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Grünes Gift

Titel: Grünes Gift
Autoren: Robin Cook
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Tor angeht, hat Eddie ausnahmsweise mal die Wahrheit gesagt«, erwiderte der Beamte.
    Jesse schüttelte den Kopf. »Kaum zu fassen, was gestern nacht alles passiert ist.«
    »Vor allem in diesem Teil der Stadt«, fügte Vince hinzu.
     
    Sheila Miller stellte ihren BMW Cabriolet auf dem für sie reservierten Parkplatz in der Nähe des Eingangs zur Unfallstation ab. Bevor sie ausstieg, klappte sie den Fahrersitz vor und musterte ihren ramponierten Videorecorder. Sie überlegte, wie sie es anstellen sollte, das Videogerät, ihre Aktentasche und einen Stapel Akten in ihr Büro zu transportieren, ohne zweimal gehen zu müssen. Sie wollte schon aufgeben, als sie einen schwarzen Toyota auf die Laderampe zufahren sah. »Entschuldigen Sie, Mr. Henderson«, rief sie, als sie Pitt erkannte, der aus dem Toyota ausstieg. Sie achtete darauf, jeden Mitarbeiter ihrer Abteilung namentlich zu kennen, egal ob es sich um eine Schreibkraft oder einen Chirurgen handelte. »Dürfte ich Sie mal kurz sprechen?«
    Obwohl Pitt erkennbar in Eile war, drehte er sich um, als er seinen Namen hörte. Er erkannte Dr. Miller sofort. Ein wenig verlegen machte er kehrt, stieg die Treppe der Laderampe hinab und steuerte auf ihr Auto zu.
    »Ich weiß, daß ich ein bißchen spät dran bin«, stammelte er nervös. Dr. Miller galt als eine äußerst kühle und strenge Chefin. In den unteren Chargen, das heißt vor allem unter den jungen Assistenzärzten nannte man sie die »Drachenlady«.
    »Es soll nicht wieder vorkommen«, fügte er hinzu. Sheila warf einen Blick auf ihre Uhr. »Sie haben doch den Zuschlag für die medizinische Fakultät bekommen und wollen im nächsten Herbst anfangen, stimmt’s?«
    »Ja, das ist richtig«, erwiderte Pitt. Sein Herz begann zu rasen.
    »Zumindest machen Sie äußerlich einen besseren Eindruck als die Kandidaten, die in diesem Jahr ausgewählt wurden«, bemerkte Sheila und bemühte sich, nicht zu grinsen. Sie spürte Pitts Nervosität.
    Verwirrt durch das Kompliment, fiel Pitts nichts Besseres ein als zu nicken. Er hatte keine Ahnung, was er erwidern sollte. Irgendwie hatte er das Gefühl, daß sie ihn auf die Schippe nahm, aber ganz sicher war er sich auch nicht. »Ich mache Ihnen einen Vorschlag«, sagte Sheila schließlich und deutete mit einem Nicken auf den Rücksitz ihres Wagens. »Ich verspreche Ihnen, daß ich Ihre ungeheure Verfehlung nicht dem Dekan melden werde, wenn Sie den Videorecorder in mein Büro rübertragen.«
    Pitt war sich jetzt ziemlich sicher, daß Dr. Miller ihn aufzog, doch er hatte das Gefühl, daß es besser war, den Mund zu halten. Wortlos nahm er den Videorecorder und folgte Dr. Miller in die Notaufnahme.
    Dort herrschte bereits Hochbetrieb, was vor allem an ein paar morgendlichen Verkehrsunfällen lag. Im Warteraum saßen fünfzehn bis zwanzig Patienten, ein paar weitere befanden sich in der Traumasektion. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter am Empfang begrüßten Dr. Miller mit einem Lächeln, Pitt hingegen bedachten sie eher mit verwirrten Blicken, vor allem der Student, den Pitt ablösen sollte.
    Sie gingen den Hauptflur entlang und wollten gerade Sheilas Büro betreten, als Sheila Kerry Winetrop entdeckte, einen der Elektrotechniker des Krankenhauses. Die Instandhaltung der medizinischen Überwachungsinstrumente war so aufwendig, daß damit mehrere Techniker ganztags beschäftigt waren. Sheila rief den Mann, woraufhin dieser sofort herbeieilte. »Mein Videorecorder ist gestern abend durchgeknallt«, erklärte sie und deutete auf das Gerät in Pitts Händen. »Willkommen im Club«, entgegnete Kerry. »Einem Haufen Leuten ist das gleiche passiert. Offenbar sind gestern abend nach zehn im gesamten Universitätsbereich ein paar Volt zuviel durch die Leitungen gejagt worden. Ich habe mir heute morgen schon etliche Geräte von Kollegen angesehen.«
    »Aha, ein paar Volt zuviel«, staunte Sheila.
    »Mein Fernseher hat auch seinen Geist aufgegeben«, meldete sich Pitt zu Wort.
    »Meiner ist, Gott sei Dank, noch in Ordnung«, entgegnete Sheila.
    »War er denn eingeschaltet, als Ihr Videogerät durchgeknallt ist?« fragte Kerry.
    »Nein«, erwiderte Sheila.
    »Deshalb ist er auch noch in Ordnung«, erklärte Kerry. »Wenn er eingeschaltet gewesen wäre, wäre die Bildröhre draufgegangen.«
    »Können Sie den Videorecorder reparieren?« wollte Sheila wissen.
    »Dafür müßte ich fast das gesamte Innenleben austauschen«, erwiderte Kerry. »Um Ihnen die Wahrheit zu sagen - kaufen Sie sich lieber
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