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Grüne Magie

Grüne Magie

Titel: Grüne Magie
Autoren: Jack Vance
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wäre Faidefeste von Wald umgeben. Wir säßen in der Falle… Werden die Pflanzungen fortgesetzt?«
    »Allem Anschein nach.«
    »Aber welche Absicht steckt dahinter?«
    »Das weiß ich nicht. Vielleicht hofft das Erste Volk, auf diese Weise die Festen isolieren zu können. Oder es ist bestrebt, die Menschen von dieser Welt zu vertreiben. Möglicherweise kommt es ihm einfach nur darauf an, die Wege durch die Wälder zu sichern.«
    Lord Faide grübelte. Huss’ letzte Annahme klang eigentlich recht vernünftig. Während des ersten Jahrhunderts der Besiedelung durch Menschen hatten sportliche junge Männer mit Keulen und Lanzen Jagd auf das Erste Volk gemacht und es schließlich aus seiner angestammten Hügelheimat in die Wälder verdrängt. »Offenbar ist es weitaus schlauer, als wir bisher vermuteten. Adam MacAdam glaubt, es könne nicht denken, aber offenbar irrt er sich.«
    Hein Huss zuckte mit den breiten Schultern. »Adam MacAdam setzt Denken mit den bei uns Menschen gebräuchlichen zerebralen Prozessen gleich. Er konnte keinen telepathischen Kontakt mit dem Ersten Volk herbeiführen, und deshalb ist er sicher, daß es nicht ›denkt‹. Ich habe es jedoch beim Waldmarkt beobachtet, und mir scheint, es feilscht auf recht intelligente Art und Weise.« Er hob den Kopf und schien zu lauschen, und unmittelbar darauf griff er in die Kommode und zog behutsam die kleine Schlinge zusammen, die eine der Puppen am Hals trug. Außerhalb des Zeltes keuchte jemand und schnappte nach Luft. Huss lächelte und lockerte die Schlinge wieder. »Das ist der Novize Isak Comandores. Er hofft, eines Tages eine Hein Huss-Puppe anfertigen zu können. Eins muß ich ihm zugestehen: Er geht mit ziemlicher Verbissenheit vor – wann immer es ihm möglich ist, berührt er die Spuren, die ich im Moos zurücklasse.«
    Lord Faide trat an die Zugangsplane heran. »Wir brechen früh auf. Seien Sie bereit – vielleicht brauche ich Ihre Hilfe.« Und damit verließ der Lord das Zelt.
    Hein Huss fuhr damit fort, das Innere der Kommode zu ordnen. Nach einer Weile spürte er, daß sich ihm sein Rivale näherte, Unglücksbringer Isak Comandore, der ganz verrückt nach dem höheren Posten seines Konkurrenten war. Huss schloß den Schrank und stand auf. Kurz darauf kam Comandore ins Zelt – ein ebenfalls recht großer, aber spindeldürrer und buckliger Mann. Dichte und rotbraune Locken bedeckten den keilförmigen Kopf. Und unter den roten Brauen blitzten kastanienfarbene Augen. »Ich biete Ihnen alle meine Rechte auf Keyril an, und ich übergebe Ihnen auch die Masken, den Kopfschmuck und die Amulette. Von allen jemals beschworenen Dämonen genießt er den weitaus besten Ruf. Die Formulierung des Namens genügt bereits zur Hälfte, um ihn zu einem Diener zu machen. Keyril wäre in jedem Fall ein kostbarer Besitz. Das ist mein letztes Wort.«
    Aber Huss schüttelte den Kopf. Comandore wünschte sich ein vollständiges Simulacrum von Tharon Faide, dem ältesten Sohn des Lords. Er wollte alles, was dazugehörte: Kleidung, Haar, Haut, Wimpern, Tränen, Ausscheidungsstoffe, Schweiß und Speichel. Es gab nur eine einzige entsprechende Puppe, denn Lord Faide achtete mehr auf seinen Sohn als auf sich selbst. »Ihr Angebot ist sicher nicht schlecht«, sagte Hein Huss, »aber meine Dämonen genügen mir. Gewiß bewirkt der Name Dant ebensolchen Schrecken wie Keyril.«
    »Ich füge noch fünf Haare vom Haupte des Unglücksbringers Clarence Sears hinzu. Es sind die letzten, denn inzwischen ist er völlig kahl.«
    »Schluß damit. Ich behalte das Simulacrum.«
    »Wie Sie meinen«, erwiderte Comandore eingeschnappt. Er blickte kurz nach draußen. »Dieser närrische Novize! Er setzt die Puppe verkehrt herum in Ihre Fußspuren.«
    Huss öffnete die Kommode und stieß eine der kleinen Bildnisse darin mit dem Finger an. Außerhalb des Zeltes wurde ein überraschtes Schnaufen laut. Huss grinste. »Er ist jung und ehrgeizig, und vielleicht sogar klug, wer weiß?« Er trat an die Zugangsplane heran und rief nach draußen: »He, Sam Salazar, was tust du da? Komm rein!«
    Zwinkernd betrat Novize Sam Salazar das Zelt – ein dicklicher junger Bursche mit einem runden rosigen Gesicht. Ein ziemlich zerzaust wirkendes Gewirr aus strohblondem Haar wuchs ihm auf dem Kopf. In der einen Hand hielt er eine schlichte dickbäuchige Puppe, die offenbar Hein Huss darstellen sollte.
    »Du gibst sowohl deinem Meister als auch mir Rätsel auf«, sagte Huss. »Bestimmt steckt Methode hinter
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