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GU Mein Gluecksrezept

GU Mein Gluecksrezept

Titel: GU Mein Gluecksrezept
Autoren: Konstanze Kuchenmeister
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Jungfernstieg, dessen Angebot schon die Herzen von Sprösslingen aus der Onassis-Familie höher schlagen ließ. Auch Anne-Sophie Mutter, die berühmte Geigerin, und der Rocksänger Rod Stewart gehörten zu ihrer erlesenen Klientel. Ich kann mich erinnern, dass ich meine Mutter vor Weihnachten, dem Familienfest schlechthin, oft wochenlang kaum zu Gesicht bekam. Sie hat ihre Aufgabe sehr tüchtig gemacht, so gut sie es eben konnte. Ich war immer stolz auf sie, genauso wie sie auf ihre Kundschaft. Ob sie auch stolz auf mich war, weiß ich nicht. Wie gesagt: Über Gefühle redeten wir nicht; dafür war sonst für alles gesorgt.
    Mein Vater war ein Herr der alten Schule. Er behielt immer die Contenance, war immer perfekt gekleidet und ein echter Gentleman. Er führte einen Bauindustrieverband, war sehr wichtig in jeder Hinsicht, und seine Meinung war gefragt – von Politikern, aber auch von der überregionalen Presse. Wenn mein Vater aus dem Taxi stieg, dann riss ihm ein Fahrer automatisch den Schlag auf. Er hat eine natürliche Autorität und imposante Erscheinung, gepaart mit Würde – old school eben. Das hieß auch: Selbst bei der Gartenarbeit war er adrett gekleidet mit Bügelfaltenhose, und sein schwarzer Schirm mit Bambusgriff war bei jedem Wetter ein unverzichtbares Accessoire. Mein Vater ist ein richtiger Herr, vornehm, beinahe unverschämt gebildet und äußerst wohlerzogen.
    Höhere Tochter aus Hamburg
    Wohlerzogen bin ich natürlich auch, und so sah ich auch lange Zeit aus: Faltenrock, Collegeschuhe mit Troddeln und dazu natürlich das obligatorische Samthaarband. Ich konnte perfekt gerade gehen, noch gerader sitzen, trank nie aus der Flasche und ließ mich nie, aber auch niemals gehen. So sahen Uniform und Benehmen der höheren Töchter aus. Zurückhaltung um jeden Preis. Und später am besten ein britischer Lord an meiner Seite oder auch ein Mediziner aus bester Familie. In feines englisches Tuch gehüllt und mit feinen englischen Manieren und nicht zu vergessen einem feinen englischen Auto in British Racing Green. Am Wochenende auf dem Golfplatz und abends in der gehobenen Londoner Szene unterwegs. Heute bin ich in Nürnberg mit einem waschechten Franken glücklich. Ist das nicht wundervoll?
    Ich sehe mich heute noch als kleines Mädchen am Tisch sitzen, den Rücken durchgedrückt, die Schultern gerade, ein Buch auf dem Kopf. Nein, ich war nicht in Watte gepackt worden, auf keinen Fall, auch nicht als potenzielle Spielzeugparadies-Erbin. In unserer Familie galt die altpreußische Maxime der inneren Haltung um jeden Preis. Die gilt es zu wahren, auch wenn alles um einen herum einstürzt. Natürlich machte meine Mutter das nicht, um mich zu quälen, nein. Sie meinte nur, dass das Leben verdammt hart werden kann, und da ist es wenig hilfreich, wenn ich zu nahe am Wasser gebaut bin. Nun, in gewisser Weise war das eine ganz gute Vorbereitung auf das, was später kam …

    Alles Gute, vor allem Gesundheit …
    Ein Stückchen prophetische Vorbereitung war übrigens auch der gute Wunsch meines geliebten Vaters zu meiner Hochzeit Pfingsten 1994, den er – im Smoking vor unserem rostigen, aber rüstigen Hochzeits-Mercedes 123 kniend – auf selbigem mit einem Marker verewigte: »Gesundheit«.
    Eine unvergessliche Szene. Er war überzeugt, dass einzig Gesundheit die Basis für das ganz große Glück sei. Ich blickte meinem Vater nach, wie er vom Kirchplatz schritt, und dachte nur: »Gesundheit? Das ist ja wohl das Selbstverständlichste der Welt. Wir sind schließlich jung und stehen am Beginn unseres Lebens. Was soll uns schon passieren, und warum wünscht er uns etwas, das wir schon so lange besitzen, ohne auch nur eine Sekunde darüber nachzudenken.«

    Der Himmel voller Geigen
    1994 hieß ich plötzlich nicht mehr Haber, sondern war von einem Tag auf den anderen eine Konstanze Kuchenmeister geworden. Es war eine hamburgisch-fränkische Liebe, wirklich wie im Film, schon mein neuer Name … nun ja. Eben eine Liebeskomödie.
    Ich zog zum Medizinstudium nach Erlangen, und auf einer Studentenfete am Nürnberger Tiergarten ist es passiert. Du denkst dir nichts, und zehn Monate später stehst du unversehens vor dem Traualtar. Einfach so, noch als Studentin, einfach aus Liebe! Spontan, ohne Ehevertrag oder sonstiges Geplänkel. Ist das nicht wundervoll?
    Nach unserer Traumhochzeit in Hamburg tuckerten wir in unserem alten, aber überaus robusten Diesel Baujahr 1976 in unser fränkisches Liebesnest am Stadtpark von
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