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Grüne Magie

Grüne Magie

Titel: Grüne Magie
Autoren: Jack Vance
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sicher mit aller Entschlossenheit kämpfen. Anderson Grimes, der Unglücksbringer in seinen Diensten, galt als sehr tüchtig und genoß einen guten Ruf. Außerdem dachte Lord Faide in diesem Zusammenhang auch noch an das Erste Volk und die neue Pflanzung, die die Lücke zwischen dem Nördlichen und Südlichen Dichtwald schloß. Eigentlich war das Erste Volk eher zaghaft und schwächlich und somit bei einem direkten Kampf kein ebenbürtiger Gegner für Menschen. Aber es hütete die Wälder und stellte dort viele Fallen auf. Lord Faide fluchte leise. Wenn sie den Nördlichen oder Südlichen Dichtwald umgingen, so bedeutete das einen Zeitverlust von drei Tagen, und damit wollte er sich nicht abfinden.
    Lord Faide kehrte ins Lager zurück. Inzwischen waren Feuer angezündet worden, und in den darüber hängenden Töpfen blubberte es. Im Moos zeigten sich die Schlafmulden, die lange und genau ausgerichtete Reihen bildeten. Das Zelt des Lords hatte man auf einem kleineren Hügel errichtet, neben dem alten Wagen.
    Lord Faide schritt durchs Lager und führte eine rasche Inspektion durch. Er sah sich alles genau an, sprach jedoch nicht ein einziges Wort. Die Unglücksbringer lagerten ein wenig abseits der Streitmacht. Die Novizen und einfachen Thaumaturgen bereiteten das Essen vor, während die Unglücksbringer und Kabbalisten in ihren Zelten arbeiteten. Sie schoben Kommoden und Kisten hin und her und rückten alles zurecht, was während der Fahrt in Unordnung geraten war.
    Der Lord betrat das Quartier des Obersten Unglücksbringers. Hein Huss war ein Riese von einem Mann –Arme und Beine so dick wie Baumstämme, der Oberkörper so breit wie ein Faß. Sein rötliches Gesicht wirkte ruhig und sanftmütig, und die Augen schimmerten mit der Klarheit von Kristallen. Struppige graue Strähnen bildeten ein dichtes Gespinst auf seinem Schädel, der nicht von einer jener Kappen bedeckt wurde, die Unglücksbringer für gewöhnlich nutzten, um Haarausfall zu verhindern. Hein Huss hielt nichts von solchen Vorsichtsmaßnahmen. Wenn man ihn darauf ansprach, so entblößte er meistens seine weißen Zähne in einem breiten Grinsen und antwortete: »Warum sollte jemand mich behexen, den alten Hein Huss? Ich tue doch niemandem etwas zuleide. Ach, wer mich zu verzaubern versuchte, würde sicher vor Kummer und Scham sterben!«
    Als Lord Faide eintrat, hockte Huss gerade vor seiner Kommode. Die Klappen standen weit auf, und deutlich konnte man Hunderte von Puppen erkennen. Jede einzelne von ihnen war mit einer Haarlocke versehen, mit einem Kleidungsfetzen oder dem Schnipsel eines Fingernagels, und jene Dinge hatte der Unglücksbringer mit Hilfe von Fett, Speichel, Exkrementen oder Blut an ihnen festgeklebt. Lord Faide wußte natürlich, daß eine jener Puppen ihn selbst darstellte. Und er zweifelte nicht daran, daß Hein Huss sie ihm sofort aushändigen würde, wenn er ihn dazu aufforderte. Ein Teil des Manas jenes großen Mannes gründete sich auf sein gewaltiges Selbstvertrauen, auf die Mühelosigkeit, mit der er seine Kunst beherrschte. Huss drehte sich zu ihm um und sah die stumme Frage in dem Blick des Lords. »Lord Ballant wußte nichts von der neuen Pflanzung. Anderson Grimes hat ihn gerade davon unterrichtet. Ballant rechnet nun damit, daß Sie aufgehalten werden. Darüber hinaus hat sich Grimes mit Gisbornefeste und dem Wolkenschloß in Verbindung gesetzt. Dreihundert Männer werden noch heute nacht aufbrechen, um zu der Streitmacht von Ballantfeste zu stoßen. Sie dürften in zwei Tagen dort eintreffen. Lord Ballant ist entzückt.«
    Lord Faide schritt auf und ab. »Können wir die neue Pflanzung durchqueren?«
    Hein Huss brummte und schüttelte den Kopf. »Es gibt viele Zukunftsmöglichkeiten. In einigen Alternativen kommen Sie durch. In anderen nicht. Und ich bin nicht dazu in der Lage, über die Mannigfaltigkeiten der Zukunft zu gebieten.«
    Lord Faide hatte längst die Tugend entwickelt, sich nicht mehr über das aufzuregen, was er als verwirrende Pedanterie erachtete. »Das Erste Volk muß entweder sehr dumm oder ausgesprochen kühn sein, um auf diese Weise im Hügelland zu pflanzen. Ich kann mir überhaupt nicht vorstellen, was es damit bezweckt…«
    Hein Huss dachte eine Zeitlang nach, und widerstrebend formulierte er eine Vermutung. »Was ist, wenn es westlich vom Nördlichen Dichtwald bis hin nach Sarrowbusch pflanzt? Und bis zum Alten Wald?«
    Lord Faide blieb jäh stehen, kniff die Augen zusammen und nickte langsam. »Dann
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