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Grünes Gift

Titel: Grünes Gift
Autoren: Robin Cook
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ja nicht gerade dann fahren, wenn wir in Eile sind.«
    Nancy setzte sich hinters Steuer. »Wo bleibt denn Dad?« fragte Jonathan. »Er telefoniert mit Art Talbot«, erwiderte Nancy und warf einen Blick auf die Uhr. Die Minute war um. Sie drückte auf die Hupe.
    Glücklicherweise erschien Eugene genau in diesem Moment in der Tür. Er zog sie eilig hinter sich zu und schloß ab. Dann rannte er zum Auto und nahm auf der Rückbank Platz. Nancy bog sofort rückwärts in die Schule ein und gab Gas. Ihr erstes Ziel war Jonathans Schule.
    »Tut mir leid, daß ich euch habe warten lassen«, sagte Eugene, nachdem sie eine kurze Strecke schweigend gefahren waren.
    »Gestern abend ist etwas Seltsames passiert. In der Gegend um die Universität wurden reihenweise Fernsehapparate, Radios und sogar Garagentoröffner beschädigt. Habt ihr gestern abend bei Tim zufällig um Viertel nach zehn Radio gehört oder ferngesehen? Die Appletons wohnen doch auch in der Nähe der Uni.«
    »Wer, ich?« fragte Jonathan ein wenig zu schnell. »Nein, nein. Wir haben… gelesen. Ja, wir haben gelesen.«
    Nancy musterte ihren Sohn aus dem Augenwinkel. Sie fragte sich, was er wirklich gemacht hatte.
     
    »Achtung!« rief Jesse Kemper. Er schaffte es gerade noch, seinen dampfenden Starbucks-Kaffee so auszubalancieren, daß er nichts davon verschüttete, während sein Kollege Vince Garbon den Wagen am Rand des Zufahrtsweges zu Piesons Elektrowaren abbremste. Das Geschäft war nur ein paar Straßenblöcke von Costas Diner entfernt.
    Jesse war Mitte fünfzig und noch immer recht sportlich. Die meisten Leute schätzten ihn auf höchstens vierzig. Er war ein stattlicher Mann und hatte einen buschigen Schnauzer, mit dem er den ansonsten immer spärlicher werdenden Haarwuchs wettzumachen hoffte.
    Jesse war Detective Lieutenant bei der städtischen Polizei und bei seinen Kollegen sehr beliebt. Als er anfing, war er der fünfte Afroamerikaner gewesen, doch aufgrund seiner Leistungen war die Stadt dazu übergegangen, aktiv Schwarze anzuwerben. Inzwischen spiegelte die Zusammensetzung der städtischen Polizei exakt die Rassenverhältnisse der Kommune wider. Vince lenkte das Zivilfahrzeug um das Gebäude herum und hielt vor einem geöffneten Garagentor neben einem Streifenwagen.
    »Das muß ich mir ansehen«, sagte Jesse und stieg aus. Als er und Vinnie ihre Kaffeepause beendet hatten, hatten sie im Radio gehört, daß ein ihnen bekannter kleiner Gauner namens Eddie Howard gefaßt worden war. Angeblich hatte ein Wachhund ihn die ganze Nacht über in einer Ecke in Schach gehalten. Auf dem Revier war Eddie so bekannt, daß er beinahe als Freund galt.
    Sie brauchten einen Moment, um ihre Augen nach dem grellen Sonnenlicht an den düsteren Raum zu gewöhnen. Hinter einer massiven, deckenhohen Regalwand waren Stimmen zu hören. Sie gingen ein paar Schritte zurück und stießen auf zwei uniformierte Polizisten, die offenbar gerade eine Zigarettenpause machten. Eddie Howard stand in einer Ecke. Vor ihm hatte sich ein großer schwarz-weißer Pitbull aufgebaut. Das Tier fixierte Eddie mit seinen starren Augen, die wie zwei schwarze Murmeln aussahen.
    »Kemper, Gott sei Dank«, sagte Eddie, bemüht, sich beim Sprechen nicht zu bewegen. »Entfernen Sie bitte dieses Tier!« Jesse sah die beiden uniformierten Polizisten fragend an. »Wir haben den Besitzer angerufen«, erklärte der eine. »Er ist unterwegs. Normalerweise kreuzt hier vor neun Uhr niemand auf.«
    Jesse nickte und wandte sich wieder an Eddie. »Seit wann sind Sie hier?«
    »Die ganze verdammte Nacht stehe ich schon an dieser Wand«, erwiderte Eddie.
    »Und wie sind Sie reingekommen?« fragte Jesse. »Ich bin einfach reinspaziert«, entgegnete Eddie. »Ich hab’ mich hier in der Gegend rumgetrieben, und dann ist plötzlich wie von Geisterhand das Garagentor da hinten aufgegangen. Da bin ich mal kurz rüber, um nachzusehen, ob alles okay ist. Einfach nur, um notfalls helfen zu können, ist doch klar.«
    Jesse konnte sich ein Lachen nicht verkneifen. »Die kleine Bestie hier hat offenbar geglaubt, daß Sie etwas anderes vorhatten.«
    »Nun machen Sie schon, Kemper«, stöhnte Eddie. »Schaffen Sie mir dieses Biest vom Hals.«
    »Alles zu seiner Zeit«, entgegnete Jesse und lachte. Dann wandte er sich wieder an die uniformierten Beamten. »Haben Sie das Garagentor überprüft?«
    »Natürlich«, erwiderte der zweite Polizist.
    »Irgendein Hinweis auf gewaltsames Eindringen?« fragte Jesse.
    »Ich glaube, was das
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