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Grünes Gift

Titel: Grünes Gift
Autoren: Robin Cook
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Virus zu reagieren«, stellte Pitt fest. »Sehen Sie sich mal die mit den meisten Punkten an. Ich glaube, sie hat einen Krampf.«
    Jonathan hatte mitbekommen, daß irgend etwas passiert war. Er schob seinen Kopf zwischen den Schultern der anderen hindurch und warf einen Blick auf die leidenden Mäuse.
    »Igitt!« rief er. »Der Schaum hat einen Grünstich.«
    Harlan griff in den Käfig und nahm die erste Maus. Ihre Aggressivität war wie verflogen. Ohne auch den geringsten Widerstand ließ sie sich auf seine Hand legen. Sie atmete flach und schnell. Harlan legte sie wieder ab und griff nach der Maus, die den Krampf gehabt hatte.
    »Sie ist tot«, stellte er fest. »Da sie diejenige war, die ich als erste infiziert habe, können wir daraus wohl einen wichtigen Schluß ziehen.«
    »Zum Beispiel den, daß so wahrscheinlich auch die Dinosaurier gestorben sind«, entgegnete Sheila. »Jedenfalls ging es schnell.«
    Harlan legte die tote Maus ab und zog seine Hände aus dem Käfig zurück. »Der erste Teil unseres Experiments ist ja wunderbar glattgegangen«, stellte er fest und rieb sich die Hände. »Ich würde sagen, damit wären die Tierversuche abgeschlossen. Es ist an der Zeit, unser Virus an Menschen zu testen.«
    »Meinen Sie etwa, wir sollten das Virus einfach freilassen?« fragte Sheila. »Sozusagen die Tür aufreißen und es hinauslassen.«
    »Nein«, erwiderte Harlan mit einem Augenzwinkern. »Für klinische Studien ist es noch zu früh. Ich hatte an etwas sehr viel Näherliegendes gedacht. Ich wollte mich selbst als Versuchsobjekt zur Verfügung stellen.«
    »Unmöglich«, protestierte Sheila.
    »Seit Urzeiten haben Mediziner sich selbst als Versuchskaninchen zur Verfügung gestellt. Ich glaube, jetzt ist die Gelegenheit, ihnen nachzueifern. Ich bin seit etlichen Tagen infiziert. Zwar ist es mir gelungen, die Aggressivität des aktivierten außerirdischen Virus mit Hilfe des monoklonalen Antikörpers in Schach zu halten, aber ich bin dennoch von dem Virus befallen. Ich finde, es ist an der Zeit, daß ich dieses Virus in mir endgültig vernichte. Deshalb betrachte ich mich auch nicht als Opferlamm, sondern als den ersten Nutznießer unserer geistigen Anstrengungen.«
    »Was wollen Sie tun?« fragte Sheila. Mit Mäusen zu experimentieren, war etwas völlig anderes als mit einem menschlichen Versuchsobjekt zu arbeiten.
    »Kommen Sie!« forderte Harlan sie auf und nahm einen der Erlenmeyer-Kolben, in dem sich die mit dem künstlichen Rhinovirus infizierte Gewebekultur befand. Er steuerte die Krankenstation an.
    »Wir verfahren im Prinzip genauso wie mit den Mäusen. Mit dem einzigen Unterschied, daß Sie mich in einem der Quarantäneräume einschließen.«
    »Ich finde, wir sollten das Experiment zunächst noch mit einem anderen Tier durchführen«, wandte Sheila ein.
    »Unsinn«, entgegnete Harlan. »Soviel Zeit haben wir nicht. Denken Sie daran, was Pitt uns über dieses seltsame Gateway erzählt hat.«
    Alle liefen hinter Harlan her. Er war offenbar fest entschlossen, als Versuchsperson zu fungieren. Auf dem Weg zur Quarantänestation gab Sheila noch Verschiedenes zu bedenken, doch er ließ sich durch nichts von seinem Vorhaben abbringen.
    »Versprechen Sie mir nur eins«, bat Harlan. »Schließen Sie mich ein. Falls etwas Seltsames mit mir geschieht, möchte ich auf keinen Fall einen von Ihnen in Gefahr bringen.«
    »Was sollen wir tun, wenn Sie ärztliche Hilfe benötigen?« fragte Sheila. »Ich will wirklich nicht den Teufel an die Wand malen - aber was ist, wenn wir Sie wiederbeleben müssen?«
    »Sie machen gar nichts«, erwiderte Harlan fatalistisch. »Das Risiko muß ich eingehen. Und jetzt verschwinden Sie. Dann kann ich mich in Ruhe meinem Schnupfen hingeben.« Sheila zögerte einen Augenblick. Sie überlegte, ob es nicht doch noch einen Weg gab, Harlan von seinem Vorhaben abzuhalten. Sie hielt es für den reinsten Wahnsinn, ein solches Risiko einzugehen. Schließlich gab sie es auf, trat in die Luftschleuse und verschloß die Tür. Als sie noch einmal durch das dicke Glas sah, reckte Harlan ihr den Daumen entgegen. Sie bewunderte seinen Mut und erwiderte die Geste.
    »Was macht er?« fragte Pitt. Jonathan und er waren im Flur geblieben, da der Platz in der Luftschleuse nur für eine Person ausreichte.
    »Er zieht den Stöpsel aus dem Erlenmeyer-Kolben«, erwiderte Sheila.
    »Ich setze mich wieder an den Computer«, verkündete Jonathan. Die Spannung machte ihn nervös. Pitt beschloß, wieder einmal
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