarchenden Kater für Conny einen zärtlichen Frühstücksgruß zurück und schlich aus dem Haus.

69
    Dienstag
     
    Die Stationsschwester staunte nicht schlecht, als kurz nach der morgendlichen Übergabe schon der erste Besucher auf dem Gang stand und mit dem Dienstausweis durch die Luft wedelte. »Sie können nicht mit Frau Maul sprechen! Das wissen Sie doch. Ihr Zustand ist nicht stabil genug, um Ihre Fragen beantworten zu können.«
    »Sie muss mir nichts beantworten«, stellte der große, schwere Kriminalbeamte klar. »Sie soll nur kurz mit dem Kopf nicken – oder eben nicht.«
    »Wie war Ihr Name noch gleich?«, fragte die Schwester zickig.
    »Mein Name ist«, er betonte jedes Wort deutlich, »Peter Nachtigall. Ich bin Hauptkommissar der Kriminalpolizei in Cottbus und ermittle in einem Mordfall. Ich muss nur ganz kurz zu Frau Maul. Sie muss nicht sprechen und ich mache keinen Lärm«, versicherte er.
    »Das geht nicht. Die anderen Patienten …«
    Der Fremde schnitt ihren Protest mit einer energischen Handbewegung ab. »Es wird niemand gestört.«
    »Wissen Sie eigentlich, wie spät es ist?«
    »Es handelt sich um eine Mordermittlung. Da können wir manchmal auf solche Dinge keine Rücksicht nehmen. Der Täter tut es auch nicht!«
    »Ich rufe jetzt den diensthabenden Arzt!«, gab sie giftig zurück.
    »Guten Morgen. Das wird nicht nötig sein. Wenn Sie einen Psychologen brauchen, der ist schon da«, begrüßte Emile Couvier die verwirrte Schwester und wies sich aus.
    »Prima!« Nachtigall drehte sich nach dem Neuankömmling um. »Wie hast du das so schnell geschafft?«
    Die Schwester beobachtete die Szene voller Befremden. Da begrüßten sich zu nachtschlafender Zeit wie selbstverständlich zwei Unbekannte auf ihrer Station, die ihrer Meinung nach beide hier nichts verloren hatten. Rasch gab sie der Kollegin ein Zeichen. Die würde den Arzt anfunken, bevor noch mehr Fremde hier aufkreuzten.
    »Mein Name ist Emile Couvier. Ich bin Polizeipsychologe«, vereinfachte er seine Berufsbezeichnung, damit er nicht zu einer weitschweifigen Erklärung ausholen musste.
    »Und?«, fragte die Schwester spitz.
    »Wir möchten gern zu Ihrer Patientin Friederike Maul. Es wird maximal zwei Minuten dauern und schon sind Sie uns wieder los. Ich betone: Es geht nicht um eine Befragung. Sie soll nur eine vorformulierte These bestätigen oder verwerfen.«
    »Das
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